Dank zahlreicher Unterstützer konnte die erkrankte Leiterin Nina Zober das Buxtehuder “Theater im Hinterhof“ vor dem Aus bewahren.

Buxtehude. Es läuft alles wie am Schnürchen - bis zum Sommer dieses Jahres. In nur sechs Jahren hat sich Nina Zober für ihr "Theater im Hinterhof" ein beeindruckendes Netz an Künstlern aufgebaut. Bekannte Größen, zu denen unter anderem der französische Komiker "Alfons" zählt, treten regelmäßig im schmucken Theater an der Hauptstraße in Buxtehude auf. Das einzige private Theater der Stadt ist bekannt für seine qualitative Kleinkunst und das ist vor allem Nina Zober zu verdanken.

Die ausgebildete Sängerin und Schauspielerin stellt das Programm zusammen und bedient dabei auch Nischen wie die traditionelle Musik von Völkern. Damit trifft sie den Nerv des Publikums. So manche Gäste reisen extra aus Bremen, Cuxhaven und Hamburg an, um die Vorstellungen zu besuchen.

Doch Ende Juni erhält Zober die Nachricht, die ihr Leben verändert - die Diagnose: Krebs. "Das war unvorstellbar und so irreal, als wenn Marsmenschen bei uns auftauchen würden", sagt die 36-Jährige, die nun gern ganz in rot mit bunt bestickter Weste aus Indien gekleidet ist.

Sie muss alles in Frage stellen. Ihr Leben. Ihre Existenz und damit auch die Zukunft des Theaterbetriebs. Denn die Gesangschule, mit der sie die Gagen der Künstler finanzierte, konnte sie wegen ihrer Krankheit nicht weiterführen. "Im ersten Moment dachte ich, ich müsste schließen", sagt Zober. Denn die 36-Jährige erledigte nahezu alles selbst in ihrem Theater - angefangen bei der Büroarbeit bis zur Begleitung der Vorstellungen. Bevor sie die ehemalige Schlachterei an der Hauptstraße für den Theaterbetrieb anmietete, tourte sie selbst als Sängerin durch den Landkreis und durch Hamburg. Meistens präsentierte sie mit wechselnden Bandpartnern keltische Musik. Heute ist ihr das fast peinlich: "Ja, ich habe die Schande begangen, fremde Musik zu machen", sagt sie.

Nach sechs Jahren entschied sie sich gegen das Herumtingeln und gründete 2001 eine Gesangs- und Schauspielschule. "Ich bin ein Kleinstadtkind und brauche meine Wurzeln", sagt die gebürtige Buxtehuderin. Zwei Jahre später konnte sich Zober endlich ihren Traum vom eigenen Theater erfüllen und konnte in der ehemaligen Schlachterei auch ihre Gesangschule unterbringen.

Der Anfang war hart. Auch für die Gäste - im wahrsten Sinne des Wortes. Die ersten Vorstellungen mussten sie sich auf Klappstühlen ansehen. "Es war richtig primitiv", erinnert sich Zober. Unmut kam im Publikum dennoch nicht auf. Im Gegenteil: Die Besucher freuten sich mit, wenn eine Neuanschaffung das Theater zierte. "Es ist schon toll, was die Gäste alles ertragen haben", sagt Zober. "Es muss eben nicht immer alles perfekt sein. Es kommt darauf an, was gezeigt wird."

Die Theaterleiterin bekam schnell ein Gespür dafür, wofür sich ihr Publikum begeistern lässt. Lesungen nimmt sie zum Beispiel nicht mehr ins Programm auf. Kabarettabende, traditionelle und authentische jüdische oder russische Musik hingegen bescheren ein volles Haus.

Eine familiäre Atmosphäre und ein liebevolles Miteinander zeichnen das Theater aus. Das hatte sich auch unter den Künstlern herumgesprochen. Die 36-Jährige bekam inzwischen sogar Anfragen von Kulturschaffenden aus aller Welt.

Doch als Nina Zober im August wegen ihrer Krebskrankheit ins Krankenhaus eingeliefert wurde, musste sie einem litauischen Pianisten und einer österreichischen Chansonsängerin absagen. Zober fing sich dort zu allem Überfluss einen Virus im Krankenhaus ein. "Ich war ein richtiger Pflegefall." Ihre Eltern übernahmen kurzerhand das Ruder. Vom Krankenbett aus erklärte sie am Telefon, welche Dateien wo auf dem Computer zu finden waren. Nach anderthalb Monaten kam Zober im Rollstuhl wieder nach Hause.

Schritt für Schritt ging es seitdem bergauf. Jetzt strahlt Zober wieder und ist voller Lebenskraft, obwohl sie zurzeit mitten in der Chemotherapie steckt. "Der Arzt sagt, ich bin auf einem guten Weg", sagt Zober. "Das war das tollste Weihnachtsgeschenk." Zusätzlich zur Therapie hat sie sich mit Alternativmedizin wie etwa chinesischen Heilpilzen befasst. Zober übernimmt von zu Hause aus sogar wieder Büroarbeiten.

Die finanziellen Sorgen für das Theater ist sie auch los. Im November wurde ein neuer Förderverein für das private Theater gegründet. 60 Menschen sind in der kurzen Zeit bereits Mitglied geworden. "Das ist ein kleines Wunder", sagt Zober.

Das nächste Projekt steht bereits an. Sobald die Theater-Chefin ihre Krankheit überwunden hat, möchte sie sich einen zweiten Traum erfüllen und ein Hausschwein für ihren Bauernhof in Neukloster kaufen.