Nach zwei Jahren in Deutschland fliegt die Achtjährige diesen Sonntag nach Afghanistan zurück

Stade. Basira geht wie ein Model den Bürgersteig entlang. Die achtjährige lächelt. Sie springt umher und tanzt. Wer dem kleinen Mädchen so zuschaut, ahnt nicht einmal, was sie in ihrem jungen Leben bereits durchgemacht hat und dass sie diesen Sonntag wieder im Flieger ins Krisengebiet in Afghanistan sitzt.

Vor ziemlich genau zwei Jahren kam das zierliche Mädchen aus Afghanistan am Hamburger Flughafen an. Sie konnte kaum gehen, ihre Arme nicht anlegen. Die damals Sechsjährige hatte Verbrennungen dritten Grades, mehr als 23 Prozent ihrer Haut waren zerstört. In ihrer Heimat Kunduz soll sie beim Spielen ins Feuer gefallen sein, heißt es. Mehrere Monate wurde sie im Bundeswehr-Lazarett in der nördlichen Provinz Afghanistans behandelt. Aber die Ärzte konnten dort nicht viel für sie tun. Bundeswehrarzt Andreas Spiegel, der Basira dort behandelte, stellte den Kontakt zum Deutschen Roten Kreuz (DRK) Harburg her, für das er früher selbst ehrenamtlich tätig war. Die Hilfsorganisation sorgte dafür, die Kleine nach Deutschland zu holen, übernahm eine Patenschaft für sie. Hier wurde sie sofort von einer Pflegefamilie aufgenommen. Der Stader Apotheker Jamal Said und seine Frau Fahima schlossen das kleine Mädchen in ihre Familie und ihre Herzen ein. In den vergangen zwei Jahren hat sich dann einiges getan.

Basira hat drei Operationen und unzählige Physiotherapiestunden hinter sich. Sie hat die Vorschule besucht, sogar einige Freunde gewonnen und spricht mittlerweile neben ihrer Muttersprache Paschtu auch fließend Deutsch. "Sie ist uns sehr ans Herz gewachsen, wie eine eigene Tochter", sagt Jamal Said. Trotzdem haben die Gasteltern immer darauf geachtet, dass der Kontakt zwischen Basira und ihrer leiblichen Mutter nicht abbricht. "Sie haben oft miteinander telefoniert und wir haben ihrer Mutter Fotos geschickt", sagt Said. Jetzt soll das kleine Mädchen zurück zu ihrer Mutter, ihren zwei Schwestern, ihrem Bruder und ihrem Onkel. Die Familie lebt außerhalb von Kunduz, das Gebiet gelte als Taliban-Hochburg, sagt Said. Der Apotheker ist alle zwei Monate in Afghanistan, um am Krankenhaus in Kabul für die Hilfsorganisation "Robin Aid" zu arbeiten.

Said fliegt auch diesen Sonntag mit Basira und seiner 17-jährigen Tochter Baheschtae vom Frankfurter Flughafen in die ihr mittlerweile fast fremde Heimat, um sie zu ihrer Familie zu bringen. Auch danach lässt die Familie Said das achtjährige Mädchen nicht aus den Augen. "Wir werden sie bis an unser Lebensende nicht im Stich lassen. Wenn ich merke, es geht nicht, hole ich sie sofort nach Deutschland zurück", sagt Jamal Said.