Der Szene-Treff ist seit Wochen zu. Anwohner und Musiker sagen, dass die Schließung persönliche Gründe hat.

Steinkirchen. "Aus technischen Gründen geschlossen!" So steht es seit Tagen an der Tür der Kulturdiele in Steinkirchen. Der Briefkasten ist randvoll. Die altbekannte Internetseite existiert nicht mehr, warum, wird nicht erklärt.

Drinnen im Lokal sind die Tische gedeckt, als erwarteten die Gastwirte wie gewohnt ihre Gäste im Restaurantbereich. Vorne stehen die Instrumente der Musiker - noch von der letzten Mucke. Alles sieht so aus, als solle es demnächst weitergehen.

Doch daraus wird offenbar nichts. Denn nachdem die Kulturdiele vor etwa vier Wochen noch um den Restaurantbereich erweitert wurde, soll nach Abendblatt-Informationen vorerst Schluss sein mit der Kultur im Ortskern von Steinkirchen und den beliebten Events am Hafen. Dieter Peters, der bisherige Organisator der Veranstaltungen und seine Lebensgefährtin Kirsten B., der das Haus an der Bürgerei 2 gehört, waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Nach Informationen des Abendblattes liegt der Grund für die Schließung im persönlichen Bereich zwischen Dieter Peters und Kirsten B. "Das ist eine reine Beziehungskiste, eine Trennung eines Paares, wie sie im richtigen Leben eben vorkommt", sagt der Musiker Jan de Grooth. "Ich habe gehört, dass das Haus verkauft werden soll und für später ein Mietshaus geplant ist."

Ein Anwohner sagt, dass es ein Jammer sei. "Es war immer was los in der Kulturdiele. Während viele Gastwirte aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben müssen, liegt es hier an den verschiedenen Interessen der Partner, die sich wohl über die Zukunft des Hauses und ganz privat nicht mehr einig waren."

Jan de Grooth gab in der Kulturdiele in den vergangenen zwei Jahren mehrfach Konzerte oder griff bei der Montagsmucke enthusiastisch in die Saiten. "Wir wurden als Musiker dort immer mit offenen Armen empfangen, es war eine tolle Atmosphäre in dem Laden, das Publikum ging super mit." Das letzte große Event mit der Musikerin Janet Robin im Januar sei ein echter Kracher gewesen, die Gäste seien voll aus dem Häuschen geraten, die Stimmung war phantastisch, schwärmt de Grooth.

"Dass es solche Highlights mit nationalen und internationalen Bands dort nicht mehr geben wird, ist schwer hinzunehmen, zumal es im ländlichen Bereich viel zu wenige solcher Szene- und Musikkneipen gibt", sagt der Musiker.

Durch seine zahlreichen Kontakte in der Musikszene gelang es ihm, immer wieder Bands und Solisten nach Steinkirchen zu holen und die Kulturdiele zum Anlaufpunkt von Musikfreunden jeden Alters zu machen. Von Country über Beat, Jazz oder Soul reichte die Palette des vielseitigen Programms.

"Das damit in dieser Form nun Schluss ist, ist für Steinkirchen sehr traurig", sagt Samtgemeindebürgermeister Hans Jarck. "Herr Peters hat seine Sache in der Kulturdiele sehr gut gemacht", lobt Jarck, und bedauert: "Etwas Vergleichbares haben wir hier nun nicht mehr. Gerade für die älteren Jahrgänge waren die Veranstaltungen Höhepunkte und es gab ein Stammpublikum."

Auch Gemeindedirektor Rolf Riggers sagt: "Die vielseitigen Kunst-Programme in der Kulturdiele waren eine echte kulturelle Bereicherung für Steinkirchen und haben viele Gäste angezogen. Diese Art von Musikkneipen findet man noch immer zu wenig in unserer Region."

Besonders bedauerlich ist die Schließung dieser Kulturoase auch für die Theatergruppe "Plattfööt", die dort regelmäßig probte, wie auch der Männergesangverein oder die Tanzgruppe. Auch auf die ins Leben gerufenen Gitarrenkurse müssen die Spieler vorerst verzichten.

Der zur Unterstützung der Kunstprojekte und Veranstaltungen in der Kulturdiele eigens gegründete Förderverein muss nun beraten, ob ein alternatives Konzept die Kulturszene in Steinkirchen wieder beleben kann. "Da müssen wir mal schauen, wie es weitergeht", sagt Hans Jarck.

Ein winziger Trost bleibt: Wie Samtgemeindebürgermeister Hans Jarck informiert, soll das für den 3. April in der Kulturdiele geplante Konzert im Dorfgemeinschaftshaus stattfinden.