Schlichter Heinrich Reincke hat im Streit um den Hochwasserschutz sein Urteil verkündet. Einen wirklich Paukenschlag gab es aber nicht.

Buxtehude. Das Vermittlungsverfahren zum Hochwasserschutz in Buxtehude ist abgeschlossen, aber einen wirklichen Paukenschlag hat es nicht gegeben. Schlichter Heinrich Reincke, Honorarprofessor für Wasserwirtschaft an der Hochschule 21 in Buxtehude und ausgewiesener Experte auf seinem Gebiet, hat am Ende sieben Punkte zu Papier gebracht, die sich auf eine wesentliche Aussage zusammenfassen lassen: Der Deichverband der Zweiten Meile Altes Land führt seine Pläne für die Buxtehuder Innenstadt wie geplant fort.

Das heißt, dass auf einer Länge von 1,8 Kilometern zwischen dem Granini-Wehr beim Mühlenteich und dem Marschtor-Wehr nahe des Buxtehuder Hafens die derzeit 3,30 Meter über Normalnull hohen Schutzwände nach wie vor auf vier bis 4,80 Meter über Normalnull erhöht werden sollen. Es sollen neue Spund- und Winkelstützwände sowie Minideiche entstehen, für die zahlreiche Bäume am Ufer fallen müssten. Alles Nähere soll das Planfeststellungsverfahren klären.

Es gibt auch Zugeständnisse an die Gegner der Hochwasserschutzpläne

Dass die Gegner dieser Pläne, namentlich die Bürgerinitiative "Este", die sich für eine Renaturierung des Flusses einsetzt, und die Buxtehuder FDP-Fraktion als Initiator des Mediationsverfahrens, angesichts dieses Vorhabens nicht mit lautem Widerspruch den Verhandlungstisch verlassen haben, dürfte daran liegen, dass Reinckes Schlichtung auch einige Zugeständnisse an sie vorsieht.

Zum einen soll nämlich überprüft werden, inwiefern es Möglichkeiten gibt, Wasser im Einzugsgebiet der Este zurückzuhalten, um die potenzielle Pegelhöhe in der Innenstadt zu verringern. Dabei spielen vor allem die Untersuchungsergebnisse von Klimzug Nord, einem groß angelegten Forschungsprojekt unter Beteiligung der TU Harburg, eine Rolle. Diese liegen voraussichtlich im Sommer vor. Laut Reincke könnte sich dann herausstellen, dass sich der geplante sogenannte Bemessungswasserstand zwischen Graniniwehr und Poststraße verringern lässt. Das wiederum bedeutet, dass auch die Hochwasserschutzmaßnahmen kleiner ausfallen könnten.

Mediator empfiehlt Gründung eines neuen Wasser- und Bodenverbandes

Derzeit liegt das vorläufige Bemessungshochwasser im schlimmsten Hochwasserfall, dem HQ 100, bei 55,4 Kubikmetern Wasser pro Sekunde. Diesen Wert hatte der Deichverband als Grundlage für die Pläne genommen, auch Heinrich Reincke bestätigt ihn.

Zum anderen sehen die Empfehlungen des Mediators vor, dass sich ein Wasser- und Bodenverband für den Hochwasserschutz an der Este gründet, damit es in Zukunft einen Ansprechpartner für den gesamten Flussverlauf von der Quelle bis zur Mündung gibt. Darüber hinaus soll das Land Niedersachsen einen Hochwassermanagementplan für das Einzugsgebiet der Este aufstellen, in dem unter anderem ein natürlicher Wasserrückhalt in der Fläche vorgesehen ist.

In seinen Empfehlungen macht Reincke aber auch zwei weitere Dinge deutlich: Er rät zwar dazu, die Pläne des Deichverbandes fortzuführen. "Alternative Trassenführungen" sollten aber auch möglich sein. Außerdem erklärt er, dass auf Grundlage des Niedersächsischen Deichgesetzes "Einzelfallentscheidungen bezüglich der städtebaulichen Nutzung innerhalb des Schutzstreifens getroffen werden sollen".

Einschränkungen könnten nur dort erforderlich werden, "wo für die notwendige Unterhaltung und Deichverteidigung entlang der Schutzanlagen absehbar Flächenbedarf besteht". Grundsätzlich sei dabei die bestehende gewachsene Baulinie unter Berücksichtigung der städtebaulichen Entwicklung zu gewährleisten. Was das in der Praxis bedeutet, macht Buxtehudes Bürgermeister Jürgen Badur am Beispiel des Stadtparks deutlich. Die Frage, ob die Deiche dort direkt am Fluss oder etwas weiter weg entstehen sollen, wolle die Stadt jetzt gemeinsam mit dem Deichverband klären.

"Wir haben noch einmal die Kurve gekriegt", resümiert Heinrich Reincke den Verlauf des gesamten Vermittlungsverfahrens. Nachdem sich die Beteiligten nach dem vierten Gesprächstermin in der vergangenen Woche nicht auf einen Standpunkt verständigen konnten, sei es am Ende noch positiv ausgegangen. Die Beiträge seien sehr konstruktiv gewesen, und es habe sich ein Wir-Gefühl entwickelt.

Ähnlich sieht es auch Rudolf Fischer, FDP-Fraktionsvorsitzender und Initiator der Mediation. "Das Verfahren hat sich gelohnt." An der Position, dass eine Renaturierung der Este besser sei als Deiche und Spundwände in der Innenstadt, halte die Fraktion aber fest.

Gerd Bosse von der Bürgerinitiative "Hochwasserschutz für Buxtehude" ist hingegen froh, dass die sehr komplexe und anstrengende Mediation endlich beendet ist. Jetzt hofft er auf das Planfeststellungsverfahren, in dem die restlichen Probleme geklärt werden. "Uns im Überschwemmungsgebiet ist vor allem wichtig, dass die ganze Sache vorangeht", sagt er. Wie die Bürgerinitiative die Ergebnisse der Mediation insgesamt bewertet, soll beim nächsten Treffen am 17. Februar besprochen werden.

Bürgerinitiative "Este" will sich noch auf einen Standpunkt verständigen

Bei der Bürgerinitiative "Este", die mehrere tausend Unterschriften für eine Renaturierung des Flusses gesammelt hatte, ist man ebenfalls noch in der Bewertungsphase. "Wir wollen uns jetzt auf einen Standpunkt verständigen", sagt Hanno Krusche.

Was meinen Sie? Wie beurteilen Sie das Ergebnis des Vermittlungsverfahrens für den Hochwasserschutz in Buxtehude? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an stade@abendblatt.de