Kulturwoche in Buxtehude soll das Niederdeutsche wieder stärker ins Bewusstsein der Bürger rücken

Buxtehude. Gerade mal ein Jahr alt ist das "Nettwark Plattdüütsch in Buxthu", und schon hat die Truppe um Helga Peters und Walter Marquardt in Zusammenarbeit mit der Stadt Buxtehude eine Plattdeutsche Kulturwoche auf die Beine gestellt. Sie wird vom 25. September bis zum 3. Oktober an verschiedenen Veranstaltungsorten in der Stadt laufen und aus Lesungen, Theateraufführungen, Wanderungen, Musik und Gesang bestehen.

Ziel dieser Woche sei es, die plattdeutsche Sprache stärker in das Bewusstsein der Leute zu rücken, sagt Helga Peters. Platt sei ein Kulturgut, das immer stärker in Vergessenheit gerate, und dagegen wolle das Netzwerk, das aus einem losen Treffen heraus entstanden ist, etwas unternehmen. Neben der Organisation der Kulturwoche haben die "Nettwarker" beispielsweise auch die plattdeutschen Ortsschilder, die in Kürze im gesamten Stadtgebiet aufgestellt werden sollen, initiiert.

Die Grundschüler zeigen, was sie gelernt haben

"Wir wollen die Sprache wieder an die Leute heranbringen", sagt Heiner Penner, Ehemann von Helga Peters und ebenfalls mit dem Platt-Virus infiziert. Er ist davon überzeugt, dass dieser Weg über die Schulen und Kindergärten führt. So könne eine neue Generation heranwachsen, der Platt nicht fremd ist. Gerade die Grundschüler sind es auch, die an der Plattdeutschen Kulturwoche zahlreich mitmachen und zeigen, was sie in den Plattdeutsch-AGs ihrer Einrichtungen erlernt haben.

Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sieht das schon wieder anders aus. Wo sollen sie mit der Sprache in Berührung kommen, wenn weder ihre Eltern noch ihr sonstiges Umfeld sie beherrscht? Um auch diese Altersgruppe für die Kulturwoche zu gewinnen, hätte es sich Helga Peters eigentlich gewünscht, dass die plattdeutsche Hip-Hop-Band "De Fofftig Penns" für einen Auftritt nach Buxtehude kommt.

Den Bremer Musikern, deren Name an den US-amerikanischen Rap-Star "50 Cent" angelehnt ist, gelingt es mit ihren Stücken, dem Plattdeutschen das leicht angestaubte Image zu nehmen und das Interesse der jungen Leute zu wecken. Doch Helga Peters schaffte es nicht, die Rapper zur Kulturwoche zu einem Besuch in der Estestadt zu überreden.

Ohnehin habe sie viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, die nicht immer erfolgreich verlief, erzählt sie. So habe sie beispielsweise bei der Buxtehuder Petrikirche angefragt, ob dort am Sonntag, 26. September, nicht der Plattdeutsche Gottesdienst stattfinden könne. Man habe jedoch mit dem Hinweis abgelehnt, dass Plattdeutsch nicht unbedingt in die Stadt gehöre. Nun ist der Gottesdienst auf Platt in die Friedhofskapelle Immenbeck verlegt worden.

Lesung im Märchenzelt auf dem Schafmarkt in Altkloster

"In erster Linie werden wohl die Leute zu der Kulturwoche kommen, die schon einen engen Bezug zur plattdeutschen Sprache haben", räumt Helga Peters ein. Die Krings und all die anderen inoffiziellen Kaffeerunden, die die Sprache pflegen. Sie alle erwartet ein Programm, das am Sonnabend, 25. September, mit einer plattdeutschen Lesung der Buxtehuder Märchengesellschaft in einem Märchenzelt auf dem Schafmarkt in Altkloster startet.

Es wird zum Beispiel eine literarische Wanderung auf den Spuren des plattdeutschen Autors Johann D. Bellmann von Moisburg nach Nindorf geben, Entdeckungstouren durch die Ovelgönner Wassermühle und eine plattdeutsche Lesung in der Buchhandlung "Schwarz auf Weiß", die sich extra für diese Veranstaltung in "Swatt op Witt" umbenennen wird.

Die Nachtwächterin führt durch die Altstadt, Kinder aus Schulen und Kindergärten "singen un speelen op platt", es gibt einen "bunten Avend mit veel Gesang" im ehemaligen Gemeindesaal der Pauluskirche und der Buxtehuder Schmied widmet sich im "schnurrigen Vertellen" bei einem Rundgang durch Buxtehude ebenfalls ganz dem Niederdeutschen. Zudem ist für den 30. September die Enthüllung der ersten plattdeutschen Ortsschilder geplant.

Ein Ereignis sticht bei der Kulturwoche jedoch heraus - und hat auf den ersten Blick gar nichts mit dem Plattdeutschen zu tun: Die Stadt Buxtehude wird am Sonntag, 3. Oktober, von 14.30 bis 16 Uhr auf der Halepaghen-Bühne das 20-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft mit Ribnitz-Damgarten feiern. Die Bürgermeister der beiden Orte, Jürgen Badur und Jürgen Borbe, halten Ansprachen, darüber hinaus wird es Auftritte der Volkstanz-Kindergruppe aus Ribnitz-Damgarten, des Shantychors "De Küstenkeerls" und der Immenbecker Heckenrosen geben. Höhepunkt ist ein Auftritt der plattdeutschen Liedermacher Jan und Haye Graf. Alle weiteren Informationen zum Programm gibt es im Internet.

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