Jorker Eltern fürchten, dass Oberschule mit Gymnasium verhindert werden könnte. Badur signalisiert Entwarnung

Jork/Buxtehude. Einer saß nicht mit am Tisch beim Informationsabend des Jorker Bürgervereins zur geplanten Oberschule. Trotzdem bestimmte er die Diskussion am Dienstagabend kräftig mit: Buxtehudes Bürgermeister Jürgen Badur. Als Vertreter der Estestadt wurde er häufig von den anwesenden Eltern genannt, und zwar deshalb, weil die Politik und Verwaltung der Estestadt den Jorker Plänen einen Strich durch die Rechnung machen könnten.

Nach der aktuellen Fassung des Niedersächsischen Gesetzes muss der Träger des nächstgelegenen Gymnasiums zustimmen, wenn eine Gemeinde eine Oberschule mit gymnasialem Zug einrichten will. Genau das plant eine Mehrheit der Lehrer und der Politiker in Jork. Buxtehude als Träger der Halepaghen-Schule (HPS) wird dabei aber mitentscheiden können. Dem verbreiteten Unmut darüber drückte Susanne Jäger aus, die unter den etwa 30 Gästen war: "Warum bekommt Buxtehude ein Vetorecht? Besonders nach der IGS-Misere wäre es unfair, wenn die Stadt unsere Pläne verhindern würde", sagte die Mutter einer Viertklässlerin. Wie viele Eltern im Alten Land, hatte sie sich für die neue Integrierte Gesamtschule in Buxtehude interessiert, später jedoch erfahren, dass Kinder aus Jork kaum Chancen haben, die neue Schule zu besuchen.

Buxtehudes Bürgermeister Jürgen Badur trat gestern allerdings den Befürchtungen der Jorker Eltern entgegen. "Die Tendenz ist, dass wir den Jorker Bestrebungen nicht entgegen stehen werden", sagte der Verwaltungschef dem Abendblatt. Ein entsprechendes Schreiben aus der Jorker Verwaltung liege vor, nun müsse sich der Schulausschuss im kommenden Jahr damit befassen.

Jürgen Badur sagt allerdings auch, dass er noch "Beratungsbedarf mit dem Landkreis" sehe, weil dieser die Erweiterung der HPS mitfinanziert, die nach der Einrichtung der IGS in Buxtehude notwendig wird. Wenn nun eine Oberschule mit gymnasialem Zug in Jork eingerichtet werde, stelle sich die Frage, ob das etwas am Raumbedarf in der HPS ändern würde.

Wie sich der gymnasiale Zug einer Jorker Oberschule gegen die Konkurrenz der HPS behaupten könnte, war das zweite große Thema des Informationsabends. Meike Metzinger, Schulleiterin des Schulzentrums Altes Land, das zur Oberschule werden soll, legte ihre Vorstellungen von einer "kleinen, aber feinen Oberstufe" dar. Im Vergleich zur HPS hätte diese zwar weniger Fremdsprachen und insgesamt ein kleineres Angebot zu bieten, dafür wäre es überschaubarer. Zudem sei die Schule für viele besser erreichbar, was etwa ein Vorteil für Kinder sein könne, die Sport in Vereinen treiben.

Meike Metzinger trat allerdings der Vorstellung des Jorker Bürgervereins entgegen, nach der schon im Jahr 2019 dem ersten Jorker Abiturienten gratuliert werden könne, wenn die Oberschule wie geplant im August 2011 eingerichtet wird. "Ich bin skeptisch, ob wir die notwendigen Schülerzahlen so schnell zusammen bekommen werden", sagte die Schulleiterin. Der Anfrage vonseiten der Eltern, ob diese Zahl nicht erreicht werden könne, wenn auch Eltern aus Steinkirchen ihre Kinder anmelden würden, trat sie entgegen: "Wir sollten eine Jorker Schule für Jorker Kinder planen". In Steinkirchen wird zurzeit ebenfalls eine Oberschule geplant, die aber nur einen Haupt- und einen Realschulteil bekommen soll.

Darüber, wie die Jorker Oberschule im Inneren verfasst wäre, beraten zurzeit mehrere pädagogische Arbeitsgruppen im Schulzentrum. Meike Metzinger berichtete von ersten Ergebnissen. So solle an der neuen Schule an zwei Tagen ein verpflichtender Nachmittagsunterricht stattfinden, bisher ist ein Tag verpflichtend. Das solle aber nur für die Kinder gelten, die neu angemeldet werden. Weiterhin sei es geplant, die Kinder zunächst gemeinsam zu unterrichten und erst später Differenzierungen vorzunehmen.