Attraktiv und begehrenswert, aber trotzdem allein - das Schicksal vieler Frauen. Nun bietet eine Harburger Singleberaterin Unterstützung an.

In den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön; aber die jüngste war so schön, dass die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte, sooft sie ihr ins Gesicht schien. So beginnt das Märchen "Der Froschkönig" der Gebrüder Grimm. Es war so einfach: Eine Singlefrau musste nur einen Frosch an die Wand werfen, um fortan bis an ihr Lebensende mit dem Mann ihres Herzens zusammen zu sein. "Die Realität sieht leider anders aus", sagt Singleberaterin Dana Rittich aus Harburg.

Noch nie gab es laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Deutschland so viele allein wohnende junge Menschen: Vier Millionen Männer und Frauen zwischen 20 und 35 Jahren leben in Einpersonenhaushalten. "Und einige sind schon seit Jahren auf Partnersuche, ob im Internet, bei Speed-Datings oder im Urlaub", sagt Rittich. Dass es auch anders gehen kann, will sie im Frauenkulturhaus an der Neuen Straße in Harburg zeigen. Unter dem Motto "Wie lerne ich jemanden kennen?" möchte sie Frauen fit für den Flirtalltag machen und ihnen Berührungsängste nehmen. Sieben Frauen sind dabei - alle attraktiv, alle auf der Suche nach dem Märchenprinzen.

"Ich bin schon einige Zeit allein und will das ändern. Zuvor hatte ich Beziehungen zu komischen Männern, die mir nicht guttaten", berichtet Monika, 55. Ulrike, Ende 30, will erfahren, wo man Singlemänner kennenlernen kann. Und Mel, 32, sucht nach dem künftigen Vater ihrer Kinder, "weil es ja langsam Zeit wird". Agnes, seit einiger Zeit verwitwet, will nicht einsam bleiben. "Jetzt bin ich bereit, mich wieder auf jemanden einzulassen. Ich bin aber unsicher, wer zu mir passen könnte."

Dana Rittich sorgt erst einmal für Betroffenheit, als sie berichtet, dass nach der Erfahrung von Singleberatern unter 100 Kandidaten nur ein passender sei. Durchschnittlich zwei Jahre lang halte eine Beziehung, dann entscheide sich, ob das Miteinander jenseits der Herzklopfen-Phase alltagstauglich ist. Einige Frauen nicken - ähnliche Erfahrungen haben sie auch schon gemacht.

Die Suche nach dem Mann des Herzens sei durchaus vergleichbar mit einem Einkaufsbummel in einer Boutique. "Da greifen wir uns nur die Teile, die uns gut passen." Zur Ramschverkaufsware - also Männer, die nur halbwegs als Partner infrage kommen könnten - solle sich Frau allerdings aus Torschlusspanik auch nicht entscheiden. "Lange Singleperioden sind dazu gut, sich bewusst darüber zu werden, was man unter Zweisamkeit versteht", rät Rittich. Eine Ordnungsfanatikerin mit einem Messie-Mann? Das gehe keinesfalls gut. Und sollte es eine Frau, die Wert auf Pünktlichkeit legt mit einem Typen probieren, der zu jedem Termin grundsätzlich zu spät kommt? No, Sir!

Gleich und gleich gesellt sich gern, da sei viel Wahres dran. Der konträre Spruch, dass sich Gegensätze anziehen, berge von vornherein Konfliktpotenzial. "Deshalb ist es wichtig, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und klar definieren zu können, welche Art Partner man eigentlich möchte", sagt Rittich.

Kursusteilnehmerin Anne ist pikiert. "Dann wird doch alles zu verkopft. Man sollte stattdessen den Verstand ausschalten können und mit dem Herzen rangehen." Doch hohe Erwartungen in Liebensdingen, so die Singleberaterin, seien ein Muss und würden vor Enttäuschungen schützen.

Also doch lieber auf den Traumprinz warten? "Das kann es ja irgendwie nicht sein", meint Ulrike. Dann kommt Rittich noch mit familiärer Vorprägung. So seien Beziehungen zu Männern, die immer schon Probleme mit Mutti hatten, eher schwierig, wenn Frau sich in ihrer Jugend selbst jeden Tag mit ihrer Mutter gezofft hat. "Soll ich jetzt etwa noch den Stammbaum von meinem neuen Partner abfragen?", flüstert eine Teilnehmerin vor sich hin.

Nachdem Rittich ihren Schützlingen Mut bei der Partnersuche ans noch einsame Herz gelegt hat, gibt es Ratschläge, wo man denn Männer kennenlernen kann. Theater, Kino und Oper scheiden aus, weil es an Gesprächsgelegenheiten mangelt, wenn Hamlet gerade auf der Bühne so richtig in Fahrt ist oder Otello eine Arie schmettert. Kneipe, Sportverein und Fortbildungen? "Schon besser", so Rittich. Von Yoga-Seminaren würde sie allerdings eher abraten, "weil da meist nur Frauen hingehen". Auf Männerfang im Internet? "Warum nicht, denn da kann man ziemlich sicher sein, viele Singles zu finden." Vorsicht sei allerdings geboten. Hier entscheidet es sich beim ersten Treffen, ob der Auserwählte nicht doch eher eine Niete ist. "Und wenn er sich dann nicht meldet, hat es eben nicht gepasst, und Frau hat sich viel Ärger erspart." Hinterhertelefonieren bringe nichts - der Mann müsse sich melden. Da ist Rittich für althergebrachte Rollenverteilungen. "Es ist nun mal leider so. Willst was gelten, mach dich selten." Wieder so ein Spruch. Karin, 40, grinst, als Rittich sagt, dass sich große Männer doch eher für kleinere Frauen interessieren. "Gutverdiener sehen meist zu, dass ihre Liebste weniger Lohn nach Hause bringt. Männer wollen eben doch noch Familienernährer sein." Agnes schaut zu Boden. Haben Frauen vor dem Hintergrund all dieser etwas angestaubten Ratschläge wirklich die Wahl bei der Partnersuche? Singleberaterin Rittich ist davon überzeugt und lädt zum weiterführenden Workshop ein. Die Teilnehmerinnen sind nachdenklich geworden. Da bietet das Märchen vom Froschkönig in Herzensangelegenheiten am Ende deutlich mehr Hoffnung - und die von Anne gewünschte Romantik: Nach vielen Irrungen und Wirrungen doch noch mit dem Auserwählten in eine weiße Kutsche steigen...