Nein, sie sind nicht zu beneiden. Nicht nur, dass die Archäologen bei brütender Hitze, klirrender Kälte oder Platzregen arbeiten müssen, macht den Beruf alles andere als angenehm.

Auch die Tatsache, dass jede Ausgrabung ein Wettlauf mit der Zeit ist, stimmt alles andere als zuversichtlich. Es sind oft nur wenige Wochen oder Monate, die den Archäologen zur Verfügung stehen, um zu retten, was noch gerettet werden kann, bevor die Baumaschinen wieder alles zuschütten und platt machen. Denn fast jede Grabungsstätte muss später einem neuen Wohnviertel, einer neuen Straße oder, wie in der Türkei, gar einem Stausee weichen. Jahrtausendealte, unwiederbringliche Schätze werden überflutet, zubetoniert, vergessen, ignoriert.

Es ist schon kurios: Die ganze Welt schrie bei dem kulturellen Kahlschlag, den die Taliban in Afghanistan begingen, auf, als diese die Buddha-Statuen in Bamiyan sprengten. Ein einmaliges Zeugnis der Geschichte wurde in Schutt und Asche gelegt. Doch gleichzeitig wird auch bei uns tagtäglich ein kultureller Kahlschlag begangen - und keiner protestiert. Im Gegenteil: Die Grabungen der Archäologen werden von vielen als unangenehmes Übel betrachtet, das Baufirmen und auch Investoren für neue Immobilien viel Geld kostet. Von eben jenen Leuten, die im Urlaub in Ägypten, Rom und Athen das bestaunen, was Archäologen dort für die Nachwelt bewahrt haben. Es ist schon kurios, sich selbst als Kulturnation zu bezeichnen, wenn die eigene Kultur insgesamt so wenig Achtung erfährt.