Wie auf der Buckelpiste: Die Landesstraßen im Kreis Stade sind übersät mit Schlaglöchern. Für die Sanierung aller Strecken fehlt das Geld.

Stade. Die Landstraßen im Landkreis Stade machen Michael Roesberg große Sorgen. Allerdings ist Stades Landrat gar nicht verantwortlich für die 212 Kilometer Landesstraße, die teilweise in einem katastrophalen Zustand sind. "Wer die Landesstraße 124 von Stade nach Harsefeld fährt, was ich sehr oft tue, der wird wissen, wovon ich spreche", so Roesberg. Dort reiht sich ein Schlagloch an das andere, die Landesstraße ist inzwischen eine echte Buckelpiste geworden. Ganz besonders schlimm ist der Zustand der L 124 am Ortsausgang von Harsefeld in Richtung Hansestadt. Roesberg: "An der Verbindung zwischen Stade und Harsefeld ist seit zwei Jahren nichts mehr gemacht worden. Und jeden Winter kommen neue Schäden hinzu." Und die an der Elbe entlang führende L 111 gleicht streckenweise einem Schweizer Käse.

Bestätigt wird der schlechte Zustand der Landesstraßen im Landkreis Stade von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Regionaler Geschäftsbereich Stade. Die Behörde in Stade ist zuständig für insgesamt 700 Kilometer Landstraßen im Elbe-Weser-Dreieck. Und die muss sich an die Decke strecken.

In diesem Jahr hat das Land Niedersachsen für die Landstraßen im Elbe-Weser-Dreieck 5,2 Millionen Euro zur "Fahrbahnerhaltung" bereit gestellt. Und das Geld reicht beileibe nicht aus, um alle Landesstraßen, die dringend reparaturbedürftig sind, zu sanieren. Viele Landesstraßen wie Kreisstraßen sind mehr als 30 Jahre alt. Der immer mehr werdende Schwerlastverkehr macht ihnen mächtig zu schaffen.

Allerdings hat es die L 111 in diesem Jahr in die Prioritätenliste des Landes geschafft. Autofahrer, die auf dem Obstmarschenweg in Kehdingen zwischen Assel und Drochtersen unterwegs sind, können sich wenigstens freuen. Hier sollen, laut Landesbehörde, im Mai die Reparaturen an der L 111 beginnen. Die Arbeiten seien, so hieß es aus Stade, bereits ausgeschrieben. Auf einer Länge von rund sechs Kilometern wird dann auf voller Fahrbahnbreite die Decke abgefräst. Anschließend wird ein Binderdünnschicht-Belag aufgebracht, darauf kommt dann die eigentliche Asphaltdecke. Kostenpunkt: rund 1,4 Millionen Euro. Der endgültige Preis, so ein Mitarbeiter der Landesbehörde, hänge aber von vielen Faktoren ab. Wenn die Straßenbauer unter der abgefrästen Schicht weitere, tiefere Schäden entdecken, könne es sehr wohl teurer werden. Außerdem könnten die Baukosten zusätzlich variieren, weil unter anderem die Preise für die Baumaterialien schwankten, sagt ein Mitarbeiter der Landesbehörde. Der Abschnitt soll voraussichtlich bis zum 16. Juni fertig sein.

+++ Wo bleiben die ganzen Steuern? +++

Davon, wie teuer die Reparatur einer Straße tatsächlich wird, hängt viel ab im Straßenbau. Bleibt die Kalkulation unter dem endgültigen Preis, kann eine andere Landstraße noch repariert werden. Übersteigt aber der endgültige Preis die Kalkulation der Ingenieure in der Landesbehörde, weil zum Beispiel tiefer liegende Schäden entdeckt und repariert werden müssen, kann dafür im schlimmsten Fall eine andere Landesstraße überhaupt nicht mehr repariert werden.

"Uns ist sehr wohl bewusst, dass die L 124 erneuerungsbedürftig ist. Der Dünnschichtbelag, der hier aufgebracht wurde, blättert nach und nach ab. Wenn wir in diesem Jahr noch Geld übrig behalten, werden wir die Straße wenigstens an den schlimmsten Stellen reparieren", so ein Mitarbeiter der Landesbehörde. Wie die L 124 zwischen Stade und Harsefeld repariert werden müsste, steht längst fest. Allein es fehlt das Geld. In der Regel reiche das Geld für die Reparatur von rund 35 Kilometern Straße im Jahr, heißt es aus der Landesbehörde. Es sei sogar fraglich, ob die Straße in den nächsten beiden Jahren auf die Liste gesetzt werden könne. Auf die Frage, wie viel es kosten würde, alle Landesstraßen im Kreis Stade auf den neuesten Stand zu bringen, weiß man in der Landesbehörde keine Antwort.

Geldsorgen im Straßenbau aber kennt auch Landrat Roesberg. Und auch der Landkreis Straße muss für sein Kreisstraßennetz eine Prioritätenliste aufstellen. In diesem Jahr gibt der Kreis Stade 2,9 Millionen Euro für die Reparatur und Instandsetzung seiner Straßen aus. An erster Stelle steht dort die K 26 (Ortsdurchfahrt Harsefeld). Hier wird noch bis Ende 2012 gearbeitet. Die Sanierungen an den Kreisstraßen 39 in Königreich und in Ritschermoor (K 27) laufen gerade. Dann stehen auf der Prioritätenliste des Kreises unter anderem auch noch die K 82 in Kranenburg, die K 80 (Groß Sterneberg-Stadermoor) und die K 62 in Wasserkrug-Engelschoff. Die Bauarbeiten an diesen Straßen sollen noch in 2012 starten. Der Landkreis Stade ist Träger von rund 385 Kilometern Kreisstraße. "Verglichen mit den Landesstraßen, sind unsere Kreisstraßen in einem besseren Zustand. Aber jubeln können wir auch nicht", sagt Helmut Buck, Abteilungsleiter Kreisstraßen bei der Verwaltung des Landkreises Stade.