Landesschulbehörde genehmigt neues Angebot an Stader Berufsschulen, zur Freude der Ausbilder von Berufskraftfahrer in der Region.

Stade/Wischhafen. Es gibt gute Nachrichten für alle Betriebe im Landkreis Stade, die Berufskraftfahrer ausbilden. Vom kommenden Schuljahr an soll es an den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Stade eine entsprechende Fachklasse geben. Bislang mussten die Auszubildenden für den Unterricht nach Bremerhaven oder Rotenburg fahren. Die Betriebe rechnen mit einem Anstieg der Bewerberzahlen, wenn die neue Klasse zustande kommt.

Die Sorgenfalten auf der Stirn von Egon Burfeindt werden ein wenig kleiner. Der Personalleiter der Karl Meyer AG mit Sitz in Wischhafen beschäftigt sich seit Jahren mit dem drohenden Fachkräftemangel. Gerade im Bereich der Kraftfahrer muss das Entsorgungsunternehmen gewappnet sein. Derzeit beschäftigt die Karl Meyer AG rund 200 Berufskraftfahrer, insgesamt zählt das Unternehmen 661 Mitarbeiter. "Viele unserer Kraftfahrer sind bereits zwischen 40 und 50 Jahre alt. Das heißt, wir müssen für Nachwuchs sorgen", sagt Burfeindt. Doch genau das ist noch immer schwierig.

Es gebe wenig Bewerber und manchmal reiche bei diesen die Qualität nicht aus, ergänzt Burfeindt. Wenn das Unternehmen aus Wischhafen einen Auszubildenden zum Berufskraftfahrer sucht, bewerben sich in der Regel etwa 20 junge Männer. Zum Vergleich, es melden sich bei der Karl Meyer AG zum Beispiel zwischen 80 und 100 angehende Bürokaufleute pro ausgeschriebener Stelle. Laut Personalleiter Burfeindt gebe es ein entscheidendes Problem. Bislang mussten die Auszubildenden nach Bremerhaven in die Berufsschule, weil es in Stade keine Fachklasse für Berufskraftfahrer gibt.

+++ Berufsbildende Schulen weiten ihr Angebot aus +++

Das soll sich nun ändern. Nach mehreren Hinweisen von Betrieben haben die BBS II Stade reagiert und diese Klasse beantragt. Der Landkreis Stade als Schulträger hat den Antrag bereits genehmigt. Auch die Landesschulbehörde habe bereits grünes Licht gegeben, sagt Rudolf Dierks, Schulleiter der BBS II. Voraussetzung sei jedoch eine Klassenstärke von mindestens 14 Auszubildenden. Eine erste Umfrage unter den hiesigen Unternehmen hatte ergeben, dass 15 angehende Berufskraftfahrer ausgebildet werden sollen.

Ob die Klasse tatsächlich zustande kommt, könne jedoch erst im Juni oder Juli gesagt werden. "Die Betriebe müssen ihre Auszubildenden jetzt erst rekrutieren", sagt Schulleiter Dierks. Die inhaltliche Vorbereitung an der Schule habe jedoch bereits angefangen. Der Vorteil der BBS Stade sei, dass es dort bereits Ausbildungsberufe aus dem Bereich Lager und Logistik gebe. "Wir können deshalb Synergieeffekte nutzen", sagt Dierks. Für den technischen Bereich wird es in Stade eine Kooperation mit den BBS I geben.

Für Unternehmen wie die Karl Meyer AG ist diese Entwicklung eine große Erleichterung. "Ich denke, jetzt wird die Zahl der Bewerber steigen", sagt Personalleiter Burfeindt. Derzeit bildet das Unternehmen aus Wischhafen neun Berufskraftfahrer aus, das sind drei pro Lehrjahr. Ziel sei es jedoch, zwischen fünf und sechs Kraftfahrer im Jahr auszubilden, sagt Burfeindt.

Schließlich gebe es auf dem Stellenmarkt kaum noch ausgebildete Lkw-Fahrer. Die Ausbildungsmöglichkeit zum Berufskraftfahrer als dreijährige duale Berufsausbildung gibt es erst seit 2001. Zuvor reichte in der Regel der Lkw-Führerschein, den viele der heutigen Fahrer noch bei der Bundeswehr gemacht haben. Seit September 2009 ist gesetzlich geregelt, dass die gewerblichen Fahrer im Güterkraftverkehr zudem eine spezielle Grundqualifikation erwerben müssen. Die Anforderungen an die Fahrer sind gestiegen.

Gleichzeitig ist der Bedarf so groß wie nie. Eine Umfrage der IHK Stade hat ergeben, dass jeder fünfte Kraftfahrer in der Region bereits im Jahr 2016 in den Ruhestand geht. Die Betriebe brauchen mehr qualifizierte Bewerber. Dafür sei nach Aussage von Meyer-Personalleiter Burfeindt der Schulstandort Stade wichtig. Schließlich könnte jetzt auch an den Schulen noch stärker für die Ausbildung geworben werden.

Voraussetzung für die Ausbildung zum Berufskraftfahrer ist ein Hauptschulabschluss und das Mindestalter von 17 Jahren. Bislang hat die Karl Meyer AG Auszubildende in diesem Bereich in der Regel erst eingestellt, wenn sie mindestens 18 Jahre alt waren und einen Autoführerschein besaßen. Ansonsten wäre es für die Auszubildenden schwierig geworden, zur Schule nach Bremerhaven zu kommen.

Mit dem neuen Schulstandort in Stade könne die Arbeitsagentur jetzt außerdem gezielter Auszubildende als Berufskraftfahrer vermitteln, glaubt Burfeindt. Andre Itjes, Sprecher der Agentur für Arbeit Stade, verweist zwar darauf, dass die Entfernung zur Berufsschule keinen Einfluss auf die Berufsberatung habe. "Die Berufsberater beraten ausschließlich nach Kompetenzen." Allerdings werde zurzeit vermehrt nach den Ausbildungsstellen zum Berufskraftfahrer nachgefragt.

Mit Blick auf den Fachkräftemangel glaubt Itjes jedoch auch, dass die Betriebe in der Region künftig mehr Kraftfahrer ausbilden werden. "Firmen haben lange weniger ausgebildet, was auch an solchen Rahmenbedingungen wie der Entfernung zum Berufsschulstandort gelegen hat", sagt Itjes.