Die Samtgemeinde wird als Niedersächsische Klimakommune 2010 ausgezeichnet, weil sie auf innovative Weise Energie spart

Stade/Harsefeld. Kann es sich eine Gemeinde in Zeiten knapper Kassen eigentlich leisten, auch noch in den Umweltschutz zu investieren? Sie kann - auch und gerade dann, wenn sie auf das Geld schauen muss. Dass sich das Engagement für das Klima in Euro und Cent bezahlt macht, stellt gerade die Samtgemeinde Harsefeld unter Beweis. Sie spart jährlich beachtliche Beträge bei den Heizkosten ein, indem sie einen Energiebericht für sämtliche kommunalen Gebäude erstellen lässt. Aus der Studie gehen Empfehlungen für Bau- und Einsparungsmaßnahmen hervor.

Das Niedersächsische Umweltministerium zeichnet das besondere Engagement jetzt aus und belohnt die Kommune zusätzlich finanziell. Am Mittwoch, 27. Oktober, verleiht Umweltminister Hans-Heinrich Sander der Samtgemeinde Harsefeld offiziell den Titel "Niedersächsische Klimakommune 2010". Zudem erhält sie ein Preisgeld in Höhe von 20 000 Euro. Mit der Auszeichnung geht die Samtgemeinde als Siegerin aus dem Wettbewerb "Klima kommunal" hervor, bei dem sich 106 Kommunen, Städte und Samtgemeinden beworben hatten. Insgesamt hatte das Umweltministerium Preisgeld in Höhe von einer Million Euro ausgelobt, mit dem jetzt niedersachsenweit vorbildliche Klimaprojekte ausgezeichnet werden. Unter den Siegern befindet sich neben Harsefeld auch der Landkreis Stade. Das Umweltministerium zeichnete das Solar- und Heizsystem des Neubaus der Berufsbildenden Schule in Stade aus, deren Träger der Landkreis ist. Auf dem Dach des soeben eingeweihten Gebäudes befindet sich eine Solaranlage, die für warmes Wasser sorgt. Die überschüssige Energie wird in das Erdreich eingeleitet, wo es wiederum von einer geothermischen Anlage genutzt wird. Das innovative Konzept belohnte das Umweltministerium mit 50 000 Euro.

Im Falle der Harsefelder überzeugte die Preisrichter besonders das langfristige Engagement. Denn den Energiebericht, der für zahlreiche Maßnahmen Pate stand, lässt die Kommune schon seit 15 Jahren alljährlich erstellen. Ein Gutachter prüft die kommunalen Gebäude wie Schulen und Kindergärten in allen Gemeinden auf ihren Energieverbrauch hin. Anschließend empfiehlt er Maßnahmen, wie sich die Kosten reduzieren lassen. Dass dafür gar nicht immer teure Investitionen notwendig sind, zeigt das Beispiel des Schulzentrums Jahnstraße: "Aus einem Energiebericht ging hervor, dass die Stromkosten zu hoch waren. Wir haben dann mit den Hausmeistern und den Lehrkräften gesprochen, wie beispielsweise beim Licht Geld gespart werden kann", sagt Harsefelds Samtgemeindebürgermeister Rainer Schlichtmann. Mittlerweile finden einmal im Jahr entsprechende Schulungen für Hausmeister statt. Auch die Schüler hatten etwas davon, wenn sie mit an den Energieverbrauch dachten. Denn die Schule wurde an den Einsparungen beteiligt, das Geld konnte sie für eigene Veranstaltungen nutzen.

In anderen Fällen empfiehlt der Gutachter bauliche Veränderungen an den Gebäuden. Die umfangreichen Gutachten bilden deshalb alljährlich die Diskussionsgrundlage in den Ausschüssen und Räten der Gemeinden. "Es betrifft besonders ältere Gebäude. Oft lässt sich eine Menge einsparen, indem man das Dach dämmt oder neue Fenster einbauen lässt", sagt Rainer Schlichtmann. Entsprechende Maßnahmen wurden an der Turnhalle des Schulzentrums Jahnstraße durchgeführt. Auch am Kindergarten an der Mittelstraße, der ebenfalls in einem älteren Gebäude residiert, wurden Sanierungsarbeiten vorgenommen. "Die Heizkosten haben sich danach halbiert", sagt Rainer Schlichtmann. Die jährlichen Einsparungen beziffert er mit 15 000 Euro. Im Gebäude der Rosenborn-Grundschule hingegen war es der Einbau eines neuen Heizkessels, der erhebliche Einsparungen brachte. Nach dem Einbau eines energiesparenderen Modells sanken die Heizkosten allein zweiten Halbjahr 2009 um 9000 Euro.

Wer die Diskussionen in anderen Gemeinden mitverfolgt, wird oft einem besonderen Sorgenkind begegnen - nämlich dem kommunalen Schwimmbad, das den Haushalt mit teuren Heizkosten belastet. Wenn es finanziell eng wird, wird dann nicht selten über eine Schließung gesprochen. Auch in Harsefeld gibt es ein Freibad - aber die Betriebskosten sind laut Rainer Schlichtmann "nicht mehr das Problem", seitdem im Zuge des Umbaus neue Heizsysteme eingebaut wurden. Unter anderem nutzen sie die Wärme des Wassers in den nahe gelegenen Teichen.

Natürlich schlagen derartige Technologien erst einmal mit hohen Anschaffungskosten zu Buche. Die Anlagen müssen langfristig finanziert werden. Auf die Frage, wie viel Geld Harsefeld unter dem Strich jährlich spart, drückt sich Rainer Schlichtmann vorsichtig aus: "Wir haben in vielen Bereichen sehr gute Kostendeckungsgrade. Teilweise bleibt auch Geld übrig."

Sehr viel deutlicher wird Schlichtmann aber, wenn er von einem Zukunftsprojekt der Samtgemeinde spricht. Insgesamt zehn neue Biogasanlagen, deren Bau zurzeit in den Ausschüssen debattiert wird, sollen langfristig alle kommunalen Gebäude mit Wärme versorgen. Die Einsparungen würden dann, so Schlichtmann, "im fünfstelligen Bereich" liegen. Das Preisgeld aus dem Wettbewerb ist ein kleiner Beitrag für die kommenden Projekte. "Wir haben über die Verwendung noch nicht beraten. Aber ich gehe davon aus, dass die 20 000 Euro in weitere Klimaschutzmaßnahmen gehen", sagt Rainer Schlichtmann.