Der Vorsitzende der DEHOGA befürchtet in Zukunft auch mehr Schwierigkeiten im Kreis Stade

Stade/Buxtehude. Nach 90 Jahren hat der Schwinger Gastwirt Lütje Wilkens den Familienbetrieb eingestellt und die bekannte Gaststätte "Jägers Rast" geschlossen. Ein Grund für die Aufgabe war, dass es in der Familie Wilkens keinen Nachfolger gibt. Alle drei Söhne haben sich dazu entschlossen, den Betrieb nicht weiterzuführen. Seit dem 15. Juli hat das Restaurant China-Garden in der ehemaligen Gaststätte von Lütje Wilkens geöffnet. Dass fehlende Nachfolge gerade in ländlichen Regionen ein Problem von Gaststätten sein kann, sagt auch Lutz Feldtmann, seit 2003 Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA).

Probleme der ländlichen Gastronomen sind vielschichtig

Immer häufiger geraten Gaststätten in ländlichen Regionen in finanzielle Schwierigkeiten oder müssen sogar geschlossen werden. Obwohl der Landkreis Stade vom großen Restaurantsterben bislang verschont geblieben ist, kennt Feldtmann das Problem und schließt auch nicht aus, dass es in den kommenden Jahren auch Betriebe im Kreis Stade erwischen kann. Die Gründe dafür, dass gastronomische Betriebe auf dem Land dicht machen müssen, seien nach Meinung des DEHOGA-Kreisvorsitzenden vielschichtig. Erstens gebe es wie im Schwinger Fall das Nachwuchsproblem. "Wenn man es nicht in der Familie weitergeben kann, dann bleibt irgendwann nur verkaufen", sagt Feldtmann.

Der 43-Jährige führt das Hotel und Restaurant "Vier Linden" in Stade bereits in vierter Generation. Da seine Töchter erst zwölf beziehungsweise 14 Jahre alt sind, beschäftigt ihn das Nachfolgeproblem persönlich noch nicht. Ebenso weiß er von einigen Betrieben in Kehdingen, die von jungen Gastwirten geführt werden. Auch in Fredenbeck hat der 27-jährige Sebastian Wohlers erst kürzlich die "Niedersachsenschänke" ersteigert und führt den Familienbetrieb weiter.

Doch auch die jungen Gastwirte stehen vor Problemen. "Die Zeiten haben sich geändert", sagt Feldtmann. Trafen sich früher Männer häufig zum Stammtisch in der Kneipe, zum Knobeln oder Skat, gebe es solche geselligen Runden heutzutage kaum noch, sagt Feldtmann. Dieser Wandel in der Gesellschaft sei ein Prozess, der sich über viele Jahre erstreckt hat. Auch das gesetzliche Rauchverbot spiele dabei eine Rolle, da viele nicht auf ihre Zigarette verzichten möchten.

Ein weiterer Grund, der gerade Gastwirte in ländlichen Regionen vor Probleme stellt, ist die Tatsache, dass Dorfgemeinschaftshäuser und Vereinsheime in vielen Orten immer häufiger für private Feiern auf Kosten der örtlichen Gastronomen geöffnet werden. Lutz Feldtmann nimmt jedoch auch die Gastwirte in die Verantwortung, wenn sie eine Pleite verhindern wollen. Wichtig sei es, dass man seine unterschiedlichen Zielgruppen im Auge habe und das Angebot auf diese abstimme. Zudem müsse man investieren, wenn es notwendig ist. Als Beispiele nennt Feldtmann fällige Sanierungsarbeiten oder Investitionen in die Einrichtung.

Gäste werden zunehmend anspruchsvoller und sind mobiler

Zudem müssten die Gastwirte auch flexibler werden. Zum einen steigen zunehmend die Ansprüche der Gäste, worauf sich der Gastronom einstellen müsse. Schließlich seien die Gäste heutzutage auch mobiler geworden und verlegen ihre Feiern auch mal um 20 Kilometer, wenn sie mit dem Gastronom vor Ort nicht zufrieden sind. Ein Trend sei auch, sagt Feldtmann, dass junge Paare ihre Hochzeit an besonderen Orten wie zum Beispiel der Festung Grauerort feiern. Die Gastwirte müssten deshalb mit der Zeit gehen und eventuell auch dorthin liefern, sagt Feldtmann. "Es reicht heute nicht mehr, einfach nur Bier auszuschenken", sagt der DEHOGA-Vorsitzende. Alles in allem müssten die Gastwirte schneller auf Dinge reagieren, weil die Gesellschaft an sich schnelllebiger geworden sei.

Steigende Anzahl gesetzlicher Auflagen belastet die Gastwirte

Doch die Gastronomen können nicht alles beeinflussen. So belaste die steigende Anzahl an Auflagen, zum Beispiel beim Brandschutz, die Gastronomen. Gerade bei vielen ländlichen Betrieben handele es sich um althergebrachte Gebäude, bei denen neue Brandschutzauflagen häufig nicht umgesetzt werden könnten oder eine hohe Investitionssumme erfordern. In diesem Zusammenhang kritisiert Lutz Feldtmann sowohl die Kontrollbehörden als auch die Banken. "Es wird bei einigen Veranstaltungen und Gaststätten manchmal mit zweierlei Maß gemessen", sagt Feldtmann. Bei den Banken sei das Problem, dass die Gastronomen "im Ranking nicht so gut dastehen", weshalb die Gastwirte ab und zu keine Kredite bekommen. Da kaum ein Restaurantbesitzer ein großes Vermögen angespart habe, fehle dann das Geld für die erforderlichen Investitionen.

Noch haben alle Probleme, mit denen Gastronomen im ländlichen Bereich konfrontiert sind, im Landkreis Stade kaum zu Schließungen geführt. Feldtmann glaubt aber, dass sie in den kommenden Jahren bei einigen Betrieben zu Schwierigkeiten führen werden. "Das sind Themen für die Zukunft", sagt Feldtmann. Deshalb bietet der DEHOGA neben einer Betriebsberatung und Rechtsbeistand unter anderem Weiterbildungen für die Mitglieder an. Zudem informiert der Verband seine Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung und der Herbstversammlung über aktuelle Themen und Neuerungen.