Die Grünen-Politikerin Barbara Zurek fordert ein Erste-Hilfe-Paket für die Stadtbäume. Diese stehen wegen enger Bebauung oft unter Stress.

Stade. Die Linden am Stader Zeughaus stehen unter Stress. Die enge Bebauung und die Hitze, wenn sich der Asphalt im Sommer stark erwärmt, seien einige Stressfaktoren von Stadtbäumen, sagt die Biologin und Ratsfrau Dr. Barbara Zurek (Grüne). Zu sehen sei das am Blattwerk. Je größer der Stress, um so weniger Blätter im Sommer. Belasten würde die Bäume auch, dass die Marktbeschicker mit ihren Anhängern oft die Rinde verletzten, sagt Zurek.

"Außerdem sind die Betonringe um den Stamm einfach zu eng. Die Erde um die Stämme über dem Wurzelwerk ist so festgefahren und festgetreten, dass die Bäume auch bei Regen nicht ausreichend mit Wasser versorgt werden."

Gerade in der Innenstadt müssten die Bäume regelrecht "aufgepäppelt" werden, sagt Zurek. "Die Vitalität der Bäume lässt schon seit Jahren nach. Wenn das so weitergeht, finden wir die Linden auf dem Pferdemarkt bald auf der Fällliste der Stadt, und das wäre überaus schade." Linden können weit mehr als 100 Jahre alt werden. Die Linden am Pferdemarkt sind etwa 30 Jahre alt und haben inzwischen eine stattliche Höhe.

Es gehe nicht darum, die Markthändler zu reglementieren, oder gar zu fordern, den Wochenmarkt zu verlegen, sagt die Fraktionschefin der Grünen im Stadtrat. Das könne niemand ernsthaft vorhaben. Sie fordert einfache, und "durchaus bezahlbare Schutzvorrichtungen" für die Linden, um sie vor Stress und Verletzungen an dem Baumstämmen zu schützen.

Gitter und befahrbare Wurzelbrücken seien probate Mittel, um Stamm und Wurzelwerk zu schützen. Eine Wurzelbrücke besteht aus Betonelementen, die das Wurzelwerk rund um den Stamm eines Baumes schützen, ohne Druck auf die Erde auszuüben. Außerdem müssten die Linden, so die Ratsfrau, von Zeit zu Zeit gut gedüngt werden.

Eine entsprechende Anfrage hat Barbara Zurek bereits der Verwaltung vorgelegt. "Bäume in der Stadt sind ein Ausdruck für Lebensqualität", sagt sie. "In den Straßen und in den Stadtteilen prägen sie das Bild. Ebenso wichtig aber sind ihre ökologische Funktion und ihre Bedeutung für das Stadtklima."

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Die Schutzwürdigkeit der Linden am Zeughaus sehen auch die beiden großen Fraktionen CDU und SPD. Ratsmitglied Oliver Grundmann (CDU) sagt zu den Forderungen der Umweltpolitikerin Zurek: "Wenn es diese technischen Möglichkeiten gibt, kann ich kein Argument dagegen anbringen, dass wir etwas zum Schutz unserer Linden unternehmen sollten. Vielleicht finden sich ja auch Sponsoren, die sich an den Ausgaben beteiligen möchten."

Und auch der SPD-Fraktionschef Kai Holm ist der Überzeugung, dass alles unternommen werden müsse, um die Bäume zu retten. "Diese Ausgaben sollten uns unsere Bäume wert sein."

Am Donnerstag, 22. März, wird die Verwaltung der Hansestadt ihre Stellungnahme zu Zureks Anfrage abgeben. Dann treffen sich die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt, um unter anderem über dieses Thema zu diskutieren. Der Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung, Nils Jacobs, kennt das Problem der gestressten Linden am Zeughaus. Auch die Stadt sehe hier Handlungsbedarf.

"Es geht um die Bodenverdichtung und den Schutz der Bäume gegen das Rangieren der Marktbeschicker. Da müssen wir etwas unternehmen. Dass im Bereich der Baumscheiben, also dem Standort rund um den Baum, zu wenig Erde ist, liegt daran, dass die Bäume zwar wachsen. Aber der Asphalt wächst eben bekanntlich nicht mit", sagt Jacobs. Die Kosten für Schutzmaßnahmen für die Linden auf dem Pferdemarkt könne die Verwaltung allerdings noch nicht benennen, so Jacobs. Es bedarf eines Auftrags der Politik, um diese zu ermitteln.

In ihrer Anfrage will die Grünen-Fraktionschefin, die sich seit vielen Jahren mit den Stader Stadtbäumen beschäftigt, auch wissen, wie die Stadt die Bäume schützt, die durch Bauarbeiten gestört werden. Zurek: "Ein Blick auf die Fäll- und Pflegeliste zeigt, dass regelmäßig Bäume nach Bauarbeiten mit etwa drei bis vier Jahren Zeitverzögerung auf der Fällliste auftauchen."

Dass das so ist, mag Nils Jacobs nicht bestätigen. Insgesamt stehen in der Hansestadt 14 600 registrierte Stadtbäume, Jacobs beziffert die Zahl der nicht registrierten Bäume im Stadtgebiet auf etwa dieselbe Menge. Dazu gehören Bäume an Feldwegen, in Uferbereichen und an Waldrändern.