Die Hansestadt Stade plant, erschließt und vermarktet 20 Flächen an den Burgwiesen. Der Quadratmeterpreis soll bei rund 200 Euro liegen.

Stade. Die Stadt Stade braucht dringend Einnahmen. Um wenigstens einen Teil ihres aktuellen Defizits von etwa sechs Millionen Euro abzubauen, werden jetzt Baugebiete in Eigenregie ausgewiesen, erschlossen und vermarktet. Das soll Geld in die Kasse spülen. Viele innerstädtische freie Flächen gibt es zwar nicht, aber in der Bauabteilung des Rathauses der Hansestadt ist man erfinderisch. Und die Nachfrage nach Innenstadt nahen Baugrundstücken scheint ungebremst hoch, höher jedenfalls als das Angebot. Aktuell berät der Ausschuss für Stadtplanung und Umwelt den Bebauungsplan Nr. 339/2, 1. Änderung, "Über den Burgwiesen".

Ursprünglich sollte die etwa 2,67 Hektar große Fläche, die im Norden durch die Burgwiesen, im Osten durch das Wohngebiet Geestberg und den Pulverweg und im Westen durch das Wohngebiet Schwedenviertel begrenzt ist, als Erweiterung für den Friedhof dienen. Wegen der Zunahme der Feuerbestattungen ist diese Planung hinfällig geworden. Jetzt plant die Stadt um. Dort wo jetzt Wiesen und Baumbestände das Bild prägen, sollen schnellstmöglich rund 20 Baugrundstücke erschlossen werden. Oliver Grundmann, CDU-Mitglied des Stader Stadtrates ist sich sicher, dass die Vermarktung "ein Selbstgänger sein müsste, und für Stade ist das eine gute Einnahmequelle in Zeiten wie diesen". Wenn die Stadt selbst erschließt und vermarktet, fließt der ganze Kaufpreis in die Stadtkasse.

Der Quadratmeterpreis soll, ähnlich wie im Marderstieg bei rund 200 Euro pro Quadratmeter liegen. Die Erschließungskosten will sich die Stadt über den Kaufpreis von den künftigen Bauherren zurückholen. "Wir haben in den vergangenen Jahren eigentlich immer sehr spartanisch ausgewiesen. Aber die Nachfrage gerade nach stadtnahen Baugrundstücken ist in Stade sehr groß. Das rechnet sich natürlich für die Stadt umso mehr, als die Fläche ihr gehört", so Grundmann. 20 Baugrundstücke sind nach derzeitigem Stand geplant. Viel Auswahl an innerstädtischen freien Flächen habe Stade nicht, sagt der CDU-Politiker. Aber rein theoretisch könne, so Grundmann, "alles, was nicht im Naturschutz ist, als Baugrund ausgewiesen werden".

Erschlossen werden soll das neue Baugebiet über den Pulverweg. Während der Erschließungsphase würde der Weg für den Durchgangsverkehr gesperrt. Wegen der "insgesamt sehr naturnahen Lage und wegen des benachbarten Kinderspielplatzes im Marderstieg werden wir in diesem Neubaugebiet auf einen eigenen Kinderspielplatz verzichten können", heißt es in einer Verwaltungsvorlage. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat der Hansestadt habe zwar das Thema noch nicht abschließend innerfraktionell beraten, so Fraktionssprecher Reinhard Elfring. Man sei aber tendenziell für die Ausweisung der 20 Baugrundstücke.

"Sicher, es gibt in der Fraktion einige Bedenken, zum Beispiel wegen des Vogelschutzes. Dennoch vermute ich, dass wir uns am Ende für das Baugebiet entscheiden werden", sagt Elfring. "Soweit ich unterrichtet bin, handelt es sich auf der Fläche nicht um hochwertigen Baumbestand, der gerodet werden müsste. Aus Sicht der Grünen ist so ein Eingriff in Naturflächen schwierig. Andererseits dürfen wir uns auch als Grüne nicht den derzeitigen Finanzproblemen, die Stade nun mal hat, verschließen." Fraktionschefin Barbara Zurek hält die Pläne aus Gesichtspunkten des Naturschutzes gar für problematisch. Vor allem der Geestberg Hang mit seinem alten Baumbestand, seinem Bestand an Fledermäusen und Uhus, sei ein "wichtiger Teil im ökologischen Netzwerk der Stadt", sagt die Biologin. Probleme habe sie auch damit, dass die Erschließung des neuen Baugebietes, eine Erweiterung des Schwedenviertels, nicht durch das alte Schwedenviertel, sondern über den Hang geplant sei. Zurek: "Da wird die Stadt kräftig investieren müssen, um den schützenswerten Baumbestand zu erhalten und um Ausgleich zu schaffen." Es müsse gelingen, so die Fraktionschefin der Grünen, für die Grundstücke, die direkt an den Hang grenzen, naturnahe Übergänge zu schaffen, um den Eingriff in die Natur möglichst gering zu halten.

Neben dem geplanten Neubaugebiet Riensförde ist diese Fläche "Über den Burgwiesen" die einzige größere Fläche, die die Hansestadt derzeit in Überarbeitung hat. Laut Verwaltungsvorlage sollen auf den 20 Baugrundstücken ausschließlich Einfamilienhäuser gebaut werden dürfen.

Damit die Hansestadt ihre Pläne vorantreiben kann, muss sie den derzeit geltenden Flächennutzungsplan, der dieses Gebiet als "Öffentliche Grünfläche mit der Nutzungszuweisung Friedhof" beschreibt, noch abändern. Bürgermeisterin Silvia Nieber kann zuversichtlich sein, dass die Stadt die Baugrundstücke zügig los wird, und die Erschließungskosten, derzeit sind rund 816 000 Euro dafür veranschlagt, wieder in die Stadtkasse kommen.

"Wir haben schon jetzt, bevor die ersten Bagger angerollt sind, eine Liste von über 20 Interessenten. Noch müsse die Stadt Stade, so die Bürgermeisterin, keine Angst vor den Folgen des viel beklagten demografischen Wandels haben. "Wir verzeichnen stetigen Zuwachs", sagt Nieber. "Stade ist eine attraktive Stadt." In der nächsten öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung und Umwelt steht die Änderung des Bebauungsplans Nr. 339/2 auf der Tagesordnung. Die Sitzung am Donnerstag, 28. Juni, im historischen Rathaus beginnt um 16 Uhr.