Afghanischer Maler Kaikaoss stellt in Bremervörde aus. Eröffnung am Sonntag

Bremervörde. Die Stationen seiner Ausstellungen lesen sich wie der Routenplan eines Weltenbummlers: Minsk, Los Angeles, Paris, Arlon, Bremervörde, Wien, Tokio. Der afghanische Maler Kaikaoss Kamal Ali zeigt nun Werke seiner "Gemalten Bilderwelten" im Bremervörder Bachmann-Museum. Damit ist es den Organisatoren der Reihe "Kunst an der Oste" des Kultur- und Heimatkreises gelungen, einen hochkarätigen Künstler vorzustellen. "Den ersten Kontakt hat der Maler Jan Leseberg geknüpft, der auch schon in Bremervörde ausgestellt hat. Er hat mich neugierig gemacht auf das Bachmann-Museum", erzählt Kaikaoss.

Eröffnung der Ausstellung beginnt am Sonntag um 14 Uhr

Am Sonntag, 26. September ist es nun soweit: Der Künstler trifft sein Publikum um 14 Uhr zum persönlichen Gespräch in den Räumen des Bachmann Museums anlässlich der Eröffnung seiner Ausstellung. Anschließend steht die Performance "Emotions in motion - Burka meets art" der Bewegungs- und Tanzkünstlerin Rebecca Ristow auf dem Programm. Die musikalische Umrahmung übernimmt Alex Kozmidi aus Berlin.

Kaikaoss' beinahe fotorealistisch gemalten Bilder wirken auf den ersten Blick farbenfroh und klar in ihrer Botschaft. Doch jeder weitere Blick wirft beim intensiven Betrachten viele Fragen auf.

Der Künstler spielt auf eine raffinierte Weise mit den Wahrnehmungen des Betrachters: Er lockt ihn mitten ins turbulente Geschehen auf seinen Bildern, um ihn dann mit hintergründigen Überraschungen zu Rückschlüssen zu führen. Dem oberflächlichen Blick aufs Kunstwerk folgt der philosophische Tiefgang der Fantasie, wie ein unverhofftes Geschenk.

Der im Jahr 1965 geborene Künstler wuchs in Kabul auf

Kaikaoss Kamal Ali wurde 1965 in Kabul geboren, wuchs als Sohn eines Ökonomen und einer Lehrerin in intellektuellen Kreisen der afghanischen Hauptstadt heran. Bereits im Alter von elf Jahren fiel er mit seinem Talent den Lehrern in der Schule auf.

Seine Familie führte ihn kindgemäß an die Kunst heran, indem sie ihm zunächst private Malstunden ermöglichte. Später nahm seine künstlerische Entwicklung in der staatlichen Zeichenschule konkrete Züge an.

Ein Stipendium führte den jungen Maler an die Kunstakademie Minsk in Weißrussland, wo er erfolgreich mit dem Master of Arts sein Studium abschloss. Dort wurden seine Werke auch zum ersten Mal ausgestellt.

Zurück in Afghanistan, begegnete der inzwischen 25-jährige Kaikaoss 1990 der politischen Dramatik, Kriegsfolgen und Rivalitäten zwischen Mudschaheddin und Taliban-Milizen in seinem Heimatland.

Der junge Künstler war zunächst gezwungen, unterzutauchen, er floh 1991 aus seiner Heimat und lebt seither in Deutschland, wo er bereits im dritten Jahr nach seiner Ankunft ein weiteres Kunststudium begann. Als Wahl-Kölner verarbeitet Kaikaoss das Gesehene, das Erlebte, die ewig währenden Kriegswirren seines schwer gezeichneten und kaum regierbaren Heimatlandes in seinen Bildern, inspiriert von Erinnerungen und Emotionen. Dem Schrecken politischer Verfolgung und den Enttäuschungen begegnet Kaikaoss künstlerisch mit einem Umkehrmechanismus. "Ich schaffe Sommer im Winter", so Kaikaoss.

Diese persönliche Interpretation seiner Vergangenheit findet sich in seinen Werken stets positiv wieder, voller Symbolik und in intensiver Farbgebung, orientalisch, leuchtend frisch. Denn im Herzen bleibe er Afghane, so Kaikaoss.

"Ich bin jedoch beim Malen auf nichts festgelegt. Themen und Motive, die mich gerade interessieren, setze ich um. Ich wechsle Techniken bei meinen Bildkompositionen, zeige die Welt, wie ich sie sehe und empfinde. Eigenartigerweise verstehen das alle, die sich meiner Kunst nähern", sagt Kaikaoss.

In meditativer Versenkung malt er sich in seine Bilderwelten in einer Manier, für die er keine konkreten Vorbilder hat, obgleich seine Werke stilistisch mit dem Surrealismus eines René Magritte oder Salvadore Dalí vergleichbar sind. "Jede Epoche ist für mich spannend", berichtet der Künstler, wobei ihn die großen Meister wie Michelangelo oder da Vinci faszinieren. Mit eiserner Disziplin, die seit seinem Studium in Russland sein Wesen prägt, arbeitet er an seinen Werken im Kölner Atelier. "Ich beginne morgens und male den ganzen Tag, oft auch parallel an mehreren Bildern gleichzeitig", sagt Kaikaoss.

Gezählt hat er seine Werke bisher nicht. Aber sofern Platz vorhanden ist, will Kaikaoss 42 Gemälde in Bremervörde zeigen.

Die Ausstellung ist vom 26. September bis 24. Oktober im Bremervörder Bachmann Museum, Amtsallee 1, zu sehen. Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Während der Eröffnung und an Sonntagen steht auch das Museumscafé für die Besucher offen.