121 Menschen wurden 2011 im Landkreis Stade eingebürgert. Erstmals organisierte die Verwaltung für sie einen Empfang. Landrat zufrieden.

Stade/Buxtehude. Dafina Morina lächelt zufrieden. Die 23 Jahre alte Staderin ist jetzt endlich Deutsche. Die gebürtige Kosovarin kam im Alter von sechs Jahren nach Deutschland. Jetzt gehört sie zu den 121 Menschen aus dem Landkreis Stade, die im vergangenen Jahr eingebürgert wurden. Den deutschen Pass hatte sich Morina schon als kleines Mädchen gewünscht.

Im Jahr 1994 flüchtete die Familie von Dafina Morina vor dem Krieg aus dem Kosovo. Dass sie irgendwann Deutsche werden möchte, war für Dafina Morina lange klar. Schließlich hatte sie schon in ihrer Schulzeit Probleme wegen ihrer Staatsangehörigkeit. "Wenn Klassenfahrten ins Ausland gemacht wurden, durfte ich nicht mit oder musste ein Visum beantragen", sagt die junge Frau. Doch auch ohne diese Probleme hätte sie sich um die deutsche Staatsbürgerschaft bemüht.

Für die Staderin sei es wichtig, sich zu integrieren. Dazu gehöre die Sprache ebenso wie eine Schulausbildung und eine Berufsausbildung. Die gelernte Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte lebt glücklich mit ihrem Mann Mentor Behrami, einem Kosovaren, in Stade. Am 26. Dezember des vergangenen Jahres kam Tochter Melina zur Welt, sie ist Deutsche.

Ob sich etwas für die junge Mutter geändert hat, seit sie Deutsche ist? "Ich weiß nicht, ob ich es mir nur einbilde, aber ich habe das Gefühl, man wird mehr respektiert, wenn man Deutsche ist, zum Beispiel bei Behörden", sagt Morina. Am Donnerstagabend folgte sie gemeinsam mit ihrer Familie der Einladung des Landkreises Stade ins Kreishaus zu einem Empfang für Eingebürgerte. Zum ersten Mal hatte die Kreisverwaltung diese Veranstaltung für die Eingebürgerten organisiert.

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Im vergangenen Jahr wurde im Stader Kreishaus überlegt, wie die Verwaltung etwas für die Integration unternehmen kann. Nach dem Vorbild anderer Kommunen fiel die Entscheidung auf einen Willkommensempfang für Eingebürgerte. "Wir wollen ein Signal setzen", sagte Stades Landrat Michael Roesberg. Alle 121 Eingebürgerten bekamen eine Einladung, etwa 60 hatten zugesagt, letztlich kamen noch etwas weniger. Dennoch war Landrat Roesberg mit der Premiere zufrieden.

Es gab anregende Gespräche bei Getränken, Leckereien und Jazz-Musik. Die Veranstaltung soll regelmäßig organisiert werden, kündigte der Landrat an, entweder einmal im Jahr oder halbjährlich. Derzeit leben im Landkreis Stade 8862 Ausländer. Jedes Jahr werden zwischen 120 und 150 eingebürgert. Diese Zahl sei seit vielen Jahren konstant, sagt Gerd Vogt, Leiter des Ordnungsamtes des Landkreises.

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Einen auffälligen Trend gebe es ebenfalls nicht bei den Heimatländern der neuen deutschen Staatsbürger. Traditionell kommen die meisten Eingebürgerten im Landkreis Stade aus der Türkei. Im vergangenen Jahr waren dies 33. Auf dem zweiten Platz folgt Polen mit 16, dann der Iran und Serbien beziehungsweise der Kosovo mit jeweils acht. Zusammengezählt ergeben sich 34 unterschiedliche Länder.

Doch wer darf eigentlich Deutscher werden? Das ist genau festgelegt. Wer eingebürgert werden will, muss unter anderem seit acht Jahren in Deutschland leben, den Lebensunterhalt für sich und seine unterhaltsberechtigten Familienangehörigen ohne Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II bestreiten können, die deutsche Sprache beherrschen und in der Regel seine alte Staatsangehörigkeit aufgeben.

Wer sämtliche Anforderungen erfüllt, kann einen Antrag stellen. "Wenn alle Vorraussetzungen erfüllt sind, ist die Annahme des Antrags unkritisch und dauert in der Regel nicht lange", sagt Gerd Oellrich. Er leitet beim Landkreis Stade die Abteilung, die für die Einbürgerung zuständig ist. Das Verfahren dauere länger, wenn sich die Entlassung aus der bisherigen Staatsangehörigkeit verzögert.

Diese Erfahrung musste auch die junge Staderin Dafina Morina machen. Sie habe in ihrem Heimatland viele Unterlagen einreichen müssen. In ihrer Familie ist sie die erste, die eingebürgert wurde, doch auch ihre Geschwister wollen Deutsche werden und haben die Anträge bereits gestellt. In Stade sei es bei ihr übrigens sehr schnell gegangen. So hat es auch Wondem Gezahegne erlebt. Der 35-Jährige wurde in Äthiopien geboren. Vor zwölf Jahren kam er nach Deutschland. Er studierte Hydrogeologie im sächsischen Freiberg und promovierte dort anschließend.

Im November 2010 zog es ihn in den Landkreis Stade, er wohnt in Hollern-Twielenfleth. "Das Verfahren war unkompliziert. Ich habe alle Anforderungen erfüllt, und so war es klar", sagt Gezahegne. Er wollte Deutscher werden, weil er sich sein Leben in diesem Land aufgebaut habe. "Ich fühle mich wohl hier", sagt der 35-Jährige. Das gelte auch für den Landkreis Stade. "Ich habe noch viel zu entdecken, aber die Leute hier sind sehr nett und haben mich sofort aufgenommen", sagt er. Gemeinsam mit den übrigen Gästen verbrachte er am Donnerstag einen angenehmen Abend im Sitzungssaal des Kreishauses. Die Idee der Kreisverwaltung scheint gut angekommen zu sein. "Ich habe mich sehr über die Einladung gefreut", sagt Dafina Morina. Das zeige ihr, dass sie willkommen sei. Diesen Eindruck bekräftigte auch Landrat Roesberg während des Empfangs. "Ich freue mich, dass sie sich für die Einbürgerung entschieden haben", sagte Roesberg und schob mit einem Lächeln hinterher: "Mit allen Rechten aber auch allen Pflichten."