1) Container

In die Biogasanlage der Landwirte Horst Tomforde und Andreas Meybohm gelangt ein Mix aus Mais, Gülle, Mist und Gras. Die Anlage wird aber hauptsächlich mit Mais gefüttert, da er einen hohen Hektarertrag abwirft, leicht zu ernten und zu lagern ist und gut abgebaut werden kann. Der Container fasst 25 Tonnen Feststoffe, davon sind 23 Tonnen Maissilage, der Rest ist Gras und Mist. Riesige Silos mit insgesamt 7000 Tonnen Maissilage liegen vor der Anlage.

2) Vorgrube

Die Vorgrube ist ein Sammelbecken für Gülle. Mindestens 30 Prozent des Inputmaterials für die Biogasanlage müssen Gülle oder Mist sein, um einen Güllebonus zu erhalten. Dieser wurde 2009 zur zweiten Novelle des Erneuerbare Energien Gesetz eingeführt, um kleinere Anlagen mit hohem Gülleanteil zu fördern. Alle 14 Tage pumpen die Landwirte die Jauche, die auf ihren Höfen mit 130 Bullen und 150 Sauen entsteht, in die Vorgrube, die 190 Kubikmeter fasst.

3/4) Fermenter/Nachgärer

Der Fermenter, auch Bioreaktor genannt, ist das Kernstück der Biogasanlage. Hier entsteht das Biogas, nachdem aus der Vorgrube Gülle und aus dem Container stündlich eine gemischte Tonne Mist, Mais- und Grassilage in den Fermenter gepumpt werden. Das ergibt dann die Biomasse. Biogas entsteht, indem Mikroorganismen die enthaltenen Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette der Biomasse in Methan und Kohlenstoffdioxid umwandeln. Das funktioniert nur unter Ausschluss von Licht und Sauerstoff. An den Fermenter ist der Nachgärer angeschlossen, in dem die zweite Stufe der Vergärung stattfindet, um aus den Gärresten noch mehr Biogas zu gewinnen. Die Biomasse aus dem Fermenter wird in den nachgeschalteten Behälter mithilfe einer Überlaufrohrleitung zugeführt. Durch eine weitere Leitung gelangt auch das Biogas in den Nachgärer.

5) Blockheizkraftwerk

Das Biogas wird vom Endlager direkt in ein Blockheizkraftwerk geleitet, in dem ein Motor das Biogas zur Strom- und Wärmeerzeugung verbrennt. Das Blockheizkraftwerk arbeitet in Schwinge besonders wirtschaftlich, da Wärme und Strom gleichzeitig gebraucht werden. Der Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist. Die Wärme gelangt in den Ferkelstall auf der Anlagenfläche für die Aufzucht der Ferkel von Andreas Meybohm. Neben dem Blockheizkraftwerk nahe der Biogasanlage sind noch zwei weitere Heizkraftwerke an die Anlage angeschlossen. Eines versorgt 26 Haushalte am Osterende in Schwinge mit Wärme, die durch einen sogenannten Wärmeüberträger ausgekoppelt und dann zum Heizen genutzt werden kann. Ein weiteres Blockheizkraftwerk steht in Wiepenkathen und sorgt dafür, dass es in vier Hähnchenställen warm wird.

6) Endlager

Nachdem die Biomasse im Nachgärer vergoren ist, kommt sie ins Endlager. Wie in der ersten Gärstufe ist auch zwischen dem Nachgärer und dem Endlager eine Überlaufleitung installiert, durch die die Biomasse fließen kann. Das Biogas, das im Nachgärer produziert wurde, gelangt ebenso durch ein Rohr ins Endlager. Neben dem Biogas fällt ein nährstoffreiches Nebenprodukt an - der Gärrest. Den nutzen die Landwirte als Dünger für ihre Grünflächen und für ihr Ackerland, auf dem sie Mais und Getreide anbauen. Auf insgesamt 90 Hektar haben beide Landwirte Mais angebaut. Weitere 90 Hektar Mais kaufen sie zu. Bis zur Ausbringung auf die Felder lagert die Biogasgülle im Endlager. Der Gärrest wird regelmäßig auf die Felder der Bauern gebracht, mal abgesehen von den Monaten November bis Januar, in denen es den Landwirten verboten ist, das zu tun.

7) Leitstand

Die Steuerung der Biogasanlage geschieht mithilfe eines Computers. Die Anlagenbetreiber können jederzeit einen Blick in die Statistik werfen. Auf dem Bildschirm ist ablesbar, wie hoch die Temperatur im Fermenter ist. Sie sollte zwischen 40 und 41 Grad liegen. Es gibt einen Fütterungsplaner, der Aufschluss darüber gibt, was und wie viel der Anlage am Tag zugeführt wird. Die Anlagenbetreiber erfahren außerdem, wie viel Biogas der Fermenter enthält und wie hoch der Methananteil ist (zwischen 51 und 53 Prozent). "Methan ist das, was wir haben wollen", sagt Andreas Meybohm. Natürlich wird auch gemessen, wie viel Strom produziert wurde. Pro Tag sind das in etwa 13 000 Kilowattstunden. Falls der Motor der Anlage streiken sollte, läuft eine Störungsmeldung zunächst auf dem Computer auf und zwei Minuten später dann auf dem Handy von Andreas Meybohm.

8) Endverbraucher

Die meisten Menschen, die an der Straße Osterende wohnen, heizen - vereinfacht ausgedrückt - mit Biogas von der Bioenergie Schwinge GmbH & Co KG. Denn die Biogasanlage erzeugt gleichzeitig Strom und Wärme. Kraft-Wärme-Kopplung heißt das im Fachjargon. Der Strom wird ins Netz eingespeist und die Wärme geht an 26 Haushalte am Osterende. Im Einzelnen geht das so: Bei der Verbrennung des Methans wird im Blockheizkraftwerk Strom erzeugt. Bei diesem Vorgang muss der Motor mit Wasser gekühlt werden. Das Wasser, das sich bei der Kühlung erhitzt, wird über zwei Wärmetauscher zu den 26 Haushalten am Osterende auf die Reise geschickt. Wer die Wärme von der Anlage in Schwinge bezieht, spart Heizkosten. Die Biogasnutzer zahlen zurzeit nur die Hälfte des Gaspreises. Zudem verzichten sie auf fossile Energieträger, also auf Erdgas und Heizöl.