Dass in Deutschland nicht alles zentralistisch abläuft, hat einigen Charme.

So kann eine Stadt selbst darüber entscheiden, welche Regierung zu ihr passt und wie viel Geld ihr die Förderung der regionalen Kultur wert ist. Auch die Kommunen haben eine Menge mitzureden, können etwa eigene Steuern erheben. Diese Dinge stärken die Demokratie vor Ort, weil die Menschen sehen können, was ihre Entscheidungen bewirken.

Ein weiterer Effekt der bundesdeutschen Machtbalance ist, dass sich Gemeinden gegenseitig Konkurrenz machen, etwa wenn es um die Ansiedlung von Unternehmen geht. Wenn erst die Überalterung der Gesellschaft spürbar wird, werden die Kommunen auch versuchen, einander Neubürger abspenstig zu machen. Dieser Wettbewerb muss noch nichts Negatives bedeuten. Mehrere Wettbewerber bedeuten mehr Angebote und im Zweifel auch mehr Lösungen.

Ist die Grenze dieses Wettbewerbes aber erreicht, wenn eine Gemeinde wie Harsefeld jetzt ein teures Gutachten zu einem regionalen Projekt in Auftrag gibt, von dem die Gemeinde Nachteile befürchtet - und dieses Gutachten führt genau jene Firma aus, die schon für den Landkreis tätig war? Die Geschichte zeigt zumindest, dass die Kommunen bei bestimmten Fragen auf Zusammenarbeit setzen sollten. Nicht jede kleine Gemeinde muss Platz für ein Logistikzentrum bieten, nicht jede für einen Softwareentwickler. Gerade der Bau der beiden Autobahnen bietet neue Möglichkeiten für Kooperationen.