Wissenschaftler fordern mindestens eine Fachkraft mit Hochschulstudium an jeder Kita. Auch die Bezahlung der Beschäftigten soll steigen.

München. Schlechte Noten für Deutschlands Kindergärten: Nach Einschätzung des Aktionsrats Bildung sind diese pädagogisch nur mittelmäßig. Die Wissenschaftler mahnen deswegen in ihrem neuen Jahresgutachten dringend eine gemeinsame Anstrengung von Bund und Ländern an, um die Ausbildung des Personals zu verbessern – und es besser zu bezahlen als bisher. Der Aktionsrat Bildung ist ein Gremium renommierter Bildungsforscher, das von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) 2005 gegründet wurde. „Wir brauchen mehr Investitionen in die frühkindliche Bildung“, forderte vbw-Präsident Randolf Rodenstock.

Bis 2020 sollte nach Ansicht des Aktionsrates an jeder Kindertageseinrichtung mindestens eine Fachkraft mit Hochschulstudium tätig sein. „Dazu müssten die bestehenden Ausbildungskapazitäten verdoppelt bis verdreifacht werden“, heißt es in dem Gutachten, das an diesem Dienstag veröffentlicht werden soll. Außerdem solle die Bezahlung studierter Frühpädagogen auf das Niveau vergleichbarer Studienabschlüsse angehoben werden.

Der gegenwärtige Ausbau der Kinderbetreuung müsste mit Maßnahmen „zur Sicherstellung und Verbesserung der Qualität“ begleitet werden, verlangen die Bildungsforscher. Die pädagogische Förderqualität sei gegenwärtig „häufig nur mittelmäßig“. Deswegen schlägt der Aktionsrat ein bundesweites Programm zur „Professionalisierung“ des Fachpersonals vor: Familien- und Kultusministerkonferenz sollten schon in diesem und im nächsten Jahr ein gemeinsames Gesamtkonzept zur Aus-, Weiter und Fortbildung entwickeln.

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Unter anderem soll Fort- und Weiterbildung zur Pflicht für das Personal werden. Der Aktionsrat plädiert außerdem dafür, die Hochschulstudiengänge im Bereich Frühpädagogik deutschlandweit zu vereinheitlichen. Für bereits im Beruf tätige Erzieherinnen und Erzieher sollten berufsbegleitende Studiengänge ausgebaut werden.

Die Wissenschaftler schlagen außerdem vor, schon ab dem Jahr 2017 auf die Neuanstellung niedriger qualifizierter Kinderpflegerinnen und Sozialassistentinnen in Kindergärten und Kindertagesstätten zu verzichten. An den Hochschulen müssen nach Ansicht des Aktionsrats dringend neue Professorenstellen für Frühpädagogik geschaffen werden.

Gebraucht werde ein „Quantensprung“ in der Qualifizierung des Personals. „Die öffentlichen Ausgaben sind in den frühen Bildungsbereichen in Deutschland zu gering. So investieren z.B. England, Italien und USA bis zu 30 Prozent mehr in der Altersgruppe der Drei- bis Sechsjährigen.“