250 freiwillige Helfer sollen bei der Mini-Volkszählung die Daten von 22.000 Haushalten sammeln. Bisher gibt es kaum Kritik an dem Vorhaben.

Stade/Buxtehude. Manch ein Bürger erinnert sich noch an die Volkzählung im Jahr 1987. Die von der Regierung unter dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl veranlasste Datensammlung von Bürgern traf auf heftige Kritik von Verbraucherschützern und Politikern, der "gläserne Bürger" wurde befürchtet. "Braucht der Staat all diese Informationen wirklich?", war damals die Frage. Nun, fast 30 Jahre später, gibt es erneut eine Volkszählung, da ein Großteil des Datenmaterials veraltet ist oder notwendige Daten noch nicht erhoben wurden. Doch diesmal ist alles anders als 1987.

Der Auftraggeber der Volkszählung ist diesmal nicht die Bundesregierung sondern die Europäische Union, die im Jahr 2011 in allen EU-Mitgliedstaaten Daten erheben lässt.. Die zweite Neuerung: Die Volkszählung ist in Deutschland vom Umfang viel kleiner und nennt sich diesmal "Zensus". Bemerkenswert: Es gibt bislang so gut wie keine Kritik an dem Vorhaben.

Am 9. Mai 2011 soll die kleine Volkszählung beginnen. Im Landkreis Stade werden dann 250 freiwillige Helfer in insgesamt 22 000 Haushalten Daten sammeln. Für die statistische Arbeit wurde in Stade-Ottenbeck eine gemeinsame Erhebungsstelle vom Kreis Stade und den Städten Buxtehude und Stade eingerichtet. Dass die drei Verwaltungseinheiten zusammenarbeiten, hat einen guten Grund: Gezählt wird in Kommunen ab 30 000 Einwohnern. Nach dem Zensusgesetz müsste die Stadt Stade 1,5 Stellen für die Datensammlung in dem Gebiet stellen, ähnlich sieht dies für Buxtehude aus. Anstatt zwei Stellen zu bilden, wird in der Kooperation nur eine Vollzeitstelle eingerichtet. Der übrige Aufwand wird von den Kooperationspartnern mit getragen. Der eingesparte Personalaufwand liegt damit alleine bei der Stadt Stade bei etwa 19 250 Euro für das Jahr. Eine Einsparung, die in Zeiten knapper Kassen begrüßt wird, da sowohl die Stadt Stade als auch Buxtehude und die Kreisverwaltung mit Millionendefiziten in ihren Finanzplanungen kämpfen.

Das vierköpfige Team, Leiterin Katharina Richert sowie Julia Schröter, Daniela Schirmer und Annika Hammann, werden sich um den reibungslosen Ablauf der Aktion kümmern und auf die strikte Einhaltung des Datenschutzes achten. Damit dieser eingehalten werden kann, wurde auch die Erhebungsstelle eigens in Stade-Ottenbeck und nicht beim Landkreis oder in den Stadtverwaltungen von Buxtehude oder Stade eingerichtet. Die Stelle wird von den anderen Aufgaben der Kommunen bewusst abgeschottet.

Damit die Bürgerbefragung klappt, benötigen die vier Frauen aber noch Unterstützung aus der Bevölkerung. Für die Befragung im Kreis Stade werden daher noch ehrenamtliche "Erhebungsbeauftragte" gesucht, die zuverlässig, verschwiegen, zeitlich flexibel und volljährig sind und die sehr genau arbeiten. Bis Ende Juli soll die Datensammlung abgeschlossen sein. Für die Arbeit erhalten die ehrenamtlichen Helfer, die je 100 Personen befragen sollen, eine Aufwandsentschädigung von 7,50 Euro je befragter Person.

Stades Bürgermeister Andreas Rieckhof hofft auf die Kooperation der Bürger. "Ich zähle auf die Stader. Sie sollten sich zählen lassen, denn sie täten damit nicht nur uns einen großen Gefallen", so Rieckhof. Für die Stadt gehe es zum einen um die Berechnung der Zuweisungen vom Land, also um finanzielle Einnahmen, die die Stadt dringend benötigt. Auch für die Berechnung der Länderstimmen im Bundesrat, den Länderfinanzausgleich, die Einteilung von Wahlkreisen und die Verteilung von EU-Fördermitteln wird der Zensus benötigt. Gleichzeitig erlaubt es die Zählung der Stadt, etwa bei der Planung des Bedarfs und Standortes von Kindertagesstätten, Schulen oder Krankenhäusern auf aktuelle Veränderungen zu reagieren. "Die Zählung hat damit auch für die Bürger einen ganz praktischen Nutzen", sagt Rieckhof.

Und darum geht es für die Bürger: Vom 9. Mai an wird die Zensus-Stelle einzelnen Bürgern einen Fragebogen geben. Dieser umfasst acht Seiten mit insgesamt 50 Fragen. Anders als bei einer traditionellen Volkszählung werden zusätzliche Merkmale wie der Bildungsstand und die Ausbildung nur bei etwa zehn Prozent der Bürger erfragt.

In dem Fragebogen wird unter anderem die Religionszugehörigkeit, die Zahl der Personen, die im Haushalt leben, Staatsangehörigkeit, Zuzug nach Deutschland, sofern es sich um Migranten handelt, der Schulbesuch und etwaige Hochschulabschlüsse, die Berufstätigkeit, der Arbeitsort und die Arbeitsbereiche erfragt. Darüber hinaus werden Informationen über die Zahl der Nutzer von Sondereinrichtungen wie Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften gesammelt. Auch Daten zur Wirtschaft, Verkehr, Umwelt, Rauordnung und dem Arbeitsmarkt werden gesammelt.

Die Haushaltebefragung läuft in der Zeit vom 9. Mai bis 31. Juli. Im Anschluss daran werden bei einer Gebäude- und Wohnungszählung alle Hauseigentümer vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Statistik befragt. Mitte 2012, wenn alle Daten gesammelt und bearbeitet worden sind, soll die Erhebungsstelle in Stade wieder geschlossen werden.