Es ist nicht verwunderlich, dass Politiker und Bürger Auskunft über die Sicherheit der Rotschlammdeponie bei Stadermoor wünschen.

Denn ein Unglück wie das in Ungarn rüttelt die Menschen wach. Erstaunlich ist aber, dass es nach AOS-Angaben so gut wie keine Bedenken der Anwohner hinsichtlich der Sicherheit der Anlage geben soll, sondern nur Sorge über eine Lärmbelästigung durch Baufahrzeuge. Wähnen sich die Anwohner sicher, so wie die Bewohner in Ungarn, bevor es zur Katastrophe kam? Hoffentlich nicht.

Dass der Konzern AOS um Aufklärungsarbeit bemüht ist, ist ihm hoch anzurechnen, ebenso, dass er um eine Sicherheit der Deponie nachweislich bemüht ist. Doch trotz aller Sicherheitsbeteuerungen muss jedem - den Konzernbetreibern, den Anwohnern und allen anderen - klar sein, dass es niemals eine vollständige Sicherheit geben kann. Erdböden arbeiten kontinuierlich, sie verändern sich - und das nicht nach den Regeln, die der Mensch aufstellt. Wann und wo etwas passiert, können selbst ausgewiesene Wissenschaftler nie mit absoluter Sicherheit vorhersagen. Das jüngste Beispiel, der Erdrutsch im Thüringischen Schamalkalden, kam, wie so oft, völlig unvorhergesehen. Ob die Böden im Kehdinger Moorgebiet dauerhaft standhalten werden, bleibt daher abzuwarten. Die Anwohner der Deponie sollten sich deshalb auch nicht in absoluter Sicherheit wähnen. Ein wenig gesundes Misstrauen könnte ihnen im Ernstfall vielleicht einmal das Leben retten.