Raserei ist eine der Hauptursachen für schwere Unfälle. Anzahl der Unfälle sank. Polizei kündigt mehr Geschwindigkeitskontrollen an.

Stade. Zum ersten Mal seit mehreren Jahren ist im Landkreis Stade die Zahl der Verkehrsunfälle gesunken. Dieses Ergebnis präsentierte die Polizeiinspektion Stade bei der Vorstellung der Unfallstatistik für das Jahr 2011. Trotzdem gibt die Polizei keine Entwarnung, denn die Zahl der Verkehrstoten ist gestiegen - auf 20. Neun von ihnen waren nicht angegurtet, drei waren Motorradfahrer.

Im Jahr 2011 passierten auf den Straßen im Kreisgebiet insgesamt 3929 Unfälle. Das sind im Vergleich zum Vorjahr vier Prozent weniger. Auch die Zahl der Menschen, die bei den Kollisionen auf der Straße schwer verletzt wurden, sank von 126 auf 115. Die Zahl der Leichtverletzten sank ebenfalls leicht. Sie lag im Jahr 2010 bei 795 und im Jahr 2011 bei 785.

Drei Unfälle aus dem Jahr 2011 hob die Polizei bei der Präsentation ihrer aktuellen Statistik besonders hervor. Bei einem Verkehrsunfall auf der B 74 bei Hagenah, bei dem ein älteres Ehepaar aus dem Landkreis Stade ums Leben kam, flüchtete der Verursacher. Nach ihm wurde lange Zeit erfolglos gefahndet. Er konnte später von einer speziell für solche Fälle eingerichteten Ermittlungsgruppe der Polizei und mithilfe von Hinweisen aus der Bevölkerung ermittelt werden. Die anderen beiden besonders auffälligen Unfälle ereigneten sich in Nordkehdingen. Dort starben innerhalb weniger Stunden zwei junge Männer im Alter von 15 und 29 Jahren sowie drei weitere junge Menschen.

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Insgesamt aber kann die Polizei im Jahr 2011 einen erfreulichen Rückgang jener Unfälle verzeichnen, bei denen 18 bis 24 Jahre alte Autofahrer am Steuer saßen. Im Jahr 2010 verunglückten noch 1009 Autofahrer dieser Altersgruppe, im vergangenen Jahr 914. In fast 76 Prozent dieser Unfälle waren die jungen Autofahrer auch die Verursacher. Bei älteren Autofahrern ab 65 Jahre gab es im Vergleich zum Vorjahr dagegen einen leichten Anstieg der registrierten Verkehrsunfälle auf 685.

Insgesamt 92-mal waren im vergangenen Jahr Kinder an Unfällen beteiligt. Im Jahr 2010 waren es 103 Fälle gewesen. Im vergangenen Jahr ließen zwei Kinder auf der Straße ihr Leben. Beide Male saßen die Unfallopfer im elterlichen Auto. Sie starben, so die Polizei, obwohl sie mit den vorgeschriebenen Rückhaltesystemen gesichert gewesen waren. In beiden Fällen sei der Aufprall derart stark gewesen, dass die Kinder nach Einschätzung der Beamten keine Überlebenschancen gehabt hätten. "Wir führen daher regelmäßig Gurtkontrollen durch. Wer nicht angeschnallt ist, nimmt sehr schwere Verletzungen billigend in Kauf", sagt Inspektionsleiter Jens Eggersglüß. "Ein Gurt hilft oft, schwere Verletzungen zu verhindern."

Als überaus positiv bewertet die Stader Polizei die Tatsache, dass die Zahl der Schulwegunfälle von 30 auf 24 reduziert werden konnte. Lediglich zwei Kinder wurden im vergangenen Jahr auf dem Schulweg im Straßenverkehr schwer und 17 Kinder leicht verletzt.

Gestiegen ist dagegen die Zahl der im Straßenverkehr verletzten Radfahrer. Bei 208 Unfällen gab es im Jahr 2011 zwei Tote, 28 Schwerverletzte und 159 Leichtverletzte. Im Jahr zuvor war im Kreisgebiet ein Radfahrer im Straßenverkehr gestorben, 15 waren schwer und 134 leicht verletzt worden. "Häufig ist aber nicht der Radfahrer, sondern der Autofahrer der Unfallverursacher", sagt Robert Schlimm, zuständiger Sachbearbeiter bei der Polizei.

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Zu oft würden Radfahrer übersehen und gerade kleine Kinder auf Fahrrädern könnten leicht übersehen werden. Um das Unfallrisiko zu mindern werden daher auch regelmäßig Fahrradkontrollen an Schulen angeboten. Dort könne auf Sicherheitsmängel am Fahrrad aufmerksam gemacht werden, bevor diese Mängel zu einem Unfall führen könnten.

Als Unfallursache Nummer eins im Landkreis Stade nennt die Polizeiinspektion auch für das vergangene Jahr falsches Verhalten beim Abbiegen und beim Rückwärtsfahren, gefolgt von gefährlichen Überholmanövern, zu wenig Abstand zum Vordermann und zu schnellem Fahren. Insbesondere bei den schweren Verkehrsunfällen war zu schnelles Fahren in mindestens einem Drittel aller Fälle die Ursache und ist damit ein Kernproblem.

"Wir werden daher künftig verstärkt und flächendeckend Geschwindigkeitskontrollen durchführen. Dies in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Stade", sagt Winfried Stöhr, Einsatzleiter der Stader Polizei. Bei mindestens 95 Verkehrsunfällen, die im Jahr 2011 von der Polizei registriert wurden, waren laut den Beamten Alkohol und Drogen im Spiel. Bei einem dieser Unfälle starb ein Mensch noch am Unfallort. Stark gesunken sind die Wildunfälle im Kreisgebiet. In 639 Fällen wurde die Polizei gerufen. Im Jahr davor waren es noch 713 Kollisionen mit Wildtieren, die der Polizei gemeldet wurden.