Feuerwehr Stade bringt die “Brunshausen“, ihr größtes Einsatzschiff , mit Werkzeug und Pinsel auf Vordermann
Stade. Noch erstrahlt die 28 Jahre alte"Brunshausen" nicht wieder im Glanz früherer Tage. Seit fast sechs Wochen liegt das 12,60 Meter lange und zehn Tonnen schwere Feuerwehrschiff nicht mehr am Liegeplatz der Feuerwehr an der Schwinge, sondern auf einem Hänger vor der Hauptwache der Stader Feuerwehr in der Hansestraße. Während der vergangenen Wochen haben die Stader Feuerwehrleute überwiegend in Eigenleistung ihr größtes Einsatzboot generalüberholt.
Die Feuerwehrleute Lennart Köhn, 18, Fabian Plath, 17, und Lennart Tümmler, 17, haben beinahe ihren gesamten Urlaub beziehungsweise einen Großteil ihrer Schulferien an der "Brunshausen" gearbeitet. Von morgens bis abends waren die jungen Feuerwehrmänner unter Anleitung der Gerätewarte an der Hauptwache und haben das Schiff auf Vordermann gebracht.
Dabei gehörte zu diesem Zeitpunkt keiner der drei Feuerwehrmänner der Bootsgruppe an, da man dafür die Volljährigkeit erreicht haben muss. Allerdings ist für sie alle klar, zu welcher Sondergruppe der Stader Feuerwehr sie bald gehören möchten. Trotzdem ist Hauptgerätewart Dirk Wichers beeindruckt vom Einsatz der jungen Feuerwehrmänner.
Das Schiff offenbarte mehr Schäden als zunächst gedacht
Eigentlich sollte die "Brunshausen" erst im September aus dem Wasser geholt und wie in jedem Jahr überprüft und gewartet werden. Allerdings sammelte sich am hinteren Ruderstand immer wieder Wasser. "Zunächst dachten wir, es handelt sich um Regenwasser, aber als das Wasser dort nach einer längeren Trockenphase immer noch stand, musste das Boot aus dem Wasser", sagt Dirk Wichers. Denn am Ende sei sogar eine Pumpe notwendig gewesen, um das Wasser abzupumpen.
An Land offenbarte das Schiff mehr Schäden als zunächst gedacht. Am Rumpf wurden an unterschiedlichen Stellen Rostschäden entdeckt, das Kühlsystem der Maschine war ebenfalls defekt. "Deshalb haben wir uns kurzfristig für eine Generalüberholung und einen neuen Anstrich entschieden", sagt Wichers. Allein der neue Anstrich kostete die freiwilligen Helfer gut zwei Wochen. Schließlich musste die Grundierung zweifach und die Farbe vierfach aufgetragen werden.
Gerätewarte sind eigentlich Fachleute für Kraftfahrzeuge
Geplant war es, das Schiff rechtzeitig zur Feuerwehrmeile am kommenden Sonntag wieder ins Wasser zu lassen. Daraus wird allerdings nichts. Das liegt zum einen am Regenwetter der vergangenen Tage, wodurch sich die Malerarbeiten verzögert haben. Wann die "Brunshausen" wieder ins Wasser gelassen werden kann, hänge zum anderen nach Aussage des Hauptgerätewartes auch davon ab, wann die letzten erforderlichen Ersatzteile geliefert werden können.
Die Arbeiten am Schiff erledigen die Stader Feuerwehrleute ebenso wie die Wartung ihrer Einsatzboote größtenteils selbst. Lediglich spezielle Arbeiten wie zum Beispiel Schweißarbeiten am Aluminium würden schon aus Sicherheitsgründen an Fachleute externer Firmen weitergegeben, so der Hauptgerätewart. "Außerdem kommen die Gerätewarte alle aus dem Kraftfahrzeug-Bereich", sagt Wichers, der von zwei weiteren Gerätewarten unterstützt wird. Aus diesem Grund müssten für besondere Arbeiten an den Einsatzbooten ohnehin externe Fachleute hinzugezogen werden. Die "Brunshausen" ist das größte von drei Einsatzbooten zur Wasserrettung der Stader Feuerwehr. Gemeinsam mit der "Florian 1" liegt sie sonst am feuerwehreigenen Liegeplatz an der Schwinge.
Die Stader Feuerwehr kaufte die "Brunshausen" im Jahr 1994 von der Wasserschutzpolizei Magdeburg für knapp 10 000 Deutsche Mark. "Eine neue Maschine mussten wir damals auch noch kaufen", sagt Henry Köpcke. Der 72-Jährige ist mittlerweile Mitglied der Altersabteilung in Stade, war während seiner aktiven Zeit jedoch viele Jahre Mitglied der Bootsgruppe und sieben Jahre lang Bootsbeauftragter. Bis die Stader Feuerwehr die "Brunshausen" für ihre Zwecke nutzen konnte, musste an dem Schiff noch einiges getan werden.
