Das Bild des Kaufmanns hat, so sagt IHK-Präsident Lothar Geißler, Schaden genommen.

Die alten Tugenden, die den Kaufmann seit dem Mittelalter definieren und prägen, Anstand, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Verantwortung, sollen wieder zu Dreh- und Angelpunkt des Handelns werden. Das ist soweit löblich, denn die Wirtschaft hat sich vor allem im Bereich der aktiennotierten Unternehmen nicht gerade mit Ruhm bekleckert und mit ihrer Geldgier, Respektlosigkeit und Ignoranz vielen Menschen mehr als einmal die Zornesröte ins Gesicht getrieben.

Die zentrale Frage ist aber, ob es der IHK gelingen kann, diese Tugenden den Unternehmern auch so zu vermitteln, dass diese sich wirklich an diesen Handlungsleitfaden halten. Dafür bedürfte es eines generellen Umdenkens, einer akribischen Auseinandersetzung mit Ethik und Moral in der Wirtschaft. Dieses Umdenken des Unternehmers - machen wir uns nichts vor - kann aber nur aus freien Stücken erfolgen, denn auf die Schulbank kann kein Unternehmer mehr zwangsweise gesetzt werden.

Doch wo kein Zwang, da kein Wandel. Sicher, einige Unternehmer werden vielleicht innehalten und ihr Verhalten ändern. Die große Mehrzahl wird aber, so ist zu befürchten, weiter wirtschaften wie bisher, denn, so der Tenor der Wirtschaft, die Gesetze und Bedürfnisse des Marktes verlangen dies ja. Wer nicht mitzieht, verliert. Und welcher Unternehmer will schon zu den Verlierern zählen?