Die Erinnerung an den vergangenen Winter ist noch frisch: zentimeterdicke Eispanzer auf den Straßen und Fußwegen, Baumärkte, in denen es kein Streusalz mehr zu kaufen gibt, Autos, die ziellos gegen Bordsteine rutschen und deren Radaufhängungen völlig verbogen werden.

Ein Grund für das Verkehrschaos war, dass viele Bürger sich überhaupt nicht auf einen strengen Winter vorbereitet hatten und fahrlässig mit Sommerreifen im Schnee fuhren. Zudem hatten Kommunen und Landesbehörden die Auswirkungen des Kälteeinbruchs unterschätzt und nicht ausreichend Salz gelagert. Nach dem Chaoswinter hieß es überall: "Wir haben gelernt, das wird nicht noch einmal passieren." Alle hätten sich ordentlich mit Salz eingedeckt.

Und nun das: Die ersten Behörden und Kommunen klagen über Salzknappheit. Im Kreis Stade verfügt die Niedersächsische Landesstraßenbaubehörde schon nach wenigen Tagen vergleichsweise entspannten Winterwetters nicht mehr über genug Streusalz, muss die Streumengen drastisch verringern und, wie es heißt, der Wetterlage anpassen. Das bedeutet im Klartext: Die Kolonnen rücken erst aus, wenn es Blitzeis gibt und jede Autofahrt zum Himmelfahrtskommando wird. Dass die Landesstraßen jetzt nicht mehr oder nur noch selten gestreut werden, ist, pardon, nichts anderes als ein Offenbarungseid, ein logistisches Desaster. Was bitte hat die Behörde das Jahr über getan? Vernünftiges Winter-Management sieht jedenfalls anders aus.