Archäologe Ulrich Schliemann hütet seit 25 Jahren die Hinterlassenschaften einer längst vergangenen Zeit.

Bremervörde. Ur-Haie und Glattwale zwischen Hamburg und Bremen, Austernbänke in der Lüneburger Heide, Seeigel in Hemmoor und Mollusken in Bremervörde. Meerestiere tummelten sich zwischen Lüneburg und Bremen, zwischen Hamburg und Hannover vor rund zwölf Millionen Jahren. Dies beweist der spektakuläre Fund, den der Archäologe Ulrich Schliemann Ende der 70er-Jahre in einer Tongrube bei Freetz (nahe Sittensen) machte.

Dort stieß er auf versteinerte Skelett-Teile einer ausgestorbenen Walart. Der rund sechs Meter lange Meeressäuger wurde mit einer von Schliemann entwickelten Spezialmethode geborgen und präpariert. Er ist nun im Bachmann-Museum ausgestellt. Schliemanns Walfund sorgte in Fachkreisen für Furore. 2007 konnten Experten anhand eines Mittelohrknochens des Wals sein Alter bestimmen und ihn als etwa zwölf Millionen Jahre alten Bartenwal identifizieren.

Im Bachmann-Museum hat Schliemann ein Wal-Diarama gebaut, um den Fund zu dokumentieren. Seit 25 Jahren hütet er dort den geologischen Schatz und erklärt Besuchern die Meereswelten der Ur-Nordsee, die im Bereich zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein bis zu 500 Meter tief war. Ob es der berühmte Namensvetter war oder Zufall, der ihn zum passionierten Archäologen machte, kann Ulrich Schliemann nicht sagen. Nur soviel: "Ich fand als Schuljunge einen versteinerten Seeigel am Weserstrand und war so fasziniert, dass daraus eine Sammelleidenschaft wurde." Zudem betrieb Schliemanns Vater in der Nähe von Sittensen eine Ziegelei, in der täglich Lastwagenladungen Kies- und Tongemische angeliefert wurden. "Bergeweise versteinerte Schätze wühlte ich aus dem Glimmerton, ich wollte immer mehr wissen über die geheimnisvolle Welt aus der die Fossilienfunde stammten. Glimmerton aus dem Tertiär sind verfestigte Meeresschichten, in denen versteinerte Tiere und Pflanzen eingeschlossen sind." Als Schliemanns Vater seinem Jungen ein Fachbuch über Ichthyiosaurier (Meeresreptilien) schenkte, war die wissenschaftliche Neugier geweckt, der Berufswunsch klar - und ein großer Reiz entfacht.

Ulrich Schliemann: "Der Sammelleidenschaft bin ich noch heute verfallen, übrigens sehr zum Kummer meiner Frau, die schon nicht mehr weiß, wohin mit all den prähistorischen Knochen, Zähnen und Gesteinen.

Im Bremervörder Bachmann-Museum hütet Ulrich Schliemann als Geschäftsführer und Leiter der geologischen Abteilung mehr als 12 000 Exponate, Funde, die in Norddeutschland einmalig sind. Einen Großteil der Sammlung hat die Historikerin Elfriede Bachmann aus der Sammlung ihres Vaters August Bachmann (1893 bis 1983) gestiftet. Ergänzt wird die Ausstellung von Leihgaben, insbesondere aus dem Schliemannschen Fundus. Die Ausstellung im Bachmann-Museum (Amtsallee 8) ist dienstags bis freitags 9 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr sowie sonnabends und sonntags 14 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt kostet für Erwachsene 2 Euro, für Kinder 1 Euro. Alle Informationen unter Tel. 04761/983 46 02 oder im Internet.

www.bachmann-museum.de