Sportbootschifffahrt steht vor Problemen. Kleine Häfen verschlicken und Freizeit-Kapitäne werden immer älter

Grünendeich. Momentan sieht sie nicht besonders einladend aus, die Elbe. Düstergrau wälzt sie sich Richtung Nordsee und kommt dabei bedrohlich nah an die Deichkanten. Spätestens zur Obstbaumblüte aber wird der Elbstrom wieder tiefblau glitzern und Wassersportler locken. Die Unterelbe ist nicht nur Wasserstraße für die größten Containerschiffe der Welt, sie ist auch ein Tummelplatz für Freizeitskipper.

Freizeitkapitän führt Verschlickung auf Elbvertiefung zurück

Einer von ihnen, der sich jedes Jahr aufs Ansegeln freut, ist Uwe Brümmer aus Steinkirchen. "Die erste Fahrt der Saison ist immer etwas Besonderes", meint der 60-jährige Kapitän. Mit einem über 100 Jahre alter Fischkutter ist er seit 15 Jahren auf der Elbe unterwegs und kennt sein Revier. "Wer auf der Elbe segelt, muss geübt sein und den Schiffsverkehr im Blick haben", sagt Brümmer. Und außerdem den Tidenkalender zur Hand, denn ohne ausreichend Wasser komme man erst gar nicht aus dem Hafen.

Auf den rund 100 Kilometern vom Hamburger Hafen bis nach Cuxhaven, wo die Elbe in die Nordsee mündet, haben viele kleine Sportboothäfen allerdings ein Problem. Seit der letzten Elbvertiefung im Jahr 1999, so die Beobachtung vieler Sportbootfahrer, verschlicken die Häfen immer stärker.

"Heutzutage muss ein Hafen alle drei bis fünf Jahre komplett ausgebaggert werden. Das kostet viel Geld", sagt Uwe Brümmer. Immer größere Containerschiffe befahren die Elbe. Den Sog, den die großen Pötte verursachen, würde man sogar in den kleinen Nebenflüssen wie Este oder Lühe, noch zwei Kilometer von der Mündung entfernt, spüren.

Gegen die geplante weitere Elbvertiefung sei Brümmer nicht generell - für neue Arbeitsplätze im Hamburger Hafen müsse ja auch gesorgt werden. Allerdings sollten diejenigen, die von der Elbvertiefung profitieren, die Segler für die entstandenen Nachteile wie Verschlickung entschädigen. Die Stadt Hamburg hat dafür bereits im Jahr 2007 den sogenannte Elbefonds aufgelegt. Kritiker monieren allerdings, dass das Geld bei weitem nicht ausreichen würde, um die kommenden Baggerarbeiten zu finanzieren.

Auch Karin Warncke, Geschäftsstellenleiterin der Arge Maritime Landschaft Unterelbe, sieht schwierige Zeiten für die Sportbootschifffahrt kommen. Sie bezieht sch dabei allerdings auf ein anderes Problem: nämlich den demografischen Wandel. "Der Wind wird schärfer wehen. Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem etwas passieren muss", sagt Karin Warncke. Denn die Bootseigner würden immer älter.

Schätzungen zufolge liegt das Durchschnittsalter heute bei 56 Jahren und wird in Zukunft ansteigen. Häfen, die wettbewerbsfähig bleiben wollten, müssten sich an den Wünsche einer zunehmend älteren Klientel orientieren. Umfragen würden zeigen, dass diese größere Ansprüche an Sanitäranlagen haben, sich kurze Wege zu Serviceeinrichtungen und mehr Sicherheit auf dem Hafengelände durch eine Videoüberwachung oder Notfalltelefone wünschen.

Das Problem der Überalterung müsse den Hafenbetreibern oder Vereinen auch in anderer Hinsicht bewusst sein: "Wir müssen uns um neue Zielgruppen kümmern. Sonst stirbt eine Generation weg und es kommt nichts nach", sagt Warncke.

Sportboot-Vereine sollen etwas für den Tourismus tun

Aus ihrer Sicht ist es erforderlich, dass sich auch Vereine für den Tourismus öffnen. Unsere Nordsee-Nachbarn, die Dänen, Schweden oder Holländer auf die Elbe zu holen, schwebt der Geschäftsstellenleiterin vor. Viele Holländer zum Beispiel hätten ein Boot, und Reviere wie das Ijsselmeer seien überfüllt. Damit die Wassersport-Touristen aus dem Ausland aber kommen, müssten die Häfen aufgerüstet werden. Ein Liegeplatz-Buchungssystem, eine gute Infrastruktur mit Gastronomie, Fahrradverleih, Spiel- und Grillplätzen und Einkaufsmöglichkeiten seine nur einige Dinge, die Häfen attraktiver machen. Dabei stelle sich aber die finanzielle Frage, vor allem bei den Vereinen. Trägt man die Finanzierung aus Fördermitteln, beteiligen sich die Kommunen, findet sich ein Betreiber?

Dagegen sieht Uwe Brümmer segelnde Touristen auf der Elbe kritisch: "Die Elbe ist ein ganz spezielles Segelgebiet. Ortsunkundige sollte man da wegen des Schiffsverkehrs mit seinen ganz eigenen Regeln nicht segeln lassen." Kapitän Brümmer hält es für sinnvoller, in Jugendarbeit zu investieren.

Geld in die Hafen-Kassen könnten auch zunehmend mehr "Sehleute", wie Karin Warncke sie nennt, bringen. Der Hafen soll dabei auch für Radfahrer und Spaziergänger als Ausflugsziel dienen. Ein gelungenes Beispiel dafür sei das Café Möwennest am Neuenschleusener Hafen in Jork. "Seitdem es das Café am Deich gibt, steppt dort der Bär. Das ist Klein-Nizza", schwärmt Karin Warncke, die das Café am Jachtclub zu einem ihrer Lieblingsplätze an der Elbe erkoren hat.

Ein "Hafencheck" mit Bewertung einiger Häfen der Unterelbe lässt sich im Internet abrufen.

www.maritime-elbe.de/schifffahrt/hafencheck.html