Geologe erklärt im Natureum den wissenschaftlichen Hintergrund des Buches “Der Schwarm“ von Frank Schätzing

Stade/Balje. Wer hin und wieder in der Ostsee, vor der Küste der Balearen oder in anderen Meeren badet, wird es vielleicht kennen - das Gefühl, dass dort unten das eine oder andere Ungute lauern könnte. Quallen zum Beispiel, scharfzahniges Getier oder irgend etwas, das man sich gar nicht so richtig vorstellen kann.

Befürchtungen wie diese werden in Frank Schätzings Wissenschafts-Thriller "Der Schwarm" real. In dem 2004 erschienenen und inzwischen weithin bekannten Buch beschreibt der Autor, wie das Meer gegen den Menschen und die von ihm verursachte Umweltverschmutzung zurückschlägt. Eine bisher unbekannte, intelligente Lebensform, die in dem Buch "Yrr" genannt wird, bedroht die Menschheit, indem sie Naturkatastrophen auslöst. Das Buch beeindruckte viele Leser auch mit seinen vielen wissenschaftlichen Bezügen. Und nicht wenige fragten sich: Was ist dran an Schätzings Katastrophenszenario? Könnte es Lebensformen wie die "Yrr" tatsächlich geben?

Ein wissenschaftlicher Vortrag im Küstenmuseum Natureum Niederelbe in Balje geht Fragen wie diesen jetzt auf den Grund. Professor Gerhard Bohrmann, seines Zeichens Meeresgeologe, spricht am Sonntag, 14. November, über den wissenschaftlichen Gehalt in Frank Schätzings Buch. "Was ist wahr am Schwarm?" lautet der Titel des Vortrags, der um 15 Uhr beginnt.

Wissenschaftler taucht als Romanfigur in Schätzings Werk auf

Die Wahl fiel dabei nicht zufällig auf Gerhard Bohrmann. Denn der Meeresgeologe ist nicht nur ein international renommierter Wissenschaftler auf seinem Feld. Er ist auch den Lesern des "Schwarms" bereits bekannt - als Romanfigur taucht Bohrmann mit seinem realen Namen in Schätzings Werk auf. Der Autor, der für seinen Roman nach eigenen Angaben fünf Jahre lang recherchierte, führte auch zahlreiche Gespräche mit Gerhard Bohrmann. Als Dank ließ er ihn in dem fertigen Buch auftauchen.

Bohrmann ist in dem Buch Tiefsee-Biologe und Experte für eine spezielle Würmergattung. Im Kampf gegen diese bedrohliche Spezies hat Bohrmann, den Schätzing respektvoll den "Bruce Willis der Meeresbiologie" nennt, eine wichtige Funktion. Im Gegensatz zu einem (fiktiven) Kollegen überlebt er den Einsatz, versteckt in einer Felsspalte.

Im realen Leben ist Gerhard Bohrmann auch hin- und wieder bei Einsätzen auf hoher See unterwegs. Wenn auch in weniger brisanten als jenem, der im "Schwarm" geschildert wird. Der im Jahr 1956 im Saarland geborene Wissenschaftler ist seit 2002 Professor für Allgemeine Geologie/Meeresgeologie an der Universität Bremen. Sein Spezialgebiet sind die Vorkommen des gefrorenen Erdgases Methanhydrat auf dem Meeresboden. Weltweit sind mehrere Billionen Tonnen Kohlenstoff in Form von Methanhydrat gebunden. In der Wissenschaft ist derzeit umstritten, ob diese Vorkommen ein wertvoller Bodenschatz der Zukunft, oder eine Gefahr sein könnten. Denn wenn das Methaneis schmilzt, könnte das Gas an die Erdoberfläche gelangen und den Klimawandel anheizen.

In seinem Vortrag wird Gerhard Bohrmann auf diese Methanhydrate eingehen. Denn sie sind es, die in Frank Schätzings Roman eine Katastrophe auslösen: Die Freisetzung von Methan, die von Tiefseewürmern ausgelöst wird, führt einem Tsunami herbei, der halb Europa verwüstet. Bohrmann spricht über die realen Möglichkeiten dieses Szenarios und den neuesten Stand der Forschung auf diesem Gebiet.

Der Eintritt im Natureum Niederelbe, Neuenhof 8, kostet vier Euro, ermäßigt drei Euro. Der Vortrag ist kostenlos. Das Natureum hat am Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter 04753/84 21 10.