Susanne Stürwohldt organisiert die Volkszählung im Kreis Segeberg. 350 Interviewer werden benötigt

Kreis Segeberg. Susanne Stürwohldt ist eine Mitarbeiterin der Kreisverwaltung, die für einige Monate eine besondere Aufmerksamkeit erlangt: Sie sitzt mitten im Kreishaus in einem öffentlichen Büro - aber kein Mitarbeiter der Kreisverwaltung darf ihr Büro betreten. Selbst Landrätin Jutta Hartwieg, die Chefin der 28 Jahre alten Kreisoberinspektorin, darf nicht in diesen Raum. Der Universalschlüssel der Landrätin passt für alle Schlösser im Kreishaus, nicht aber für dieses Büro im ersten Stock, Zimmer 127. Der Dienst-Computer von Susanne Stürwohldt ist so geschaltet, dass niemand die Daten einsehen kann, weil er vom Intranet abgekoppelt ist. Eine Reinigungskraft darf das Büro keinesfalls alleine betreten. All diese Sicherheitsmaßnahmen sind ungewöhnlich, aber sie sind Vorschrift: Die Kreisoberinspektorin nämlich übt in der Kreisverwaltung einen ganz besonderen Job aus: Sie organisiert den "Zensus 2011" Und das bedeutet: Die Verwaltungsbeamtin Susanne Stürwohldt ist in der Kreisverwaltung zuständig für die Volkszählung im Mai 2011.

Die Europäische Union hat für 2011 eine gemeinschaftsweite Volks-, Gebäude- und Wohnungszählung, den "Zensus 2011", angeordnet. Auch Deutschland beteiligt sich daran, denn die aktuellen Bevölkerungs- und Wohnungszahlen basieren auf Fortschreibungen der letzten Volkszählungen, die in der Bundesrepublik im Jahr 1987, in der ehemaligen DDR 1981 stattfanden. Anders als bei den bisherigen Volkszählungen werden vorhandene Verwaltungsregister, also vor allem das Melderegister sowie erwerbsstatistische Register genutzt. Es ist nicht mehr so, dass jeder Bundesbürger einen Fragebogen ausfüllen muss.

In Schleswig-Holstein werden etwa zehn Prozent der Bevölkerung befragt. Dabei werden nach einem mathematischen Zufallsverfahren bestimmte Anschriften mit Wohnraum ausgewählt und anschließend alle dort lebenden Personen befragt.

Susanne Stürwohldt weiß, dass im Kreis Segeberg vom 9. Mai 2011 an in einem Erhebungszeitraum von zwölf Wochen rund 29 000 Personen in 6800 Haushalten befragt werden. Das sind elf Prozent der Kreisbevölkerung. Befragt werden Bewohner in Gemeinden, die mehr als 10 000 Einwohner haben. "Diese Personen werden vorher von uns informiert", sagt die Kreisoberinspektorin. "Es steht aber noch nicht fest, wie das geschehen soll." Die betroffenen Personen allerdings stehen schon jetzt "weitestgehend" fest. Sie wurden nach einem mathematischen Zufallsverfahren vom Statistischen Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein ausgewählt.

Die amtliche Einwohnerzahl einer Gemeinde oder Stadt ist zum Beispiel Grundlage für viele Planungen von Infrastruktur, Krankenhäusern oder Schulen. Die neue Feststellung der Einwohnerzahlen ist nötig, weil die Fortschreibungen, auf denen die amtlichen Einwohnerzahlen basieren, wegen unvollständig erfasster Bevölkerungsbewegungen immer ungenauer werden. So mancher Ort hat also tatsächlich wenige oder mehr Einwohner als bisher gedacht.

Susanne Stürwohldt weiß, wie sensibel das Thema "Volkszählung" ist und wie stark vergangene Volkszählungen von Protesten begleitet waren. Darauf wird sie vorbereitet: Sie hat eine Schulung vom Statistischen Landesamt erhalten und wurde auch darauf vorbereitet, sich auch mit den möglichen Argumenten der Kritiker auseinanderzusetzen. Denn im Kreis Segeberg ist sie in jeder Hinsicht erste Anlaufstation für alle Probleme.

In den nächsten Wochen beginnt Susanne Stürwohldt mit der Suche von Erhebungsbeauftragten. Das sind Frauen und Männer aus dem Kreis Segeberg, die mit den Fragebogen als Interviewer ausschwärmen. Benötigt werden insgesamt 350 Interviewer. Melden kann sich im Prinzip jeder, der mindestens 18 Jahre alt ist. Allerdings dürfen keine Interessenskonflikte vorliegen: Polizisten zum Beispiel, Mitarbeiter des Finanzamtes oder der Arbeitsagenturen im Kreis Segeberg dürfen nicht als Interviewer auftreten. Für ein erfolgreiches Interview gibt es 7,50 Euro. Wer Interesse hat, sollte allerdings den offiziellen Aufruf der Kreisverwaltung abwarten und sich erst dann bewerben. Susanne Stürwohldt wird die Interviewer über die Medien im Kreis Segeberg suchen.