"Wir haben sie etwa zwei Jahre lang umgebaut", sagt Köpcke. So musste die "Brunshausen" im vorderen Bereich beispielsweise deutlich verstärkt werden, zudem musste außen ein zweiter Steuerstand gebaut werden. Vorher gab es lediglich einen im Innenbereich. Der Steuerstand im Außenbereich dient zum einen der besseren Kontaktaufnahme mit verunglückten oder verletzten Menschen. "Außerdem ist die Sicht von oben deutlich besser als von unten", sagt Köpcke.
Das Schiff wurde mit Radar, Seefunk und einem Schlepphaken ausgerüstet. Hinzu kam das, was die Einsatzkräfte als feuerwehrtechnische Ausrüstung bezeichnen. Dazu gehört beispielsweise eine kleine Tragkraftspritze, die auf der "Brunshausen" fest installiert ist. Diese hat eine Pumpleistung von bis zu 500 Litern Wasser in der Minute. Bei Bedarf kann die "Brunshausen" mit einer großen Tragkraftspritze ausgerüstet werden. Diese weist dann eine Pumpleistung von bis zu 2000 Liter in der Minute auf.
Die "Brunshausen" kann Verletzte bei voller Fahrt aufnehmen
Die Brandbekämpfung ist eine, aber nicht die einzige Aufgabe, die die "Brunshausen" im Einsatz hat. Hauptsächlich wird sie für die Personenrettung eingesetzt. Weil sie geschlossen ist, können Notarzt und Rettungskräfte samt Ausrüstung mit an Bord und können Verletzte bei Bedarf sofort versorgen. Zudem können Menschen, die ärztliche Hilfe brauchen, von großen Schiffen während der Fahrt übernommen werden. "Dazu muss man wissen, dass größere Schiffe nicht einfach anhalten können", sagt Wichers.
Sie würden manövrierunfähig werden. Zu einem solchen Einsatz rückte die "Brunshausen" beispielsweise am 27. März dieses Jahres aus. Die Feuerwehrleute retteten mit Hilfe der so genannten Schleifkorbtrage vor Stadersand ein Mitglied der Besatzung des Containerschiffs "Hyundai Mecury", das aus Richtung Hamburg auf der Elbe unterwegs war.
"Florian 1" wird für die schnelle Wasserrettung eingesetzt
Darüber hinaus ist die "Brunshausen" mit einem mobilen Stromerzeuger, Flutlicht sowie einer Tauchpumpe ausgestattet und verfügt über eine Taucherplattform, einer Einstiegsmöglichkeit für die Feuerwehrtaucher. Zudem leistet sie havarierten Schiffen Hilfe, kann Schiffe bis zu 15 Tonnen selbst abschleppen.
Wenn es besonders schnell gehen muss, setzt die Feuerwehr Stade jedoch nicht die "Brunshausen" ein, die mit ihrem 258 PS starken Motor eine Geschwindigkeit von bis zu 18 Knoten erreichen kann. Das sind etwa 33 Kilometer pro Stunde. Für die schnelle Menschenrettung über Wasser steht der "Florian 1" zur Verfügung. Das 5,40 Meter lange Schnellboot ist mit einem 200 PS starken Motor ausgestattet und erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 38 Knoten.
Feuerwehr rückt jährlich bei bis zu 30 Wasserrettungseinsätzen aus
Mit dem "Max" hält die Stader Feuerwehr noch ein drittes Boot zur Wasserrettung vor. Das Mehrzweckboot wartet auf einem Trailer in der Feuerwache an der Hansestraße auf seinen Einsatz, kann aufgrund seiner Größe auch auf kleinen und flachen Gewässern wie dem Horstsee zum Einsatz kommen.
Durchschnittlich rückt die Bootsgruppe um den Bootsbeauftragten Manfred Brusberg zu 20 bis 30 Einsätzen im Jahr aus. In diesem Jahr wurde die Stader Feuerwehr bislang zu 18 Wasserrettungseinsätzen gerufen. In der Regel wird dann auch die Tauchergruppe alarmiert, der etwa 20 Feuerwehrleute angehören. Beauftragter der Tauchergruppe ist Dennis Ebeling. Die Stader Feuerwehr verfügt zurzeit über elf gut ausgebildete Feuerwehrtaucher, darunter drei Feuerwehrtauchlehrer und acht weitere Taucher.