Die drei Lichtspielhäuser im Landkreis Stade sehen in Hightech-Filmen fast die einzige Chance, ihre Zuschauer zu halten

Buxtehude/Harsefeld/Stade. Wie Überbleibsel aus längst vergangenen Tagen prangt der Titel mitten an der Treppenwand des Buxtehude City-Kinos. "Kuck mal, wer da spricht", ein Film aus dem Jahre 1989. Es war eine Zeit, in der in den Kinos zwar auch nicht mehr alles Gold war, aber immerhin noch gülden schimmerte. Und lediglich Mathematiker und Physiker verwendeten beim Sinnieren über das Koordinatensystem Gedanken an Dreidimensionalität.

Illegaler Download? Unbekannt. Konkurrenz im Internet? Fehlanzeige. Die Filme wurden den Kinos auf großen Rollen ins Haus geliefert, die Besucher zahlten, schauten, freuten sich, und den Kinos ging es gut. Einigermaßen zumindest. So einfach ist die Rechnung heutzutage nicht mehr. "3 D ist unsere einzige Chance zu überleben", sagt Kai Bartels, der gemeinsam mit Bernd Keichel das Buxtehuder City-Kino betreibt. Zu verdanken ist diese Entwicklung dem Film "Avatar", der den Boom entfachte und die Zuschauer massenweise zurück in die Lichtspielhäuser brachte.

Doch anders als die großen Ketten haben kleine Häuser wie das City-Kino mit seinen 165 Plätzen im großen und 90 Plätzen im kleinen Saal nicht die finanzielle Möglichkeit, mal eben so auf die für 3 D notwendige, digitale Technik umzustellen. Wie auch, wenn selbst das Cinemaxx am Hamburger Dammtor derzeit nur drei seiner insgesamt acht Kinosäle auf 3 D umgerüstet hat.

Viele Leute würden ja denken, die Kinos zeigten ihre Filme schon längst digital, sagt Bartels. Doch fast alle verwenden immer noch die traditionellen 35-mm-Rollen, die Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt wurden "Es gab zwar einige Verbesserungen in der Qualität", sagt er. Aber im Großen und Ganzen hat sich in den vergangenen hundert Jahren wenig getan. 90 000 bis 100 000 Euro koste es, einen Saal mit der neuen digitalen Technik auszustatten, berichtet der 33-Jährige. Das Geld müsse er auf jeden Fall investieren, denn ansonsten würden ihm die Kunden, die 3 D bald als Selbstverständlichkeit voraussetzen, abhanden kommen.

Das Haus an der Bahnhofstraße hat seit seiner Wiedereröffnung vor fast genau einem Jahr insgesamt 60 000 Besucher in die zwei Kinosäle gelockt. Normaler Durchschnitt, wie Bartels betont. Trotzdem weiß er, dass er mit seinem Angebot nicht einfach so weitermachen kann wie bisher, wenn er in Zukunft bestehen will. Ärgerlich genug sei es seiner Meinung nach ja schon, dass er den aktuellen 3-D-Hit "Für immer Shrek" nur zweidimensional zeigen könne. Weil er nicht abwarten will, welche finanzielle Hilfe er für die Digitalisierung letztlich tatsächlich bekommt - das Land Niedersachsen hat ihm 18 000 Euro zugesichert, dieselbe Summe könnte auch über die Filmförderungsanstalt Berlin kommen - hat Bartels ein Patenmodell entworfen. Kinogutscheine oder 3-D-Brillen können in Voraus gekauft werden, um mit dieser Summe das Kino zu unterstützen.

City-Kino ist ein klassisches Kleinstadtkino für alle Altersstufen

Abgesehen von den technischen Neuerungen glaubt Bartels, auch unter inhaltlichen Gesichtspunkten für seine Zielgruppe auf das richtige Pferd zu setzen. "Wir sind ein klassisches Kleinstadtkino für alle Altersstufen." Der Anteil der Über-40-Jährigen nehme aber stetig zu - und für sie bietet er immer wieder kleine Perlen wie "Willkommen bei den Sch'tis" oder "Das weiße Band" an. Persönliche Betreuung, eine heimelige Atmosphäre und Getränke aus dem Glas statt aus dem Pappbecher sind die weiteren Zutaten für das Erfolgsrezept "City-Kino".

Die Harsefelder Lichtspiele haben dieses Rezept perfektioniert. Sie nennen sich "Nostalgie-Kino mit Herz", sind als Kino-Hotel dem Hotel Meyer angeschlossen und wurden für ihr Filmkunst-Programm bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. "Wir können den großen Ketten nun mal nicht hinterherlaufen", sagt Marga Engelmann, die das seit 1928 bestehende Familienunternehmen seit 20 Jahren in der dritten Generation führt.

Auf digitale Technik werde auch ihr Haus irgendwann umrüsten, nur müssten sie ja nicht gerade die ersten sein, sagt sie. "Ich werde das beobachten und gegebenenfalls auf den Zug aufspringen." Finanzielle Hilfe seitens der Filmförderungsanstalt würde es jedenfalls auch für ihr Kino geben, berichtet sie. Vollkommen auf 3-D-Filme will Marga Engelmann aber nicht setzen, zumal diese Filme auch nicht zum inhaltlichen Schwerpunkt des Hauses passen.

Harsefelder Kino besetzt mit Filmkunst eine Nische

In den vergangenen Jahren seien die Besucherzahlen in Harsefeld um durchschnittlich 25 Prozent gestiegen - das Filmkunst-Programm kommt an und besetzt eine Nische, auf die Marga Engelmann vor allem dank des von ihr initiierten Kinostammtisches gestoßen ist. Dort bespricht sie regelmäßig mit anderen Filminteressierten Ideen für das kommende Programm.

Im Stader Kino, das zur Cinestar-Kette gehört, stehen schon alle Zeichen auf 3 D. Zum Start des neuen Harry Potter werde die dafür notwendige Anlage da sein, heißt es aus der Pressestelle. Finanziert werde das 120 000 bis 140 000 Euro teure Gerät unter anderem mit einem leicht erhöhten 3-D-Kinopreis. Das Haus hofft so, noch mehr Kunden an sich zu binden.