Daniela Huttel besitzt drei Trampeltiere und ein Dromedar. Mit ihnen will sie hyperaktive Kinder therapieren und Führungskräfte schulen.

Krümels weiche Nase hat es Kanoa angetan. Und dann dieses weiße Fell, das die Trampeltier-Dame ein wenig wie ein unschuldiges kleines Lamm aussehen lässt! Der Siebenjährige kommt ins Schwärmen. "Ich hätte am liebsten selbst ein Kamel", sagt er und stapft neben Daniela Huttel den hügeligen Weg zur Kamelweide gleich hinter ihrem Haus hinunter. Kanoa ist ein riesiger Kamelfan und regelmäßiger Gast in der "Kameloase" am Höckeler Weg in Handeloh (Samtgemeinde Tostedt), die Daniela Huttel dort vor zwei Jahren eröffnet hat.

Kamele in der Heide? Für die 37 Jahre alte Diplom-Pädagogin ist das kein Widerspruch, sondern eine ganz normale Sache. Sicher, Trampeltier und Dromedar, die beide zur Gattung der sogenannten Altweltkamele gehören, sind waschechte Wüstentiere. Sie sind an die trockensten Gebiete unserer Erde angepasst und werden in ihren Heimatländern für ihr Fleisch, ihre Wolle und Milch und sogar für ihren Dung geschätzt. Daniela Huttel weiß jedoch, dass die Tiere auch in unseren Breiten gut klarkommen, wenngleich sie wegen des feuchten Klimas häufiger an Rheuma erkranken als in ihrer Heimat.

Die gebürtige Hessin bietet in Handeloh unter anderem Kamelausritte sowie Kindergeburtstage, Schul- und Informationsveranstaltungen mit Kamelen an. "Die Tiere sind im Grunde allem gegenüber aufgeschlossen, friedlich und ruhig." Anders als Pferde sind sie keine Fluchttiere und rennen bei Gefahr nicht kopflos davon. Sie bleiben lieber stehen oder legen sich hin, frei nach dem Motto "Erst mal abwarten und Tee trinken, so schlimm wird's schon nicht werden". In der mongolischen oder arabischen Wüste gebe es nun mal nicht viel zu essen, sagt die Kamelfrau. Deshalb müssten sie mit ihren Energiereserven genau haushalten und unnötige Anstrengungen vermeiden.

Die ruhige Art der Tiere ist auch der Grund, warum sie den therapeutischen und pädagogischen Bereich ihrer "Kameloase" ausbauen will. Vor allem für die Arbeit mit hyperaktiven Kindern seien die Tiere ideal und einfach etwas anderes als die altbekannte Therapie mit Pferden, meint sie. Auch Manager-Seminare sind geplant, denn die imposanten Tiere stellen eine echte Herausforderung dar, wenn sie in voller Größe vor einem stehen. Sie helfen den Menschen dabei, die eigenen Grenzen zu erkennen, Ängste zu überwinden, um so mehr Selbstsicherheit und Durchsetzungsvermögen zu erlangen.

Daniela Huttel formuliert es so: "Wer das Vertrauen und die Folgsamkeit des Tieres erringen will, muss vorher mit sich selbst ins Reine gekommen sein." So wie Pferde würden Kamele die Gefühle des Menschen spüren und direkt reagieren, sozusagen als Spiegel des wahren Ichs. Andererseits überträgt sich die stoische Ruhe auch auf die Menschen, indem die Kamele sie immer wieder indirekt auffordern, geduldig mit ihnen zu sein. Autogenes Training mit den Tieren ist deshalb eines der weiteren Angebote, die sie auf ihrer Kamelfarm plant.

Wie entspannt die bis zu 700 Kilogramm schweren Vierbeiner tatsächlich sind, erleben Daniela Huttel und Kanoa auf der Kamelkoppel hautnah. "Krümel, Dolly, Daya, Aralie!", ruft sie, doch nichts passiert. Die vier Mädels heben zwar die Köpfe, kauen aber unbeeindruckt weiter auf dem Gras herum - Kamele sind so wie Kühe reine Pflanzenfresser. Ihr Blick scheint zu fragen: "Meinen die uns?" Asiatische und afrikanische Gelassenheit eben.

Die weiße Krümel, 5, habe sie einem Zirkus abgekauft, erzählt die Pädagogin. Trampeltier Dolly, 15, und Dromedar Aralie, 15, stammen vom Züchter, und Daya, 6, ist die Tochter von Dolly. Es sollten alles Weibchen sein, weil die in der Gruppe ausgeglichener und weniger gefährlich seien als die regelmäßig brunftigen Männchen.

Bis zu zwei Jahre bräuchten die Tiere, bis sie sich an einen Menschen gewöhnen. Obwohl Dolly es kannte, dass jemand auf ihrem Rücken sitzt, brauchte sie eine gewisse Zeit, bis sie Daniela Huttel akzeptierte. "Für sie war das einfach eine neue Erfahrung."

Natürlich ist es nicht zuletzt ihre Exotik, die die Kamele vor allem für Kinder so unheimlich spannend macht. "Pferde sind auch schön, aber Kamele gefallen mir irgendwie besser", sagt Kanoa und bürstet Dolly das weiche Winterfell, das bereits in großen Stücken herabfällt. Wenn der Frühling kommt, verlieren die Tiere ihren warmen Wollmantel und legen sich ein dünnes Sommerkleid zu.

Als die Körperpflege beendet ist, holt Daniela Huttel den Sattel heraus, damit Kanoa zu einer kleinen Reitrunde mit Dolly aufbrechen kann. Vorsichtig führt der Junge das Trampeltier über die Weide. "Das geht nur ohne Zwang, sonst bleibt sie einfach stehen", erklärt sie. Nur konsequent müsse man sein, denn nur so können die Tiere Vertrauen gewinnen. Dann kniet sich die zwei Meter hohe Dolly nieder, der Sattel wird zwischen ihren Höckern befestigt, Kanoa setzt sich drauf, und los geht's zur Mini-Tour. "Das macht Spaß!", jubelt er, während Daniela Huttel das Trampeltier am Zaumzeug festhält. Ganz allein lässt sie den Jungen lieber nicht auf Dolly reiten.

Vor sieben Jahren hat sich die Pädagogin das erste Kamel gekauft, damals wohnte sie noch in Seevetal. Es war Liebe auf den ersten Blick, als sie die Tiere bei einem Bekannten gesehen hatte, auf dessen Hof sie mithalf. Die Tierliebe lag ihr aber bereits im Blut, denn als Kind hatte sie ein Wildschwein und ein Reh aufgezogen, und als sie in den Norden kam, musste ein alter Haflinger mit ihr umziehen. Auch heute grasen zwei Pferde direkt neben den Kamelen auf der Nachbarkoppel. Soll die Tierfamilie denn noch erweitert werden? Daniela Huttel winkt ab und lächelt. Kamele seien ja toll, aber vier kleine Dickköpfe sind erst mal genug.