Deutsche Handelsflotte wächst, viele Nautiker aus der alten DDR gehen bald in Ruhestand

Ausbildung auf See hat in den vergangenen Jahren deutlich an Attraktivität gewonnen. Zahlen des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg belegen, dass seit 2005 jährlich zwischen 800 und 900 Berufsanfänger auf Schiffen der deutschen Handelsmarine anheuern. In den Jahren zuvor waren es nicht mal halb so viele gewesen. Für VDR-Sprecher Max Johns ist der deutliche Anstieg ein Ergebnis des 2003 geschlossenen Maritimen Bündnisses für Ausbildung und Beschäftigung auf See. Ziel dieses Bündnisses ist unter anderem, die Zahl unter deutscher Flagge fahrender Schiffe zu erhöhen und für Berufe an Bord zu werben.

Berufsanfänger haben nach Johns' Worten extrem gute Perspektiven, er spricht von einem Arbeitnehmermarkt. "Zum einen wächst die Flotte immer noch." Zum anderen komme eine große Pensionierungswelle auf die deutsche Seefahrt zu. Johns: "Die westdeutschen Reedereien haben mit der Wiedervereinigung eine Vielzahl fantastisch ausgebildeter Kapitäne aus der ehemaligen DDR quasi geerbt. Viele von denen gehen bald in Ruhestand."

Ein dritter Grund: Mittlerweile zieht es viele Kapitäne schnell wieder an Land, durchschnittliche schon nach fünf bis sieben Jahren. "Dann sind sie 30 bis 35 und wollen eine Familie gründen", sagt Max Johns. Aber auch dort gelte: "Sie brauchen sie nur noch die Hand zu heben, um einen guten Job zu bekommen." Arbeit gebe es beispielsweise im Flottenmanagement großer Reedereien, im Schiffbau, aber auch in Behörden und an Hochschulen.

Die klassische Ausbildung zum Kapitän beginnt mit einem Praktikum an Bord und einer anschließenden Ausbildung zum Schiffsmechaniker. Anschließend folgt ein Studium an einer Seefahrtschule. Die Gehaltsperspektiven richten sich nach dem Heuertarifvertrag See. Er sieht für Kapitäne ein Bruttomonatsgehalt von 6432 Euro vor, für Erste Offiziere 5210 Euro.