In dem Kraftwerk sollen Sonnenblumen, Gras und Hirse als Energieträger getestet werden

Ardestorf. Der Landkreis Stade ist bereits von einem Biogas-Boom erfasst, der Kreis Harburg zieht jetzt nach. In dem Ort Ardestorf, der etwa sieben Kilometer südlich von Buxtehude liegt, soll jetzt eine Biogasanlage mit etwa 500 Megawatt Nennleistung entstehen. Die Anlage wäre die erste im nördlichen Landkreis Harburg.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Heiner Schönecke, der mit seiner Familie auch einen Geflügelhof betreibt, plant das Vorhaben gemeinsam mit drei weiteren Landwirten. Schönecke hat dazu die Ardestorfer Biogasenergie GmbH & Co. KG ins Leben gerufen.

Die Betreiber investieren nach eigenen Angaben etwa zwei Millionen Euro. Baubeginn soll im März 2011 sein. Geht alles nach Plan, könnte ab November 2011 in Ardestorf Strom und Wärme aus nachwachsenden Rohstoffen produziert werden.

Die Anlage soll auf einem rund 13 000 Quadratmeter großen Gelände in unmittelbarer Nähe des Abfallwirtschaftszentrums in Ardestorf entstehen. Mit ihrer Nennleistung von 500 Kilowatt wird die Anlage zu den eher kleineren Gaskraftwerken zählen. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Größe in Niedersachsen liegt bei etwa 700 Kilowatt. Eine der zehn Biogasanlagen, die derzeit in der Samtgemeinde Harsefeld geplant werden, soll in ihrer letzten Ausbaustufe eine Nennleistung von 2000 Kilowatt bekommen.

Die Versorgung mit Rohstoffen ist der häufigste Kritikpunkt an den gegenwärtigen Biogasanlagen. Weil die meisten Anlagen zurzeit mit einer Mischung aus Gülle und Mais betrieben werden, befürchten Kritiker wie die Harsefelder Grünen, dass eine Mais-Monokultur in der Region entstehen könnte. Sie sind deshalb gegen die Errichtung großer Biogas-Kraftwerke.

Die neue Anlage in Ardestorf soll allerdings auch mit anderen Rohstoffen betrieben werden. So sollen Zuckerrüben und Grassilage zum Einsatz kommen. Auch an Hirse und Sonnenblumen ist gedacht. Zwölf benachbarte Höfe sollen die Rohstoffe liefern. Die Anbaufläche für die nachwachsenden Rohstoffe würde 200 Hektar umfassen.

Einen Teil der Rohstoffe will Heiner Schönecke auch anliefern lassen. Etwa 8000 Tonnen Pflanzen und 3000 Tonnen Gülle und Mist im Jahr müssten herangebracht werden. "Aus maximal fünf Kilometer Entfernung", sagt Heiner Schönecke. Beinahe 80 Prozent der Rohstoffe kämen über Feldwege. Die Bundesstraße 3 würde kaum zusätzlich belastet werden. Wohngebiete würden nicht berührt werden.

Das Projekt in Ardestorf ist noch nicht genehmigt. Allerdings gilt die Anlage wegen ihrer geringen Größe und aufgrund ihrer Lage als "privilegiert". Das bedeutet, ein aufwendiges Bebauungsplanverfahren ist nicht nötig. Das Gewerbeaufsichtsamt in Cuxhaven muss zustimmen. Den Genehmigungsantrag will die Ardestorfer Biogasenergie im Oktober stellen. Dann wollen die Betreiber auch die Einwohner in den betroffenen Ortschaften informieren.

Die vier neuen Energiewirte planen, das in Ardestorf produzierte Rohgas aufzubereiten und in das Erdgasnetz einzuspeisen. Das Schulzentrum und das Hallenbad in Neu Wulmstorf, so Schönecke, könnten dann schon bald über eine Gasleitung mit Bioenergie versorgt werden.