Bützfleths Bürgermeister legt sein Amt nieder, nachdem er ohne Absprache Standgelder für einen Kunstmarkt kassiert hatte

Bützfleth. Wolfgang Rust läutet mit dem Glöckchen. Der Bützflether CDU-Bürgermeister eröffnet die Ortsratssitzung. Er steht an seinem Platz, wie immer zu Beginn der Ratssitzungen. Er blickt in die Runde. Etwa 50 Bürger sind zur Versammlung gekommen. "Ich trete vom Amt des Ortsbürgermeisters mit sofortiger Wirkung zurück", sagt Rust. Damit zieht er die politischen Konsequenzen aus den Vorwürfen, die ihm im Zusammenhang mit dem Bützflether Hobbykunstmarkt gemacht wurden. Sein Nachfolger wird Sönke Hartlef.

Was ist passiert? Seit 1994 wird in Bützfleth ein Hobbykunstmarkt organisiert. "Veranstalter war schon immer die Ortschaft Bützfleth", sagt Wolfgang Rust. Von Beginn an unterstützte Rusts Ehefrau Elke den Markt, wo sie nur konnte. Bis zum Jahr 2000 fand dieser Markt im Dorfgemeinschaftshaus statt. Finanzielle Bewegungen im Zusammenhang mit dem Markt habe es bis dahin nicht gegeben. Seit dem Jahr 2001 findet der Hobbykunstmarkt jedes Jahr in der Festung Grauerort statt.

Nach Umzug des Marktes wurde Geld eingesammelt, um Kosten zu decken

Seitdem wurden zunächst 1,50 Euro, später zwei Euro von den Künstlern eingesammelt, um die entstehenden Kosten zu decken. Einen Teil dieser Einnahmen erhielt der Förderverein der Festung, einen Teil die Ortschaft Bützfleth. Im Laufe der Jahre wurde ein immer größeres Rahmenprogramm organisiert, wodurch weitere Kosten entstanden, beispielsweise für Musik samt Gema-Gebühren, Tanz oder Kinderballett-Aufführungen. Schließlich sollten die Aussteller entweder zehn Euro bezahlen oder einen Kuchen mitbringen, der dann verkauft wurde.

Seit dem Jahr 2008 werden zusätzlich zehn Euro als Standgeld eingesammelt. Anfang September dieses Jahres wurde die Fraktionsvorsitzende der Wählergemeinschaft Bützfleth (WGB), Sabine Klie, in ihrer Funktion als Ortsratsmitglied von Bürgern darauf angesprochen, wofür die Standgebühren des Bützflether Hobbykunstmarktes verwendet werden.

FWB-Fraktionsvorsitzende Sabine Klie spricht von einem "Vertrauensbruch"

Weil sie darauf keine Antwort wusste, erkundigte sich Klie bei der Stadtverwaltung. Diese teilte mit, dass niemand von der Stadtverwaltung beauftragt oder angewiesen wurde, den Markt zu organisieren oder dessen Finanzen zu verwalten. FWB-Chefin Klie sprach zum einem von einem Vertrauensbruch. Zum anderen kritisierte sie, dass ohne Zustimmung und ohne Kenntnis der Verwaltung oder des Ortrates die Eintritts- und Standgelder im Namen der Ortschaft Bützfleth erhoben, kassiert und verwaltet worden.

Die gesamten Einnahmen aus den Hobbykunstmärkten wurden zunächst in einer Geldtasche im Gemeindebüro verwahrt, teilte Rust jetzt mit. Als der Betrag größer wurde, eröffnete Rust im Jahr 2006 ein Konto bei der Volksbank, das auf seinen Namen lief. "Heute weiß ich, dass das ein eklatanter Fehler war", sagt Rust. Er räume ein, dass er die ganze Angelegenheit zu blauäugig gesehen habe und dass es ein Fehler war, dass es keine Kassenberichte und Prüfungen gegeben habe.

Aus den zusätzlichen zehn Euro sollte ein finanzielles Polster geschaffen werden, um im Jahr 2010, anlässlich des 900-jährigen Ortsjubiläums, einen mittelalterlichen Markt zu organisieren. Dieser sei allerdings nicht zustande gekommen. "Zu keinem Zeitpunkt haben sich meine Frau oder ich an diesem Geld bereichert", sagt Rust. Über die Jahre hatten sich 5350 Euro auf dem Konto angesammelt.

Mittlerweile wurde das Geld an die Hansestadt Stade überwiesen, das Konto wurde aufgelöst und der Betrag steht der Ortschaft Bützfleth nun zur freien Verwendung. Schweren Herzens zog Wolfgang Rust die politischen Konsequenzen und trat nach neunjähriger Amtszeit von seinem Amt als Ortsbürgermeister zurück. Er betonte mehrfach, dass er es nur gut gemeint habe.

Knapp 35 Jahre hatte sich Rust ehrenamtlich für den Ort eingesetzt, vieles auf den Weg gebracht, aber auch immer zu seiner Meinung gestanden. Dabei eckte Rust nicht selten bei seinen politischen Gegnern an. "Ich möchte mich jetzt auch dafür entschuldigen, wenn ich in den neun Jahren dem einen oder anderen auf den Schlips getreten bin", sagt Rust.

Sichtlich bewegt und betroffen verlas er während der Ortsratssitzung am Mittwochabend seine Erklärung, danach schwieg er, wünschte lediglich seinem Nachfolger Sönke Hartlef alles Gute. Der Parteilose, der der CDU-Fraktion angehört, wurde in geheimer Wahl bei drei Enthaltungen gewählt. Als neuen Stellvertreter wählten die Ortsratsmitglieder Manfred Ehler (SPD).

Hartlef, der bereits in den vergangenen vier Jahren stellvertretender Ortsbürgermeister war, würdigte die Arbeit seines Vorgängers im Ort, vor allem auch bei der Vorbereitung der diesjährigen 900-Jahres-Feier, bei der er als Organisator, Mitautor der Chronik und vor allem als Motivator der Arbeitskreise mit hohem Zeitaufwand engagiert war. Gleichzeitig nutzte der neue Bürgermeister die Gelegenheit und appellierte an die Ortsratsmitglieder, künftig wieder stärker an einem Strang zu ziehen und den Spielraum gemeinsam für den Ort zu nutzen, den ihnen der Gesetzgeber lässt.