Bestelltes Streugut wird nicht geliefert. Von Sonnabend an werden deshalb nur noch die Hauptstraßen gestreut. Experten rechnen mit Verkehrschaos.

Stade/Buxtehude. Auf den winterlichen Straßen im Landkreis Stade wird es vom Wochenende an deutlich gefährlicher. Der Grund: Die Salzvorräte sind bereits jetzt fast aufgebraucht, und zwar sowohl bei den öffentlichen als auch bei privaten Winterdiensten. "Wenn das bestellte Salz nicht geliefert wird, dann reichen unsere Reserven nur noch bis zum Wochenende", sagt Matthias Riepe, Leiter der Kommunalen Betriebe Stade (KBS).

Bereits vor knapp zwei Wochen hatte Riepe eine Ladung geordert. Nun wartet er täglich auf die Lastwagen. Kommen diese nicht, dann werden nur noch die Hauptverkehrsstraßen wie etwa die Bremervörder Straße gestreut. Die Straßen der Buslinien, die derzeit noch geräumt werden, gehen hingegen leer aus. Im schlimmsten Fall müssten die 70 KBS-Mitarbeiter bald ausschließlich Sand streuen. Doch das sei nicht ungefährlich, so Riepe: "Bei viel befahrenen Straßen vermischen sich Sand und Schnee, und dann sind die Straßen noch glatter."

Auf Sand muss auch Johann-Heinrich Burfeind umsteigen, dessen 35 Mitarbeiter Gehwege und Parkplätze für Privatkunden freiräumen. Seine Salzreserven reichen nur noch für vier bis fünf Einsätze, die je nach Wetterlage bereits in zwei Tagen aufgebraucht sein könnten. Doch Nachschub gebe es erst in zwei Wochen.

Ob Burfeind dann tatsächlich Salz bekommt, ist aber offen. Denn die salzproduzierende Industrie hat gestern ein Schreiben an die Großhändler verschickt. In dem Schreiben heißt es: Die öffentlichen Kommunen werden zuerst mit Salz versorgt. Damit wird etwa das Stader Baufachzentrum Hasselbring auch weiterhin kein Salz verkaufen können. "Seit Dienstagmittag haben wir keinen einzigen Sack Salz mehr", sagt Marco Hartlef vom Baufachzentrum. Das werde sich in den kommenden vierzehn Tagen nicht ändern.

Seine Prognose sieht düster aus: "Das wird angesichts der Wetterprognosen ein Verkehrschaos geben." Schuld an der Misere seien die Winterdienste, weil sie sich vor Winterbeginn nicht ausreichend mit Salz eindecken würden, sagt Hartlef, der allein in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr 125 Tonnen Salz verkauft hat.

Diese Kritik weist Lothar Giesler, Baudirektor beim Landkreis Stade, zurück: "Die Lager der beiden Straßenmeistereien des Landkreises konnten nicht mehr Vorräte aufnehmen." Und diese neigen sich jetzt dem Ende zu: Sie reichen nur noch bis zum Wochenende. Sollte der bereits vor Weihnachten georderte Nachschub nicht kommen, werden einige Kreisstraßen nicht mehr freigeräumt. "Dann müssen wir Prioritäten setzen und nur besondere Gefährdungspunkte mit Salz streuen."

Das könnte den Landkreis allerdings teuer zu stehen kommen. Schließlich muss er die kreiseigenen Straßen von Schnee und Eis befreien. "Jeder Grundstückseigentümer muss der Verkehrspflicht nachkommen", so Giesler. Das heißt: Wenn ein Autofahrer wegen nicht gestreuter Straßen einen Unfall hat, kann er bei den Eigentümern der Straßen, also bei Bund und Land ebenso wie bei den Kommunen, Schadensersatzforderungen stellen.

Aber nicht nur der Landkreis, sondern auch die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Stade wird Prioritäten setzen müssen. "Wenn heute keine Lieferung kommt, dann reicht das Salz nur noch bis heute Abend", sagt Gisela Schütt, Leiterin der Landesbehörde. Die Salzmenge der Streuwagen werde reduziert und einige Straßen ausgelassen. "Die B 73 und Autobahn werden aber gestreut, die haben Priorität." Allerdings werde dann nur ein Fahrstreifen der Autobahn 26 gestreut.

Einzige positive Nachricht: Die Salzpreise bleiben stabil. So zahlt die KBS wie im vergangenen Winter pro Tonne 50 bis 65 Euro. Beim Großhandel werde es trotz der gestiegenen Nachfrage keinen Preisanstieg geben, so Hartlef vom Baufachzentrum Hasselbring: "Erst zum kommenden Winter werden die Preise steigen, weil alle hoffen, dass das Wetter genauso schneereich wird wie in diesem Jahr."