Sozialdemokraten fordern, die Folgen der Stellenstreichungen beim Stader Jugendamt offenzulegen

Stade. Die Auswirkungen von Stellenkürzungen beim Stader Jugendamt sollen eingehend beleuchtet werden. Das Stader SPD-Ratsmitglied Kai Holm hat jetzt einen entsprechenden Antrag der SPD-Fraktion an den städtischen Ausschuss für Kinder, Jugendhilfe und Soziales gerichtet.

Im Jahr 2009 fiel in Stade die Entscheidung, eine halbe Stelle im Allgemeinen Sozialdienst zu streichen. Im Haushaltsplan 2010 wurde diese Entscheidung festgesetzt, mit der Maßgabe, bis Mitte 2010 den zuständigen Ausschuss über die Folgen der Stellenkürzung zu informieren.

Holm drängt nun auf eine Auskunft angesichts der sich in den Medien häufenden Berichte über die Gefährdung des Kindeswohls und der gesetzlichen Pflicht der Kommunen, derartige Fälle zu untersuchen. Bereits vor der Stellenkürzung sei das Jugendamt wegen gemeldeter möglichen Kindesmisshandlungen personell stark gefordert gewesen. Holm geht davon aus, dass eine Offenlegung der Zahlen von gemeldeten und tatsächlichen Kindesmissbrauchsfällen sowie dem Zeitraum zwischen der Meldung derartiger Verdachtsfälle und den Aktivitäten der Behörden zu sinnvollen Erkenntnissen für das weitere Vorgehen führen würde.

Die Zahlen seien vor allem für den Haushaltsplan 2011 von Interesse. "Auch wenn die kommenden Haushalte Defizite erwarten lassen, wird im Zweifelsfalle sicherlich niemand die Gefahr eingehen wollen, aufgrund möglicherweise festgestellter Personalknappheit unentdeckte Kindeswohlgefährdungen in Stade zu riskieren", so Holm.

Heinz Hauschild, Jugendamtsleiter in Stade, erklärt gegenüber dem Abendblatt, dass die Kindeswohlgefährdung auch in Stade ein Thema von zunehmender Bedeutung sei. "Die Zahlen entwickeln sich nach oben", sagt Hauschild. Im Jahr 2008 seien 48 Verdachtsfälle auf Kindeswohlgefährdungen gemeldet worden, im Jahr 2009 lag die Zahl der gemeldeten Verdachtsfälle bei etwa 70. "Das verläuft parallel zum Bundestrend, auch hier werden immer mehr Verdachtsfälle gemeldet", so Hauschild. Die Ursache hierfür liege aber nicht unbedingt in einer tatsächlichen Zunahme der Kindeswohlgefährdungen, sondern vielmehr in einer gestiegenen Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema. "Die Menschen achten inzwischen stärker in ihrem Umfeld auf Kindeswohlgefährdungen und weisen die Ämter auch häufiger als früher auf mögliche Verdachtsfälle hin", sagt Hauschild. Das sei positiv.

Der negative Aspekt: Da die Ämter den bundesweit vermehrt gemeldeten Verdachtsfällen nachgehen müssen, wächst auch der Personalaufwand, um alle Fälle zu prüfen. Stade stehe somit bei der Frage, wie viel Personal das Jugendamt zukünftig brauchen wird, nicht alleine. "Es muss auch bedacht werden, dass die Jugendämter ja nicht nur die Aufgabe haben, dem Verdacht auf Kindeswohlgefährdungen nachzugehen, die Aufgaben sind sehr viel weiter gesteckt", sagt Hauschild.

Wie viel Personal letztlich im Jugendamt gebraucht wird, steht noch nicht fest. "Wir sammeln jetzt die Daten für die Ausschusssitzung. Am 2. September wissen wir wahrscheinlich mehr", so der Jugendamtsleiter. Dann soll dem Ausschuss der aktuelle Bericht des Amtes vorliegen.