Schon 73 solcher Anlagen gibt es in der Region, richtig gern aber mag sie kaum einer. Ein Blick nach drinnen verrät mehr über die Container.

Harburg. Was macht eigentlich eine Biogasanlage? Sie produziert Biogas, klar. Aber wie funktioniert das? Und warum wollen die wenigsten Menschen eine solche Anlage in ihrer Nachbarschaft haben? Das erklären wir anhand der 540-Kilowatt-Anlage Bioenergie Schwinge GmbH & Co KG. Sie wurde im Dezember 2010 errichtet.

Wer eine Biogasanlage bauen möchte, sieht sich häufig mit dem Protest einiger Nachbarn konfrontiert. So war es in Deinste. So war es auch in Schwinge. Als Landwirt Heinz Hauschild aus Deinste seine 1,5 Megawatt-Anlage bauen wollte, erntete er in den vergangenen Monaten vehementen Protest. Die Anwohner befürchteten Maistransporte mitten durch den Ort. Inzwischen haben sich alle geeinigt. Die Kommune hat die Planung abgesegnet.

Auch die Landwirte Andreas Meybohm, 38, und Horst Tomforde, 48, mussten sich erst mit den Sorgen der Anwohner befassen, bevor es an die genaue Planung ging. Auch hier hatten die Anwohner Angst, dass Massen an Mais und Gülle angekarrt werden würden.

Doch die Biogasbauern versuchten, den Kritikern schon vorher den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie den Nachbarn entgegenkamen. Sie ließen sie an der Planung der 380 Kilowattanlage am Ordenskamp in Fredenbeck-Schwinge teilhaben, als sich das Bauvorhaben vor zwei Jahren konkretisierte. Sie luden die Anwohner ein, noch bevor die Baugenehmigung überhaupt in greifbare Nähe rückte, und erklärten, was sie vorhatten.

+++ ...und so funktioniert sie +++

Als dann 2011 eine Erweiterung anstand, planten die Landwirte gleichzeitig eine zweite Zufahrt am Ordenskamp in Fredenbeck-Schwinge, um den Anwohnern entgegenzukommen und die schweren Maistransporter nicht an deren Haustür vorbeirauschen zu lassen. "Wir wollten die Nachbarn nicht unnötig strapazieren", sagt Meybohm.

Den Bau der Biogasanlage ließen sich die Männer einiges kosten: Sie investierten 2,5 Millionen Euro in den Bau. Den Landwirten, die zuvor allein mit Ferkelzucht und Bullenmast ihr Geld verdienten, war es wie so vielen anderen in der Branche auch ergangen: Die Einnahmen schrumpften immer mehr. "Es gab weitaus mehr magere als fette Jahre", sagt Andreas Meybohm. Mit Energiepflanzen lässt sich mehr Geld verdienen als mit Ferkeln und Bullen. Pro Tag nehmen die Landwirte 2500 Euro ein.

Keine Frage: Eine Biogasanlage als zweites Standbein lohnt sich. Deshalb breiten sich die Biogasanlagen immer mehr aus und damit auch der Mais. Denn der Staat fördert beim Erzeugen von Energie insbesondere nachwachsende Rohstoffe, sodass die Biogasbauern in ihren Anlagen vor allem Mais vergären. In ganz Niedersachsen hat sich der Maisanbau nach Informationen der Landwirtschaftskammer seit 2003 stark ausgeweitet. 2011 wurden auf 205 000 Hektar Mais für Biogasanlagen angebaut.

Damit macht der Energiemaisanteil gut ein Drittel der gesamten Maisanbaufläche Niedersachsens aus. Dennoch will Rainer Schütte, Berater an der niedersächsischen Landwirtschaftskammer, nicht von einer gigantischen Monokultur sprechen. Schon gar nicht, wenn es um die Landkreise Harburg, Stade und Lüneburg geht. Er verweist auf eine Statistik der Landwirtschaftskammer. Danach entfallen 25 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche im Landkreis Stade auf den Maisanbau. In den Landkreisen Harburg und Lüneburg sind es noch weniger.

Immerhin gibt es in Stade 34 Biogasanlagen mit einer elektrischen Leistung von 190 bis 1250 Kilowatt. Im Landkreis Lüneburg gibt es 27 Anlagen und im Kreis Harburg zwölf. Doch im Vergleich zum Landkreis Rotenburg/Wümme ist das nichts. Dort stehen 129 Biogasanlagen.

Die Landwirte Meybohm und Tomforde bauen auf insgesamt 90 Hektar Mais an, der dann in die wandert. Den Ertrag 90 weiterer Hektar kaufen die beiden ein. Der Verkehr ist auch geregelt. Nur eines darf nicht passieren: dass die Anlage in die Luft fliegt. Die Wahrscheinlichkeit ist verschwindend gering.

Aber um auf Nummer sicher zu gehen, darf in der Nähe der Überdruck- und Unterdrucksicherung nicht telefoniert geschweige denn geraucht oder geschweißt werden. Zu groß ist die Gefahr, dass ein Funke überspringen könnte. Meybohm: "Wenn man mit einem Streichholz in einen Benzinkanister guckt, fliegt das einem ja auch um die Ohren."