Die Vorstände sehen die Zukunft aber kritisch aufgrund der Finanzmarktregulierung Basel III. Die Finanzkrise sei noch nicht überstanden.

Stade. Die Finanzkrise ist laut Sparkassenvorstand Dieter Kanzelmeyer noch nicht vorbei. Dennoch blickten der Stader Sparkassenchef und sein Vorstandskollege Wolfgang Schult auf der Jahrespressekonferenz gut gelaunt drein. Dies vor allem deshalb, weil die Sparkasse Stade-Altes Land erneut auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken kann.

Im Vergleich zum Jahr 2010 stieg die Bilanzsumme 2011 um 69 Millionen Euro auf 1,8 Milliarden Euro an. Vor allem das Einlagengeschäft mit Kunden habe das Kredithaus ausweiten können. Der Jahresüberschuss liege laut Kanzelmeyer nach Abzug von Steuern in Höhe von 5,8 Millionen Euro bei guten 1,9 Millionen Euro. Zugleich sind die Einlagen des Kreditinstituts im Vergleich zu 2010 um sieben Prozent auf 1122 Millionen Euro gestiegen. "Die Steigerungsrate liegt damit deutlich über dem Durchschnitt der niedersächsischen Sparkassen", sagte Schult.

Auch bei den Wertpapieren konnte das Kredithaus zulegen, im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz im Wertpapiergeschäft 2011 um eine Million Euro auf 139 Millionen Euro an. Damit nehme die Sparkasse Stade-Altes Land deutschlandweit einen Spitzenplatz ein. Auch im Immobilienbereich sei das Finanzhaus weiterhin der größte und wichtigste regionale Kreditgeber. Diese gute Bilanz habe es der Sparkasse unter anderem ermöglicht, im Jahr 2011 100 000 Euro an 31 Vereine im Geschäftsbereich für soziale, sportliche und kulturelle Zwecke auszuschütten.

Trotz dieser positiven Zahlen bezeichnen die beiden Sparkassenvorstände die erwartete künftige Geschäftslage aber nur mit Abstrichen als positiv. "Wir sind verhalten optimistisch", sagt Kanzelmeyer und verweist auf das nach wie vor über den Sparkassen und Volksbanken schwebende Damoklesschwert namens Basel III.

Dahinter verbirgt sich das von der EU geplante Sicherheitskonzept für Banken, das einen bestimmten Anteil an Eigenkapital vorsieht, den Finanzinstitute vorhalten müssen, um ihre Investitionen gegen Risiken abzusichern. "Die bislang geforderte Quote von acht Prozent Eigenkapital haben wir bereits übertroffen, wir liegen momentan bei 10,5 Prozent Eigenkapitalanteil", sagt Kanzelmeyer. "Künftig sollen 10,5 bis 13 Prozent Eigenkapitalquote Pflicht sein. Das werden wir zwar schaffen, dieser Auftrag aus Brüssel wird unsere Geschäftspolitik aber für die kommenden Jahre bestimmen."

+++ Sparkasse spendet 100 000 Euro an 31 Vereine aus der Region +++

Der Sparkassenvorstand bezeichnet Basel III deshalb als "keine gute Entwicklung für ein Unternehmen, das einen Fokus auf regionale Kunden hat". Zugleich ärgert es sie, dass mit einem kaum vorstellbaren Geldvolumen die Märkte von der Europäischen Zentralbank überflutet werden. Damit würden vor allem instabile Geschäftsmodelle der Großbanken, die "dieses Geld gierig aufsaugen" würden, gestützt werden. Denn den Großteil ihrer Geschäfte würden die Großbanken nach wie vor im hochgradig riskanten Investmentgeschäft tätigen.

Dass die Sparkassen und Volksbanken im Rahmen von Basel III notfalls die Zeche für die riskanten Geschäfte der privaten Großbanken zahlen sollten, findet Kanzelmeyer daher ungerecht und auch "beängstigend". Das Schlimme sei, dass Basel III nicht zu verhindern sei, höchstens könne über Lobbyarbeit der Sparkassenverbände in Brüssel darauf gehofft werden, dass bestimmte Regelungen auf die Sparkassen nicht angewandt würden.

"Die Lobbyarbeit muss dringend in Brüssel betrieben werden, um zu verdeutlichen, welche gravierenden Folgen Basel III für Sparkassen und Genossenschaftsbanken hat, die ja nicht an der Finanzkrise schuld waren, aber dennoch genauso behandelt werden sollen wie die großen Privat- und Investmentbanken", sagt Kanzelmeyer. Wenn das Abkommen so verabschiedet werde, wie derzeit geplant, könne es in der Folge zu einer deutlichen Kreditklemme kommen, sowohl für Bürger als auch Mittelständler.

Die Sparkassenchefs ärgert auch der von der Politik betriebene "ausufernde Verbraucherschutz", weil dieser die Verbraucher nicht wirklich schütze und vor allem eines produziere: mehr Bürokratie und damit zusätzliche Kosten für die Sparkasse. "Dass unser seit Jahrzehnten bewährter Sparkassenbrief jetzt als Risikoprodukt eingestuft wird, ist auch schwer nachzuvollziehen", sagt Kanzelmeyer. Er weist darauf hin, dass die Sparkassen unter allen Kreditinstituten laut Umfragen das höchste Vertrauen der Kunden genießen würden - auch weil den Kunden eine Beteiligung an hochriskanten Geschäften nicht nahe gelegt werde.