CDU-Parlamentarier sorgen mit Anfrage im Landtag für eine Premiere. Mit ihrem Vorstoß wollen sie “Platt“ auch Jüngeren wieder näher bringen.

Stade/Hannover. Die beiden CDU-Parlamentarier Kai Seefried und Helmut Dammann-Tamke haben für eine Premiere im Landtag gesorgt. Sie haben gemeinsam mit ihrer Landtagsfraktion eine Große Anfrage auf Plattdeutsch an das Parlament gestellt. Wie Kai Seefried erklärt, sei die zentrale Idee dabei, dem Plattdeutschen eine größere Bedeutung zukommen zu lassen. Der Vorstoß der CDU-Parlamentarier wird weithin begrüßt, der Sinn der Aktion aber auch in Frage gestellt.

Der Gedanke, eine Anfrage auf Platt einzubringen, gab es schon länger. Es gab auch immer Versuche von CDU und SPD, das Plattdeutsche im Landtag weitgehend hoffähig zu machen "Wir haben in der Vergangenheit bereits öfter das Thema in Hannover angerissen und nun hatte auch das Ministerium für Wissenschaft und Kultur unsere Initiative als positiv angesehen", sagt Seefried. Damit sei auch der Weg für die jetzige Aktion frei gewesen.

140 Fragen auf Niederdeutsch sollen die Sprache stärker ins Bewusstsein rücken

Die eingereichte sogenannte Große Anfrage mit dem Titel "Niedersachsen spricht Plattdeutsch!" umfasst insgesamt 140 auf Niederdeutsch formulierte Fragen an das Parlament. Mit dieser Aktion will die CDU das Plattdeutsche im Parlament, in Schulen und im sonstigen Alltagsleben nachhaltig stärken.

Laut Kai Seefried könnte das Niederdeutsche langfristig den Rang einer quasi-anerkannten Amtssprache bekommen. Die niederdeutsche Sprache sei ein zentraler Bestandteil der Landeskultur, der Tradition und Innovation sowie der Identität der Menschen, sagen Seefried und Dammann-Tamke. Die Sprache müsse daher auch von den Landespolitikern nachhaltig gestärkt werden.

"Nirgendwo schlägt sich die kulturelle Identität so stark nieder wie in der Sprache. Seit Jahrhunderten ist das Plattdeutsche für viele Niedersachsen Muttersprache", sagt Seefried. "Plattdeutsche Sprache ist aber mehr als die Bewahrung von Tradition. An vielen Projekten und Initiativen im Land Niedersachsen lässt sich das enorme Innovationspotential der Plattdeutschen Sprache ablesen. Sie ist lebendig und wird kreativ in Schule, Alltag und Berufsleben eingesetzt."

Plattdeutsch soll künftig auch bei ernsthaften Themen zum Zug kommen

Die CDU-Landtagsfraktion sieht es deshalb auch an der Zeit, dass im Niedersächsischen Landtag wieder regelmäßig "op Platt" diskutiert wird. Bisher wurde das Plattdeutsche vor allem benutzt, um eine lockere Atmosphäre im Landtag zu schaffen. Nach Ansicht Seefrieds solle Platt aber auch für ernsthafte Themen genutzt werden können. Und aus diesem Grund habe die Partei ihre Große Anfrage auch nur in plattdeutscher Sprache eingereicht. "Das ist die erste Drucksache überhaupt, die in Plattdeutsch in den Niedersächsischen Landtag eingebracht wird", sagt Dammann-Tamke, der zusammen mit Heiner Ehlen als einer der größten Verfechter des Plattdeutschen im Niedersächsischen Landtag gilt.

Nach einem Beschluss des Landtages wird die Große Anfrage nun ins Hochdeutsche übersetzt. Damit soll sichergestellt werden, dass auch jene, die nicht fließend Plattdeutsch sprechen, den Inhalt der Anfragen auch im Detail verstehen. Die FDP-Fraktion hat sich der Arbeit der CDU inzwischen angeschlossen. Beide Fraktionen werden die Große Anfrage nun gemeinsam in das parlamentarische Verfahren einbringen, um einen umfassenden Überblick über die Bedeutung dieser Sprache zu bekommen.

Kai Seefried könnte sich vorstellen, dass in den kommenden Jahren das Plattdeutsche soweit etabliert werden könnte, dass Gesetzesinitiativen auch auf Plattdeutsch in den Landtag eingebracht werden. "Eine Sprachquote, wie sie Frankreich etwa bei den Radiosendern Anwendung findet, wird es bei uns aber künftig wohl eher nicht geben", sagt Seefried. Eine gesetzliche Verordnung für die Verwendung des Niederdeutschen im Amtsverkehr oder in der Kultur sei weniger sinnvoll als eine freiwillige Stärkung der Sprache.

Auf generelle Sympathie stößt die Charme-Offensive der CDU auch bei der SPD-Landtagsabgeordneten Petra Tiemann. "Ich finde die Idee eigentlich nicht schlecht, denn es ist immer schön, wenn man die Sprache erhält und dafür etwas unternimmt", sagt sie. Die Heimatvereine würden etwa schon jetzt einen bedeutenden Beitrag dazu leisten, das Platt am Leben zu erhalten und auch wieder Populär zu machen. "Ich hätte auch kein Problem damit, Platt zu schnacken, aber die Idee, es etwa als Amtssprache zu etablieren, das sehe ich problematisch", sagt Tiemann.

Vielfalt der Mundarten macht den Plan kompliziert

Da es fast unzählige Mundarten und Unterarten des Niederdeutschen in Norddeutschland gebe, sei es nur schwer vorstellbar, wie ein einheitliches Platt im Parlament oder auch im Unterricht überhaupt etabliert werden solle und könne.

"Ich verstehe das Platt aus meiner Region, aber ich habe große Probleme, etwa Ostfriesenplatt zu verstehen", sagt die SPD-Politikerin. Und da im Parlament Vertreter aus ganz Niedersachsen sitzen, werde es wohl unmöglich sein, alle in der Platt-Frage unter einen Hut zu bekommen.

Zudem werde für eine Übersetzung von Anfragen und Gesetzesentwürfen Zeit benötigt. Da sei die Frage legitim, ob die Zeit, die hierfür gebraucht wird, nicht besser genutzt werden könne, so die SPD-Politikerin.