Die Stadt will das komplette Bahnhofsumfeld umbauen. Dabei soll auch ein neuer Stadtpark entstehen

Stade. Nicht nur in Stuttgart, auch in Stade soll sich das Areal rund um den Bahnhof bereits in wenigen Jahren völlig neu präsentieren. Bahngleise und lieblose Industriebrachflächen prägen derzeit das Areal in der Nähe des Adolf-Ravelin-Platzes. Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt, wird die Zeit der Tristesse in Kürze vorbei sein. Der Rahmenplan für die Umgestaltung des Stader Bahnhofsumfeldes hat den Ausschuss für Stadtentwicklung einstimmig passiert, am 13. Dezember soll Stade 21 endgültig vom städtischen Rat auf den Weg gebracht werden.

Seit mehreren Jahren wird mit Hochdruck an der Entwicklung des Areals mit Güterbahnhof und ehemaligem Mineralölwerk gearbeitet. Die Stadt verfolgt das Ziel, mit der "Entwicklungsmaßnahme Bahnhofsumfeld" den Bereich zwischen dem Adolf-Ravelin-Platz, dem sozialen Brennpunkt Altländer Viertel, der Anbindung Hinterm Teich/Harburger Straße und der Brinkstraße aufzuwerten.

Das Areal soll als Ort zum Wohnen, Arbeiten und Leben sowie als ein weiterer Standort für Wirtschaft und Kultur den innerstädtischen Bereich stärken. Auch das neue Staatsarchivs soll hier gebaut werden. Für diese Entwicklung und deren Umsetzung steht der Stadt Fördergeld aus dem Topf des Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE) zur Verfügung. 1,7 Millionen Euro bekommt die Stadt dank des Programms des sogenannten Integrierten städtischen Wachstumskonzeptes, 567 000 Euro muss die Stadt selbst hinzuzahlen.

Bis 2013 müssen die Mittel abgerufen werden, ansonsten könnte das Projekt entweder scheitern oder aufgrund der angespannten Haushaltssituation der Stadt Stade vorerst auf Eis gelegt werden, sofern keine anderen Fördermittel aufgetan werden.

Bereits im Oktober 1998 wurden für das Gebiet nördlich des Altländer Viertels die ersten Untersuchungen für das Projekt in die Wege geleitet. Dabei ist festgestellt worden, dass der Stadtteil trotz seiner unmittelbaren Nähe zum Stader Zentrum nur vergleichsweise schlecht an die Innenstadt angebunden ist. Da dem Wohnkomplex eine vernünftige Anbindung an die Innenstadt fehlt - es gibt nur eine Zugangsstraße - wirkt er abgeschottet und wenig in das städtische Gesamtbild integriert. Daher ist eines der zentralen Ziele des Städtebauprojektes, eine zusätzliche Anbindung nach Norden zu schaffen, inklusive einem Anschluss an einen neu entstehenden Stadtpark.

Im Rahmenplan heißt es konkret, dass mit dem zukünftigen Straßennetz, das dabei für das Areal erarbeitet werden muss, das Altländer Viertel, Campe und das Bahnhofsumfeld insgesamt besser miteinander verbunden werden sollen. Dabei sollen sowohl die im Entwicklungsgebiet liegenden innerstädtischen Brachflächen revitalisiert werden als auch neue Baugebiete entstehen, die eine hervorragende Anbindung an die S-Bahn bieten.

Zwei Aspekte bereiten derzeit noch vereinzelt Sorgen. Zum einen ist da der Verkehr. Manfred Hoins, Beirat im Ausschuss für Stadtentwicklung, befürchtet, dass die neuen Straßen als Schleichwege genutzt würden, um einem möglichen Stau an der Hansebrücke zu entkommen. "Ich rege eine bauliche Verkehrsberuhigung an, denn ansonsten droht die Gefahr einer wilden Raserei in der Tempo-30-Zone", sagt Hoins. Für Berufspendler sei die "Abkürzung", vorbei am Staatsarchiv, zu verlockend.

Der zweite Aspekt, der Sorgen bereitet, ist der enge Zeitplan. Da bis 2013 das Fördergeld abgerufen sein muss, ist die Stadt bei ihren Planungen unter einem gewissen Zeitdruck. Stadtbaurat Kersten Schröder-Doms sieht die Entwicklung des Projektes jedoch auf einem guten Wege.

Bis Ende diesem Jahr sollen die Bebauungspläne für das Bahnhofsumfeld Nord und Süd, eine Flächennutzungsplanänderung, die Verkehrsplanung, mehrere Gutachten zu Lärm und Verkehr und die Pläne für einen Tunnelausbau bei Campe erledigt sein. Der Ausbau des Tunnels, durch den künftig auch Busse des KVG fahren sollen, wird mit geschätzten 620 000 Euro zu Buche schlagen.

2011 soll der Ausbau im Bereich Grabenweg/Am Bahnhof einschließlich des Baus eines neuen Verkehrskreisels beginnen. Das soll etwa 740 000 Euro kosten. Dazu kommt die Anbindung der Saltorcontrescarpe sowie die etwa 300 000 Euro teure Altlastensanierung auf dem ehemaligen Mineralölgelände und dessen Herrichtung. 2012 wird von der Stadtverwaltung der Bau der neuen auch bustauglichen Haupterschließungsstraßen anvisiert. Gleichzeitig wird die Straßenverbindung zum Altländer Viertel hergestellt und bei der Industriebahn alte Gebäude abgerissen und die Flächen am ehemaligen Güterbahnhof geräumt. Letzteres kostet voraussichtlich 40 000 Euro.

Im Jahr 2013 soll mit dem Bau eines weiteren Verkehrskreisels für die Erschließung des Neubaugebiets begonnen werden und die ersten Wohngebiete erschlossen werden. Im selben Zug soll die Straße "Am Güterbahnhof" für 75 000 Euro umgestaltet werden.

Die Straßenbaumaßnahmen werden derzeit mit 1,85 Millionen Euro kalkuliert, der Abriss, die Räumung und die Sanierung schlagen mit weiteren 427 000 Euro zu Buche, für die Öffentlichkeitsarbeit sollen insgesamt 5000 Euro investiert werden. Unter dem Strich kostet die Umgestaltung des Areals damit etwa 2,27 Millionen Euro.

Dass das Geld gut angelegt ist, daran zweifelt die Stadtverwaltung nicht. Sie erwartet von der Umgestaltung der teils brachliegenden Flächen zu einem attraktiven innenstadtnahen Quartier für Wohnen und Arbeiten eine deutliche Stärkung des Zentrums, insbesondere des dort angesiedelten Einzelhandels. Das Gesamtkonzept passt auch in Stades Pläne für die Bundesgartenschau 2013 in Hamburg-Wilhelmsburg. Die Stadt will sich als Außenstelle für die Gartenschau bewerben und mit einem Grünflächenkonzept trumpfen. Hier passe nach Ansicht der Stadtverwaltung der neue Stadtpark beim Staatsarchiv und eine weitere Entwicklung von Grün- und Wasserflächen als Naherholungsgebieten hinein.