Bürgerverein Jork will das Risiko für Estebrügge genau prüfen lassen, bevor in Buxtehude die Deiche erhöht werden

Estebrügge/Buxtehude. In Buxtehude werden Hochwasserschutzmaßnahmen entlang der Este geplant, doch flussabwärts regt sich massiver Widerstand. In Estebrügge fürchten die Bürger, dass die Este bei extremen Wetterlagen mit Starkregen- und Sturmflut über die Deiche tritt und ihre Häuser flutet, falls in Buxtehude zu sehr in den Flusslauf eingegriffen wird. Die Fraktion des Bürgervereins Jork hat deshalb beantragt, genau zu prüfen, welche Auswirkungen die geplanten Mini-Deiche, Spundwände und Winkelstützmauern an den Buxtehuder Ufern auf Estebrügge haben werden.

"Die Maßnahme ist aus unserer Sicht sehr besorgniserregend, da Jorker Ortsteile überflutet werden könnten", sagt Klaus Huber, Fraktionschef des Bürgervereins Jork. Um rechtzeitig alle Folgen überschauen zu können, soll das Thema im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss auf die Tagesordnung. "Man kann nicht Buxtehude auf die billigste Weise schützen, ohne die Folgen für die Este-Anlieger im Unterlauf zu berücksichtigen."

"Schon jetzt steht bei normalem Hochwasser in Estebrügge das Wasser in den Gärten am Deich", beschreibt Jens Dammann die Situation. Er wohnt in Estebrügge, ist Vorstandsmitglied im Bürgerverein und sieht in der Reaktivierung der alten Flussschlingungen in der Este-Aue einen vernünftigen Ansatz, die Fließgeschwindigkeit grundsätzlich zu verringern. Im Jahr 1920 schlängelte sich die Este zwischen Moisburg und Buxtehude auf einer Länge von 11,6 Kilometern. "Heute sind es nur noch 8,5 Kilometer. Ziel nach einer Renaturierung der Este sollten 13,1 Kilometer sein", sagt Dammann.

Das bekräftigt auch der Estebrügger Jan Uwe Sitas: "Wir leben hier seit jeher mit dem Hochwasser. Elbvertiefung und Klimawandel wirken sich längst aus. Früher mussten hier alle Türen der Häuser auf dem Deich Schotten haben, damit das Wasser nicht in den Ort fließt. Wenn sie am Oberlauf nichts machen und in Buxtehude den Fluss kanalisieren, werden wir die Schotten und Flutmauern wieder brauchen."

Der Kreistagsabgeordnete Gerd Lefers (Freie Wählergemeinschaft), der zugleich Deichrichter für die II. Meile Altes Land ist, sieht die Bauvorhaben kritisch: "Buxtehude hat Stauraum ohne Ende vernichtet, etwa die Brunckhorstschen Wiesen und nun noch am Schützenplatz. Wenn Hochwasserschutzbauten an den Ufern in der Altstadt installiert werden, kann sich der Fluss nicht mehr ausbreiten. Im Extremfall wird das Wasser von der Geest in einer Welle durch Buxtehude bis Estebrügge rauschen und bei geschlossenen Fluttoren ansteigen", sagt Lefers.

"Da fehlt einfach ein Gesamtkonzept, das Wasser bereits im Oberlauf zu regulieren und für Buxtehude sinnvolle Schutzvorkehrungen zu treffen. Nach der Flut in Horneburg 2002 wurden acht Jahre verdödelt und nun soll im Schweinsgalopp eine Variante durchgebracht werden. Das werden uns die Bürger um die Ohren hauen", sagt Lefers. Dagegen argumentiert Oberdeichrichter Uwe Hampe vom Deichverband der II. Meile des Alten Landes: "In Buxtehude müssen wir unbedingt etwas machen." Denn per Gesetzesänderung wurde 2005 vorgeschrieben, dass Deiche eine Höhe von vier Metern haben müssen. In Buxtehude liegen die Deichhöhen bei etwa 3,30 Meter. Nach der Flut in Horneburg errechneten Experten, dass 29 Kubikmeter Wasser pro Sekunde mit der Lühe flossen. "Die geplanten Bauten böten in Buxtehude Schutz gegen Wassermassen, die mit bis zu 55,4 Kubikmetern pro Sekunde durchfließen könnten. Ich sehe da keine wesentlichen Überbelastungen für Estebrügge", sagt Hampe, "aber absolute Sicherheit wird es nie geben". Der Stauraum der Este liege bei 3,50 Meter über Normalnull. Wer in diesem Bereich gebaut hat, müsse mit Wasser im Keller rechnen, so Hampe.

Dem pflichtet auch Jorks Bürgermeister Rolf Lühmann bei: "Vor etwa 30 Jahren wurden dort zum Schutz des Estedeichs Spundwände gesetzt. So konnten Flächen zwischen Häusern und Ufer als Garten genutzt werden. Die gehören aber zum festgesetzten Flutungsbereich der Este, und bei Hochwasser müssen die Anrainer das Wasser in den Gärten hinnehmen."

Gleichwohl wolle man alle Auswirkungen der Buxtehuder Vorhaben genau prüfen, so Lühmann, und in jedem Fall halte er es für richtig, die Este bereits im Oberlauf abzubremsen.

"Mir sind keine Auswirkungen für Estebrügge bekannt, wenn in Buxtehude Schutzbauwerke errichtet werden", gibt Georg Söhle, Leiter der Wasser- und Deichbehörde beim Umweltamt des Landkreises Entwarnung. "Alle wassertechnischen Szenarien sind von Fachleuten der Universität Hannover durchgerechnet worden, mit der Empfehlung, Buxtehuder Deiche zu erhöhen." Auch Buxtehudes Stadtbaurat Rolf Suttmann ist überzeugt, dass die Flutschutzbauten die Fließgeschwindigkeit der Este nicht beeinflussen werden. "Das Land würde keine neuen Gefahren kreieren. Das einzige Problem ist die Zersplitterung von Zuständigkeiten für den Fluss", sagt Suttmann.