Die Kirchengemeinde Lühekirchen engagiert sich für Restaurierung des berühmten Musikinstruments aus der Barrockzeit.

Mittelnkirchen. Sie ist die größte historische Orgel im Alten Land, die Schnitger-Schreiber-Orgel in der St.-Bartholomäus-Kirche zu Mittelnkirchen. Die berühmten Orgelbauer Arp Schnitger und Johann Matthias Schreiber schufen ein bautechnisches Meisterwerk, das in der gesamten Region von besonderer Bedeutung ist. Jetzt ist es reparaturbedürftig und die Kirchengemeinde Lühekirchen kämpft um Unterstützung, auch aus dem Fördertopf der Leader-Region Altes Land Horneburg. Für 65.866,50 Euro soll die Orgel aus der Barockzeit wieder zur ursprünglichen Klangfülle kommen.

"Wir wollen 27.675,50 Euro aus dem Leaderfonds beantragen", sagt Jürgen Wiesecke vom Kirchenvorstand Lühekirchen, der dieses Leader-Projekt federführend betreut.Doch bevor die entscheidenden Anträge überhaupt gestellt werden dürfen, müsse man zunächst alle Hausaufgaben ordentlich machen, so Wiesecke. Dazu gehört, Angebote von Orgelbaufirmen einzuholen, Expertisen vom Amt für Bau- und Kulturdenkmalpflege Verden zu beantragen und sich mit dem Orgelsachverständigen Martin Böcker abzustimmen. Wiesecke hat nun alle Hände voll zu tun, um sich durch sämtliche Instanzen zu arbeiten.

Gemeinsam mit den Mitgliedern des Kirchenvorstands Lühekirchen hat der Ingenieur für technische Fachplanung eine Beschlussvorlage erarbeitet, die vor der Antragstellung für Leader-Fördergeld von der Landeskirche Hannover abgesegnet werden muss. "Wir müssen zunächst unsere Anträge für eine kirchenaufsichtsrechtliche Genehmigung bei der Landeskirche in Hannover stellen", sagt Wiesecke. Denn immerhin 38.191,50 Euro sollen für die Reparatur der Orgel aus Eigenmitteln aus der Kirchengemeinde Lühekirchen und von der Landeskirche Hannover getragen werden. Sobald es grünes Licht aus Hannover gibt, wollen Wiesecke und Pastor Uwe Junge die nächsten Hürden nehmen, um die Restaurierung des Musikinstruments zu einem segensreichen Ende zu bringen.

In diesen Tagen, wo in einer musikalischen Festwoche der Geburt Arp Schnitgers Anfang Juli 1648 gedacht wird, erklingt die Orgel in St. Bartholomäus ebenso wie die meisten anderen Orgeln in den Kirchen des Alten Landes. Das Konzert am Sonnabend, 3. Juli, ist extra wegen des WM-Viertelfinales Deutschland gegen Argentinien auf 20 Uhr verlegt worden, damit möglichst viele Besucher das Orgelkonzert erleben können.

Zur Geschichte der Orgel: Bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erhielt das Mittelnkirchener Gotteshaus an seiner Nordseite eine Orgel mit einem einzigen Manual (einer Tastatur) mit 13 Registern. Wie sich an den noch erhaltenen Bleipfeifen erkennen lässt, stammte der unbekannte Orgelbauer vermutlich aus dem Raum Hamburg oder Buxtehude.

Der berühmte Orgelbauer Arp Schnitger (1648 bis 1719) reparierte die alte Orgel und baute sie mit einem neuen Brustwerk mit acht Registern zu einem zweimanualigen Instrument um. Zudem verlieh er dem Werk mit einer neuen 8-Fuß- sowie einer 16-Fuß-Trompete größere Erhabenheit. Die Mittelnkirchener Orgel ist die einzige Dorforgel, die heute noch über eine originale Manual-16-Fuß-Trompete aus dem norddeutschen Barockzeitalter verfügt. Der Glückstädter Orgelbauer Johann Matthias Schreiber vollendete 1753 den von Arp Schnitger begonnen Umbau der Orgel.