Trotz des Dioxin-Verdachts auf 40 Stader Bauernhöfen bleiben Eierhändler, Schlachter und ihre treuen Kunden gelassen.

Stade/Buxtehude. Eigentlich müssten der Puls von Schlachtern und Eierhändlern in der Region derzeit stark erhöht sein. Immerhin dürfen 40 Schweine- und Geflügelbauern im Landkreis Stade seit gestern weder Schlachttiere noch Eier verkaufen, weil sie mit Futter beliefert worden sind, das eventuell mit Dioxin belastet ist. Für Nachschub werden diese Landwirte also möglicherweise auf Wochen hin nicht sorgen können. Dennoch ist bei ihren potenziellen Abnehmern von Aufregung nichts zu spüren: Bei Schlachtern und Händlern herrscht noch immer eine solche Ruhe, als gäbe es überhaupt keinen Dioxin-Skandal.

Einige Schlachtereien im Kreis Stade, so etwa der Schlachthof Maretzki in Düdenbüttel, verarbeiten nur Rinder und sind somit gar nicht betroffen. Aber auch Schlachtereien, die Schweine und Geflügel verarbeiten, sehen keinen Grund, Alarm zu schlagen. "Für uns gibt es derzeit keinen Anlass zur Sorge", sagt Friedrich Röhrs, Inhaber der Jorker Schlachterei Röhrs. Sein Geflügellieferant habe ihm bereits zugesichert, dass die gelieferten Hühner und Truthähne nicht von dem kontaminierten Futtermittel betroffen seien.

Von den Schweinemastbetrieben im Kreis Stade, die ihn beliefern, habe es noch keine direkte Rückmeldung gegeben. "Das beunruhigt mich aber nicht, denn wenn einer unserer Lieferanten von dem Problem betroffen wäre, würden wir über das Veterinäramt informiert werden", so Röhrs. Für die Verbraucher werde sich vorerst nichts ändern. Schinken, Steaks und frisches Mett werde es auch künftig geben.

Auch im größten Schlachthof für Schweine in der Region, der Vion AG in Zeven, wird der Futtermittelskandal wohl nicht zu Produktionsengpässen führen. In dem Zevener Schlachthaus werden jede Woche etwa 22 000 Schweine zerlegt - Fleisch, das später in Metzgereien zum Verkauf angeboten wird. Nach Aussagen der Firmenzentrale in Düsseldorf sei die Verfügbarkeit von Schweinen für den Betrieb auch weiterhin gesichert. Nach Aussage des Vion-Qualitätsmanagers Gereon Schulze-Althoff verfüge der Betrieb über ein breites Netz an Lieferanten, so dass der Konzern auf Lieferschwankungen reagieren könne.

"Wir sehen die Situation momentan noch nicht als einen Notfall", so Schulze-Althoff. Ein Grund dafür sei, dass die Lebenserwartung der Schlachtschweine etwa sechs Monate beträgt. Bei einer so kurzen Lebenserwartung seien die möglicherweise auftretenden Lieferschwankungen relativ einfach auszugleichen.

Wie der Konzern mitteilt, laufen bei allen Schlachthäusern der Vion AG derzeit zur Sicherheit Probeschlachtungen. Bei diesen wird das angelieferte Fleisch genau untersucht, um auf diese Weise eine mögliche Dioxin-Belastung frühzeitig zu erkennen und belastetes Fleisch rechtzeitig aus dem Verkehr zu ziehen.

Auch die Markthändler in der Region und viele Kunden betrachten die Dioxin-Problematik derzeit ziemlich gelassen. Eierhändler wie Wilfried Wilkens vom Wochenmarkt Altkloster informieren ihre Kunden darüber, dass sie sich bei ihren Futterhändlern nach möglichem Dioxin im Futter erkundigt haben. Dabei, so Wilkens, müsse er sich allerdings auf die Informationen seines Lieferanten verlassen.

Das gilt freilich auch für die Kunden. Etliche Käufer haben ein Vertrauensverhältnis zu den Händlern auf den Wochenmärkten aufgebaut. "Viele unserer Kunden wissen, woher unsere Eier sind. Sie vertrauen uns", bestätigt Markthändlerin Heike Feyer. So mancher Kunde würde Fragen stellen, aber einen geringeren Umsatz bei Eiern kann Feyer nicht feststellen. "Dazu ist es aber auch noch zu früh. Der Skandal ist ja erst kürzlich in großem Stil bekannt geworden. Eine vernünftige Bilanz kann wohl erst zum Monatsende gezogen werden", so Feyer.

Beim Marktstand der Familie Schönecke wurde sofort auf den Skandal reagiert: Mit einem Schild werden Kunden darauf hingewiesen, dass die am Marktstand verkauften Eier Fleisch- und Wurstwaren nicht von der Dioxin-Problematik betroffen seien. Gleich daneben liegt die eidesstattliche Erklärung des Firmeninhabers Henner Schönecke, in der erklärt wird, von wo das benutzte Futtermittel stamme und dass der Futtermittelproduzent die Unbedenklichkeit des Futters garantiere.

Die Verbraucherschützer aus der Region warnen unterdessen vor dem übermäßigen Verzehr von Eiern. "Auch wenn nach Aussage des Bundesamtes für Risikobewertung keine akute Gesundheitsgefahr besteht, sollte von dieser krebsfördernden Substanz möglichst wenig aufgenommen werden, da sich dieser chlorierte Kohlenwasserstoff im Körper anreichert", sagt Uta Wiebalck von der Stader Beratungsstelle der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Gleichzeitig verweist sie darauf, dass die Verbraucher in diesem speziellen Fall der Dioxinbelastung mit dem Verzehr von Bio-Eiern und Bio-Fleisch geschützt seien. Das liege daran, dass im Bio-Landbau isolierte Fettsäuren, die im aktuellen Fall die Quelle für die Kontamination von Futter mit Dioxin waren, nicht erlaubt seien. Wer dennoch unsicher ist, kann sich bei der Stader Beratungsstelle, Bahnhofstraße 2, oder im Internet informieren.

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