Wie verhindert man eigentlich zukünftige Fluten - und zwar jene der Empörung gegen Bauprojekte, die den Volkszorn anstacheln?

Wie eine solche Welle der Bürgerwut ein längst beschlossenes Vorhaben ins Wanken bringen kann, erlebt die ganze Republik zurzeit im Falle des Projekts "Stuttgart 21". Baden-Württemberg hat in diesem Fall eine Menge mit dem Landkreis Stade zu tun. Denn ähnliche Protestbewegungen sind, wenn vielleicht auch in kleinerem Format, auch hier denkbar. Eine Reihe von Projekten könnten dazu den Anstoß geben: Die geplanten Kohlekraftwerke in Stade, der Bau neuer Biogas- und Windkraftanlagen, der Autobahnanschluss in Buxtehude oder eben die geplanten Deichbaumaßnahmen in Horneburg.

Bei der Frage nach Lösungen ist es sinnvoll, sich den politischen Prozess ebenfalls wie ein Gewässer vorzustellen. Die Maßgabe, den "Fluss als Ganzes" zu betrachten, gilt auch hier. Fluten des Zorns bekämpft man am besten an der Quelle. Das bedeutet: Bürger sollten nicht erst am Ende eines langen Planfeststellungsverfahrens das Recht auf Einwendungen haben. Denn dann werden sie in der Regel mit fast fertigen Plänen konfrontiert. Stattdessen sollten sie bereits am Anfang eines Prozesses in die Planungen eingebunden werden - wenn noch mehrere Varianten auf dem Tisch sind.

Gegner einer solchen direkten Bürgerbeteiligung wenden ein, dass diese die bestehenden Institutionen, mithin die Räte und Parteien schwächen würden. Das Gegenteil ist der Fall: Wenn Parteien bei wichtigen Projekten früh und öffentlich ihre Haltung erklären müssen, wird das eher mehr Menschen für Politik begeistern.