Landkreis übergibt Neubau an die Berufsbildenden Schulen in Stade . Raumnot soll jetzt der Vergangenheit angehören

Stade. Das jahrelange Ringen um mehr Platz für die Bildung ist für die Berufsbildenden Schulen (BBS) vorerst vorbei. Gestern weihte Landrat Michael Roesberg den Neubau der BBS offiziell ein, der etwa 850 Schülern ab sofort als neues Domizil dienen wird.

Roesberg äußerte sich zufrieden über das neue Gebäude, dessen Träger und Bauherr der Landkreis ist und mit dessen Planungen im Frühjahr 2006 begonnen wurde. "Dieser Bau verfügt über eine wegweisende Ausstattung", sagte der Landrat bei dem Festakt vor den geladenen Gästen aus Schule, Politik und Wirtschaft. Der Kreis habe mit dem etwa 19 Millionen Euro teuren Projekt einmal mehr gezeigt, dass sie Schulpolitik für den Kreis einen hohen Stellenwert besitze.

"Uns ist das Thema wichtig. Wenn wir wollen, dass unsere Schüler später bei uns arbeiten, brauchen wir die passenden Betriebe und die passenden Schulen dazu", so Roesberg. Es sei wichtig, dass das Schulangebot den Erfordernissen der später ergriffenen Berufe in der Wirtschaft entspreche. Das, so sagt der Landrat, sei dem Landkreis nun nachweislich gelungen.

Der Neubau ist 800 000 Euro billiger als ursprünglich erwartet

Positiv äußerte sich Roesberg auch über das finanzielle Fazit des Neubaus. "Der Bau war ursprünglich mit einem vertraglichen Pauschalfestpreis von 19,4 Millionen Euro geplant. Dass der Bau nun etwa 800 000 Euro günstiger geworden ist, freut uns und alle Steuerzahler", so der Landrat. Die Gründe hierfür lägen im Wesentlichen in den noch während der Bauphase erfolgten Optimierungen, vor allem im technischen Bereich.

Dennoch: Nicht alles ist letztlich so umgesetzt worden, wie es sich der Landkreis ursprünglich vorgestellt hatte. Das angestrebte Ziel war, dass die Schule ihren Energiebedarf künftig zu 80 Prozent mit Strom und Wärme aus eigener Produktion deckt. Das dafür nötige technische Konzept stellte sich aber als zu kostspielig heraus, so dass eine Alternativlösung gesucht werden musste.

Die besteht in einem Mix aus kombinierten Geo- und Solarthermieanlagen. Das Schulgebäude und die neue Sporthalle wurden mit elektrisch betriebenen Wärmepumpen ausgestattet. Auf dem Dach der Sporthalle sorgt eine Solaranlage zusätzlich für die Erzeugung von Warmwasser. Da diese deutlich mehr Energie erzeugt, als für die Warmwasseraufbereitung nötig ist, wird die Wärme in das Erdreich unterhalb der Sporthalle eingeleitet wird. Damit wird wiederum das Erdreich aufgewärmt und die Leistung der Wärmepumpen weiter optimiert.

Solaranlagen und Wärmepumpen sorgen für niedrigen Energieverbrauch

Mit diesem Energiekonzept lasse sich bei normalen Sommern und Wintern das Gebäude im Wesentlichen von selbst beheizen. Sollte dennoch einmal, etwa bei einem strengen Winter, zusätzlicher Wärme- und Energiebedarf bestehen, stehen kleine Gasheizungen in Brennwerttechnik zur Unterstützung bereit. Damit der Energieverbrauch auf ein vernünftiges Maß reduziert wird, lassen sich die Klassenräume, im Gegensatz zu vielen älteren Schulbauten, per Zeitschaltuhr und abgestimmt auf das Stundenplanprogramm, einzeln heizen. Intelligente Lichtschalter sollen, so die Pläne der Architekten, für weitere Energieeinsparungen sorgen.

Die freien Flächen auf dem Dach des Gebäudes werden ebenfalls für Solarenergie genutzt. Die Stadtwerke Stade sind der erste Mieter für die Schuldächer und werden eine 160 Kilowatt Photovoltaikanlage auf dem Dach installieren. "Auf diese Weise kann etwa ein Drittel des Stromverbrauchs der Schule emissionsfrei erzeugt werden", so Michael Roesberg.

Das Baugrundstück, auf dem die drei neuen Baukomplexe und ein Sportplatz untergebracht sind, ist etwa 25 000 Quadratmeter groß. In knapp neun Monaten Bauzeit wurden hier ein 11 000 Quadratmeter großer, zweigliedriger Schulbau und eine 2200 Quadratmeter große Sporthalle errichtet. Für Stabilität sorgen insgesamt 330 Betonpfähle mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern, die bis zu 20 Meter tief in die Erde reichen. Etwa 200 davon wurden für die Geothermie thermisch aktiviert, sodass sie klimaregulierend wirken. Etwa 4500 Kubikmeter Beton, 15 000 großformatige Plansteine, 40 000 Verblender, 100 000 Liter Mörtel und 500 Tonnen Stahl wurden zusätzlich verbaut.

Mit der Fertigstellung des Neubaus sind die Arbeiten bei der BBS noch nicht abgeschlossen. Der Umbau, beziehungsweise die Sanierung der alten Gebäude laufe, so Roesberg. Der gesamte Altbau der BBS III und Teile der BBS I sind inzwischen entkernt worden, um die Raumverteilung zu optimieren. Auch der Brandschutz wird, den aktuellen Standards entsprechend, angepasst. Der wird jedoch teurer, als erhofft. Bei den Sanierungsarbeiten stellte sich heraus, dass die Kosten für diesen zweiten Bauabschnitt von bisher kalkulierten 2.6 Millionen Euro um etwa 2,5 Millionen ansteigen wird. Der Kreis plant nun mit Kosten von 5,1 Millionen Euro für die Sanierung des Altbaus, der technisch später mit dem Neubau vergleichbar sein soll.

Als nächstes werden die Stader Gymnasien ausgebaut

Die im Public-Private-Partnership-Verfahren (PPP) finanzierten Baumaßnahmen an den Berufsbildenden Schulen sind nicht die letzte Investition des Kreises in den Schulsektor. Wenn die Sanierung der BBS abgeschlossen ist, wird das gegenüberliegende Gebäude des Vincent-Lübeck-Gymnasiums erweitert. Auch das Gymnasium Athenaeum soll 2011 erweitert werden.