Amtsgericht ahndet Bedrohung gegenüber Polizisten bei Pfingstkrawallen

Hollern-Twielenfleth. Wegen Landfriedensbruchs hat das Amtsgericht Tostedt gestern den Transportunternehmer Sebastian S. aus Tostedt zu einer Geldstrafe von 2250 Euro verurteilt. Der 33-Jährige habe bei den Ausschreitungen zwischen rechten und linken Demonstranten zu Pfingsten in Tostedt aus der Menge heraus Polizeibeamte bedroht. Er sei dabei als Wortführer des "rechten Blocks" aufgetreten, heißt es in der Begründung.

Sebastian S. hat bei der Bundestagswahl 2009 für die rechtsextreme NPD kandidiert. In die Schlagzeilen geriet der Tostedter im Juli, als er für 115 000 Euro das Gasthaus "Symphonie" in Hollern-Twielenfleth ersteigerte. Die Polizei äußerte die Befürchtung, S. habe das Gasthaus als Strohmann für den Motorradclub "Gremium MC", einer Rockergang, erworben.

S. habe in Nothilfe gehandelt, sagte sein Rechtsanwalt Christian Bangert. Eine militante Gruppe von 70 bis 80 Angreifern habe das Geschäft "Streetwear Tostedt" platt machen wollen. Der Szeneladen gilt als geistiges Zentrum der rechten Szene. Bangert ist als Verteidiger von NDP-Mitgliedern bekannt.

Von Nothilfe keine Spur, sagte dagegen der Vorsitzende Richter Joachim Pittelkow. Der Laden sei nicht in Gefahr gewesen. Die Polizei habe den Aufmarsch der Linken in sicherer Entfernung gestoppt. S. habe nach Aussagen von Polizeibeamten vielmehr versucht, die schützende Polizeikette zu überrennen, um sich dann mit den Linken zu schlagen.

Der Prozess gegen S. ist der Auftakt zu mehr als 40 Verfahren gegen rechte und linke Beteiligte an den Pfingstausschreitungen von Tostedt. Ermittelt wird auch gegen den Neonazi Stefan Silar, den "Streetwear"-Betreiber. Er soll mit einem Messer bewaffnet gewesen sein.