Das Elbe-Klinikum gilt für den TÜV-Süd als wegweisendes Krankenhaus. Fürt die harte Arbeit der Kliniken gibt es ein Qualitätssiegel.

Stade/Buxtehude. Elbe-Kliniken-Chef Siegfried Ristau ist stolz auf das Dokument, das die Einrichtung vom TÜV-Süd erhalten hat. Die Prüfstelle hat den Elbe-Kliniken Stade und Buxtehude eine hohe Qualität bescheinigt. Das Ganze nennt sich "Zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2008 und MAAS BGW 2008". Doch was sich hinter den Abkürzungen verbirgt, ist für Nicht-Experten auf dem Gebiet der Zertifizierung ein Buch mit sieben Siegeln.

"Im Grunde geht es darum, dass wir prüfen, ob die Klinik sowohl bei der Betreuung von Patienten als auch bei der Sicherheit der Mitarbeiter den höchsten Ansprüchen genügt", sagt Monika Kiese vom TÜV-Süd.

Qualität sei letztlich Kundenzufriedenheit, und genau darum gehe es bei einer Prüfung wie sie nun die Elbe-Kliniken erfahren haben. Wenn Kunden nicht mit der Arbeit der Klinik zufrieden wären, Mitarbeiter ausgebeutet und Sicherheitsrisiken eingegangen würden, dann gäbe es auch kein Qualitätssiegel.

Ristau sagt, dass das Siegel für die Klinik kein Selbstgänger gewesen sei. "Wir waren bereits seit 2005 nach der KTQ-Richtlinie zertifiziert worden, doch wir wollten mehr. Bei der DIN-ISO-Zertifizierung sind die Anforderungen an die Qualität deutlich höher", sagt der Geschäftsführer.

Es ist etwa so, wie wenn ein Fußballklub von der zweiten in die erste Bundesliga aufsteigt. Mehr Leistung, mehr Service, mehr Verantwortung - und mehr Prestige. Dafür musste die Klinik laut Ristau lange hart arbeiten.

Für die Patienten bedeute die Auszeichnung, dass sie sich darauf verlassen könnten, von Beginn an eine besonders gute medizinische und stationäre Versorgung zu erhalten. "Von dieser Leistung dürfen sich viele Kliniken eine Scheibe abschneiden. Diese Klinik ist zum großen Teil eine Benchmark-Klinik", sagt TÜV-Mitarbeiterin Monika Kiese.

Während der Prüfung im November haben sich die Mitarbeiter des TÜV intensiv umgesehen und nicht nur Dokumente geprüft. Insgesamt fünf Tage wurden die verschiedenen medizinischen Stationen, die Funktionsbereiche, darunter die Küche, sowie die Klinikleitung und der Verwaltungsbereich von drei Auditoren-Teams unter die Lupe genommen.

"Der Gang eines Patienten wurde bei der Auditierung vollständig überprüft, von der Aufnahme über die Diagnostik, medizinische und chirurgische Maßnahmen sowie Therapien bis zur Entlassung", sagt Kiese.

Die Klinik-Mitarbeiter seien etwa mit Fallbeispielen konfrontiert worden, die dann zügig, sachlich und zielgerichtet abgearbeitet werden mussten. Unter anderem mit Checklisten sei die Leistung dokumentiert worden, hinzu kam eine Auswertung von Dokumenten, die im Arbeitsalltag angefertigt werden, und mehrere Mitarbeitergespräche.

Geprüft wurde auch, was mit den Berichten der Ärzte geschieht, ob es ein Beschwerdemanagement für Patienten gibt, ob reflektiert wird, was moniert oder vorgeschlagen wird, und ob Verbesserungsziele definiert und die Mitarbeiter in diese Prozesse eingebunden werden.

"Ich sehe es positiv, dass so genau hingeschaut wurde. Das Hinterfragen der alltäglichen Arbeitsprozesse ist gut für uns. Es muss ja auch mal jemand den Finger in die Wunde legen, wenn etwas noch nicht perfekt läuft. Uns hat die Prüfung dazu gebracht, unsere Arbeit in einem anderen Licht zu sehen und zu erkennen, wo wir noch besser werden können", sagt der Klinik-Chef.

Aus den gesammelten Informationen habe sich in der Auswertung für den TÜV ein Gesamtbild ergeben, sagt Kiese. Und das war durchgehend sehr gut. "Wir konnten feststellen, dass in der Klinik hohe einheitliche Standards geschaffen wurden, die den Patienten eine hohe Sicherheit garantieren."

Der jüngste Ernstfall, bei dem die Klinik die Einhaltung hoher Qualitäts- und Sicherheitsstandards unter Beweis stellen konnte, trat Ende Januar ein, als Darmkeime auf der Frühchen-Station entdeckt wurden. Die betroffenen Babys wurden isoliert und Risikoschwangere vorerst nicht mehr aufgenommen. Bei allen Patienten der Station, beim Personal und den Eltern wurde ein Screening angeordnet. Das Krisenmanagement wurde von Gesundheitsministerin Aygül Özkan (CDU) damals ausdrücklich gelobt.

Gibt es auch Defizite bei der Klink? Benno Stinner, ärztlicher Leiter des Klinikums, antwortet nur indirekt auf diese Frage. "Es ist wie bei uns wie bei der Automobilindustrie. Die bringt regelmäßig neue Modelle auf den Markt, die Neuerungen und Verbesserungen bieten, die vorher gar nicht möglich waren. Ähnlich ist es im medizinischen Bereich, Verbesserungspotenzial wird es immer geben", sagt er.

Wo dieses Verbesserungspotenzial liegt, das hänge auch davon ab, wie die Mitarbeiter in neue Arbeitsprozesse eingebettet werden und wie aus den gemachten Erfahrungen neue Ziele definiert werden, sagt Stinner. "Wenn wir alle Mitarbeiter mitnehmen, können wir uns auch stetig verbessern."