Niedersächsisches Bildungsprojekt soll Kinder aus der Region auch mit Ausflügen frühzeitig für die Landwirtschaft sensibilisieren.

Harsefeld/Brest. Was man mit Schweinen machen kann? Felix, 5, und Leni, 5, überlegen. "Man kann auf Schweinen reiten", sagt Felix, "und sie durchwühlen die Erde." Leni hat eine andere Idee, flüstert diese Felix ins Ohr. "Man kann Schweine schlachten", ruft der Kleine daraufhin und beide fügen hinzu: "Und Schweine kann man essen." Das sieht auch Lotta, 4, so. "Fleisch ist gesund und Gemüse auch", ruft sie, erfreut darüber, das so genau zu wissen.

Diese Aussagen der Kinder aus dem Kindergarten "Hexenwald" in Brest machen Regina Tobaben und Monika Polle stolz. Ihre Arbeit hat also Früchte getragen. Tobaben ist die Leiterin des Kindergartens, und Polle engagiert sich für das niedersächsische Bildungsprojekt "Transparenz schaffen - Von der Ladentheke bis zum Erzeuger". Beide arbeiten im Rahmen dieses Projekts daran, Kinder aus der Region über die Arbeit und Ernte in der Landwirtschaft zu informieren.

Mit diesen Bemühungen stehen die beiden Frauen nicht allein da. An vierzig Standorten in Niedersachsen und Bremen haben sich Institutionen aus Landwirtschaft und Umweltbildung zusammengeschlossen, um zwischen Konsumenten und Produzenten von Lebensmitteln zu vermitteln. Dabei geht es darum, eine größere Transparenz für Verbraucher in Bezug auf die Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln zu schaffen. Erzieher und Lehrer, die an dem Bildungsprojekt teilnehmen, sind daher zu Seminaren und Aktionstagen rund um das Themenfeld "Landwirtschaft, Ernährung, Verbraucherinformation" eingeladen. Mal heißt das Fortbildungsthema Biogasanlagen, mal geht es um die Herstellung von Tütensuppen. "Solch ein vielfältiges Fortbildungsangebot wie hier in Stade gibt es sonst nirgendwo in Niedersachsen. Das Ziel ist es, erst den Erziehern und Lehrern und im zweiten Schritt dadurch auch den Kindern die Landwirtschaft näher zu bringen", sagt Polle, die eine Ansprechpartnerin für an dem Projekt interessierte Kindergärten des Landkreises Stade ist.

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"Auch wenn viele Kinder aus unserer Region auf dem Land aufgewachsen sind, heißt das leider noch lange nicht, dass sie wissen, dass die Milch eigentlich nicht aus der Tüte kommt", sagt Polle. Lotta aus Brest aber weiß das. "Milch kommt von der Kuh", antwortet sie wie selbstverständlich auf die gestellte Frage. Lotta und ihre Kindergartenfreunde haben nämlich schon viele Ausflüge gemacht und dabei so einiges über die Herkunft und die Verarbeitung von Lebensmitteln gelernt. Erst neulich besuchten sie eine Biogasanlage und regelmäßig gehen sie auf "Schweine-Safari". Außerdem haben sie in einer Käserei gesehen, wie aus Milch Käse wird und auf dem Hühnerhof waren sie auch schon. An solchen Touren findet Lotta "alles gut".

Um an dem Bildungsprojekt erfolgreich teilzunehmen, machen die Kinder aber nicht nur Ausflüge, sondern erarbeiten gemeinsam eine Projektarbeit. Hier dokumentieren sie, was sie gelernt haben. "Für unsere Kinder ist es immer eine Freude, wenn sie Gemüse oder Blumen im Hochbeet anpflanzen und Tiere besuchen können. Das Erlebte dann noch einmal aufzuarbeiten, ist sinnvoll", sagt Tobaben, die selber von den durch das Bildungsprojekt und regionale Sponsoren finanzierten Lehrgängen profitiert. "Wir möchten schließlich auf die Fragen der Kinder vorbereitet sein. Und auch mein landwirtschaftliches Wissen ist dafür manches Mal zu oberflächlich."

Seit 2005 lobt der Kreisbauernverband Stade gemeinsam mit dem Arbeitskreis zum niedersächsischen Bildungsprojekt eine Auszeichnung für solch engagierte Kindergärten wie den "Hexenwald" aus. "Die Kinder wissen, dass sie eine Tier-Plakette für ihre Mühen bekommen und freuen sich sehr darüber", sagt Tobaben. Die sechs bisher erarbeiteten Tiere aus Plexiglas hängen am Eingang des Kindergartens. Die Kinder kennen die Namen von jedem dieser Tiere: "Rosa, die Kuh", "Das Schaf Wolli Wollmann", "Lotta, das Pferd", "Paul, das Schwein" oder "Schnatterlie, die Gans".

21 Kindergärten haben sich im vergangenen Jahr an dem Projekt beteiligt. "Sabine, das Huhn" war das Thema des Jahres, und die Kindergärten haben sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Das macht ein Blick auf die Projektarbeiten deutlich: Kinder und Erzieher haben Hühner und Eier gebastelt, Pappbögen beklebt und Fotos ihrer Ausflüge zur Dokumentation beschriftet. Dazu Federn aufgeklebt, Stroh verarbeitet und Laternen gestaltet. So ist eine ganze Ausstellung zusammengekommen. "Die Erzieherinnen und die Kinder haben ihre Arbeit anschaulich dokumentiert. Es wäre schade, wenn die Plakate gleich wieder im Schrank verschwinden würden. Viele Eltern, Großeltern und andere Interessierte bekommen nun eine zweite Chance, sich die Ausstellungsstücke anzusehen", sagt Jessica Jennrich, Gleichstellungsbeauftragte der Samtgemeinde Harsefeld, die die Ausstellung deswegen nach Harsefeld holte. Hier sind die Arbeiten der Kindergartenkinder des Landkreises noch bis Ende März im Ratsaal der Rathauses, Herrenstrasse 25, zu sehen. Auch die von Felix, Leni und Lotta.