Horneburg und das Alte Land lassen sich derzeit zahlreiche Bauprojekte von einem gut gefüllten EU-Fonds finanzieren

Jork/Horneburg. Nichts geht mehr ohne Leader, heißt derzeit die Devise im Alten Land und in Horneburg. Leader steht dabei für "Liaison entreactions de développement de l'économie rurale" und bedeutet "Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft". Mit dieser Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union sollen Projekte im ländlichen Raum gefördert werden. 69,75 Milliarden Euro aus dem "Leader-Fonds" sind für die 27 EU-Mitgliedsstaaten eingeplant. An Deutschland sollen mehr als acht Milliarden Euro fließen, genauer gesagt 8 112 517 055 Euro.

Doch ehe alle Anträge gestellt sind, haben die Behörden in Brüssel ihr Förderprogramm für die ländliche Entwicklung schon wieder umgetauft. "Eler" heißt das neue Zauberwort und steht für "Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums".

Im November 2007 wurde die Region "Altes Land und Horneburg" gemeinsam mit 31 anderen niedersächsischen Regionen als Leader-Region anerkannt. Damit stehen für die laufende Förderperiode bis 2013 rund zwei Millionen Euro für die Region zwischen Elbe und Geest zur Verfügung, die in den Gemeinden allerhand Wünsche wecken. Die Schlagworte "Machbarkeitsstudien" oder "Inwertsetzung" geistern seither durch die Amtsstuben und stehen auf Antragsformularen, um Fördertöpfe von der Europäischen Union für bestimmte Projekte anzuzapfen.

Ob die Reparatur einer Arp-Schnitger-Orgel in Mittelnkirchen oder der Bau eines Toilettenhäuschens in Jork, ob Einrichtung einer Gastronomie- und Sanitäranlage für Ausflügler in Neuenschleuse oder der Bau eines Gemeinschaftshauses in Agathenburg, ob die Sanierung des Zigarrenhauses in Jork oder der Bau eines Seniorenspielplatzes in Horneburg, überall wird auf Mitteln aus den Leader-Fonds spekuliert. Das Geld müssen sich die Samtgemeinden Horneburg und Lühe sowie die Einheitsgemeinde Jork teilen.

Die Leader-Region Altes Land und Horneburg hat eine Gesamtfläche von rund 180 Quadratkilometern, auf der etwa 33 500 Menschen leben. In der Region gibt es sehr unterschiedliche Kultur- und Naturräume. Das Alte Land entlang der Elbe gehört mit seinen Obstanbaugebieten dem Naturraum der Marschen an. Südlich des fruchtbaren Marschenstreifens schließt sich um Horneburg die abwechslungsreiche Geest-Landschaft mit Mooren, Heideflächen, Bachtälern und Wäldern an.

Dafür angestrebte Leader-Projekte werden in so genannten Lokalen Aktionsgruppen (LAG) auf den Antrags-Weg gebracht. Zum Regionalmanagement der Leader Region Altes Land und Horneburg gehören 30 stimmberechtigte Mitglieder, die sich jeweils zu 50 Prozent aus Vertretern der Räte einschließlich der drei Bürgermeister der Samtgemeinden Horneburg und Lühe und der Gemeinde Jork sowie der so genannten Wirtschafts- und Sozialpartner (WiSo-Partner) zusammensetzen, zu denen Bürger und ansässige Firmen und Betriebe der Region gehören.

Zusätzlich nehmen an den Sitzungen der LAG Vertreter der zuständigen Behörde für Geoinformation, Landentwicklung und Liegenschaften in Verden, des Amtes für Landentwicklung Bremerhaven und Vertreter des Landkreises Stade teil. Auch an die Frauen-Quote der so genannten WiSo-Partner wurde gedacht, um in allen Punkten den EU-Vorgaben zu entsprechen. Mit etwa der Hälfte Frauen im Team wird die LAG "Altes Land - Horneburg" dem so genannten "Gender-Mainstreaming" gerecht, was sichern soll, dass bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern gewahrt bleiben.

Die Gemeinde Jork und die Samtgemeinden Lühe und Horneburg hatten im Frühjahr 2007 gemeinsam mit Bürgern, Wirtschafts- und Sozialpartnern und kommunalen Mandatsträgern ihr Regionales Entwicklungs-Konzept mit dem komplizierten Namen "(er)Lebens(werte)Netze in der maritimen Kulturlandschaft" erarbeitet und als Wettbewerbsbeitrag erfolgreich eingereicht.

Damit wirklich alle angestrebten Konzepte umgesetzt werden können, ist Eile geboten. Nur so können bis 2013 sämtlichen Fördertöpfe ausgeschöpft werden. "Wir haben mehr Ideen als es Fördermittel gibt", sagt Jorks Bürgermeister Rolf Lühmann. Auch Horneburgs Samtgemeindebürgermeister Gerhard Froelian möchte gern so viele Projekte wie möglich gefördert sehen. "Den Seniorenbewegungspark haben wir auf das kommende Jahr verschieben müssen, damit es nicht mit anderen Planprojekten kollidiert", sagt der Verwaltungschef.

Ob und wie die Lühe touristisch ausgelegt werden kann, muss so bald als möglich geprüft werden. Das Abendblatt stellt demnächst in loser Folge die Leader-Projekte aus der Region vor.