Bund gibt Planern grünes Licht. Staatssekretär Enak Ferlemann peilt Baubeginn 2013 an

Stade/Buxtehude. Enak Ferlemann steigt aus seinem Auto aus. Im Gepäck hat der CDU-Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium die Linienbestimmungen für die Autobahn 20 (ehemals A 22). Im Landkreis Stade verläuft sie durch die Gemeinde Drochtersen sowie die Samtgemeinden Himmelpforten und Oldendorf. In den Räumen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stade will Ferlemann einen von insgesamt 23 Aktenordnern symbolisch dem Niedersächsischen Verkehrsminister Jörg Bode (FDP) im Beisein von Vertretern aus der Politik, von den betroffenen Kommunen und den Planungsbehörden übergeben. Doch die müssen sich erst noch gedulden. Vor dem Stader IHK-Gebäude haben sich mehr als 20 Gegner der Küstenautobahn versammelt. Ferlemann stellt sich den Demonstranten, diskutiert fast zwanzig Minuten mit ihnen.

Die Bedenken sind groß. Der Naturschutzverein BUND lehnt die Küstenautobahn strikt ab. Als einen Grund nennt der Umweltverband, dass die Autobahn wirtschaftlich gesehen nicht sinnvoll sei. Es gebe keinen Bedarf, da in Kürze die A 1 sechsspurig befahrbar sein wird. Das sieht Staatssekretär Ferlemann anders. Er rechnet vor, dass der Individualverkehr bis 2030 um 20 Prozent zunehmen wird, der Güterverkehr soll um 70 Prozent ansteigen. Ein Großteil werde über die Straße abgewickelt. Auf das höhere Verkehrsaufkommen müsse reagiert werden.

Der Ausbau der A 1 könne die Zunahme jedoch nicht kompensieren. Ein Ausbau auf acht Spuren wäre nicht die beste Lösung, sagt Ferlemann. "Es ist klüger, Autobahnen zu bauen, die die bestehenden entlasten und andere Regionen erschließen", sagt der CDU-Politiker. Außerdem würde die A 20 die gesamte Seehafenhinterlandanbindung gewährleisten. Ein drittes Argument, dass Ferlemann für den Bau der A 20 nennt, ist der Regionaleffekt. "Sind die Verkehrsverhältnisse nicht optimal, kann sich die Wirtschaft nicht entwickeln", sagt Ferlemann. Aufgrund dieser Argumente brauche man die A 20.

Bis zum Jahr 2022 soll der Autobahnbau abgeschlossen sein

Der CDU-Politiker weiß, dass die Planer noch einige Probleme erwarten: "Jetzt geht das richtige fighten vor Ort los." Er gibt aber ein ehrgeiziges Ziel vor. Am liebsten würde er 2013 den ersten Spaten in der Erde sehen. Ein Traum von Ferlemann und seinen Mitstreitern sei es, bis 2022 fertig zu sein. Verkehrsminister Bode sieht bis zum ersten Spatenstich noch eine Menge Arbeit auf alle Beteiligten zukommen. "Jetzt kommt auch der Protest", sagt Bode. Deshalb gelte es vernünftige Lösungen zu finden.

Aus Drochtersen muss der Verkehrsminister kaum mit lautem Widerstand rechnen. "Wir wollen die A 20 und die Elbquerung", sagt Drochtersens Bürgermeister Hans-Wilhelm Bösch. Er spricht bereits davon etwa 100 Hektar Gewerbeflächen auszuweisen, um so nicht nur bestehende Arbeitsplätze zu sichern, sondern auch neue Jobs zu schaffen. Deshalb soll die Autobahn aus Drochterser Sicht lieber 2017 oder 2018 als 2022 fertig sein. Deshalb werde in Südkehdingen auch schon weiter gedacht. Bereits jetzt wurden die ersten Gespräche über den Brandschutz im geplanten Elbtunnel geführt. Etwa zwei Millionen Euro müssten investiert werden. "Das Land Niedersachsen hat schon seine Unterstützung signalisiert", sagt Bürgermeister Bösch.

In der Gemeinde Oldendorf gebe es drei Familien, die vom Autobahnbau direkt betroffen werden, sagt Oldendorfs Bürgermeister Johann Schlichtmann. Eine dieser Familien hat sich mit dem Bau bereits abgefunden und wolle auch auf Rechtsmittel verzichten, weiß Schlichtmann. Die Gemeinde Oldendorf habe bislang konkret nichts von der A 20, da dort bislang keine zusätzlichen Gewerbeflächen geplant seien. "wir bleiben Durchgangsbereich", sagt Schlichtmann. Persönlich könne er mit dem Bau der Autobahn leben, er werde sich in die Planungen allerdings immer wieder einschalten.

"Die Bevölkerung soll so wenig wie möglich belastet werden", sagt Schlichtmann. In diesem Zusammenhang denkt er vor allem an den Lärmschutz. Schlichtmann weiß aber auch, dass es technische Möglichkeiten gibt, die Autobahn möglichst einwohnerfreundlich zu bauen. So sei zum Beispiel die A 96 im Bereich Weitershofen (Baden-Württemberg) tiefer gebaut worden, um die Anwohner zu entlasten.

Zudem müssten laut Bürgermeister Schlichtmann in den kommenden Zeit diverse Flurbereinigungsverfahren eingeleitet werden. Schließlich seien in der Gemeinde Oldendorf die Landwirte die Hauptbetroffenen vom Autobahnbau. Die Existenz der bestehenden Landwirtschaft dürfe nicht gefährdet werden, sagt Schlichtmann.